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Revirement bei Rail Cargo Group

In der Rail Cargo Group, Güterkonzern der ÖBB, gibt seit Jahresbeginn ein Zweier-Vorstand den Ton an. Kontinuität, Produktivitätssteigerung und Marktoffensive stehen auf der Agenda. 

Im Vorstand der Rail Cargo Group (RCG) gab es zum Jahreswechsel ein überraschendes Revirement: Die Vorstände Reinhard Bamberger und Georg Kasperkovitz warfen überraschend das Handtuch und legten mit Wirkung Ende 2015 auf eigenen Wunsch ihre Vorstandsmandate nieder. Seit Anfang 2016 stehen jetzt Erik Regter und Ferdinand Schmidt als neuer (Zweier)-Vorstand auf der Kommandobrücke des Güterkonzerns mit seinen mehr als 8.000 Mitarbeitern unter dem Dach der ÖBB-Holding AG.

Regter, schon bisher im (Dreier)-Vorstand, zeichnet in der neuen Konstellation für das Operator-Geschäft und die Finanzen verantwortlich, Ferdinand Schmidt, bislang Geschäftsführer der Technischen Services im ÖBB-Konzern, übernahm zu Beginn dieses Jahres als Vorstand Vertrieb und Produktion. So viel steht fest: Beide Manager setzen auf Kontinuität, werden den bisherigen Weg fortsetzen. Doch will und muss man an vielen Schrauben drehen, um Produktivität und Effizienz im Konzern zu optimieren und den Kunden qualitativ anspruchsvolle Produkte, Züge und Logistikdienstleistungen zu bieten.

Zu den Schwerpunkten in diesem Jahr gehört ein neues Geschäftsmodell, das jenem der Spediteure folgt, nämlich Abwicklung von Geschäften nach dem Hauptfrachtführer- und Unterfrachtführer-Prinzip. Dieses Modell wird im grenzüberschreitenden Verkehr schlagend und besagt simpel: Wer als Bahn den Kunden federführend betreut, agiert diesem gegenüber als einziger Ansprechpartner und offeriert eine Gesamtlösung, die entweder selbst produziert wird oder wofür Leistungen extern zugekauft werde. Diese Umstellung auf das neue Geschäftsmodell bedingt beispielsweise Anpassungen bei Tarifen oder Produktionsprozessen.

„Wir forcieren Achsenverkehre von der Nordsee bis in die Türkei und haben Europa im Fokus“, sagt Regter. Beispiel für Achsenverkehre ist das neue Zugprodukt Antwerpen–Linz, das Mitte 2015 begonnen wurde: Wöchentlich gibt es drei Rundläufe zwischen beiden Standorten, in den nächsten Monaten wird die Frequenz auf fünf Rundläufe aufgestockt. Mit diesem Zug wird West- mit Osteuropa verbunden, wobei Linz als Hub fungiert. „Wir müssen unsere Kapazitäten besser auslasten und uns zunehmend von überlieferten traditionellen Kategorisierungen verabschieden“, erklärt Schmidt. Optimiert wird mit Mischzügen, in denen Container, Einzelwagen oder Wagengruppen in einem Zug befördert werden. Aus der Außensicht hören sich Mischzüge vielleicht nicht kreativ an, doch diese clever und effizient zu produzieren sei aus Regters Sicht sehr wohl kreativ. Kreativität ist auch gefragt angesichts sinkender Ölpreise und dem stärker werdenden Preisdruck seitens der Straße. RCG steht unter großem Preisdruck und muss die Produktionskosten reduzieren.

Schmidt: „Was wir anstreben, ist eine Ausrichtung auf neue Geschäftsmodelle und ein Verlassen von Nomenklaturen, die sehr stark aus dem System heraus kommen.“ Gemeint ist damit die Differenzierung nach Produktarten (Ganzzug, Intermodal etc.). Vielmehr stehen individuell auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Transport- und Logistikdienstleistungen im Fokus. Schmidt: „Wir müssen die interne Komplexität, die wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, signifikant reduzieren.“ Schmidt erklärt, was er unter neue Geschäftsmodelle versteht, so:  Künftig will man bei internen Kalkulationen keine extremen Aufwendungen mehr betreiben, wenn es darum geht, hausinterne Leistungen zu verkaufen. Auch will man die Einkaufspolitik auf den Prüfstand stellen. Jährlich kauft RCG extern Dienstleistungen für 400 Mio. Euro zu. Hier beispielsweise eine fünfprozentige Reduktion zu erreichen, würde einen Einsparungseffekt von 20 Mio. Euro bringen.

Quelle: PI/Redaktion

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