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Risikomanagement – Aktueller denn je

Risikominimierung und Risikomanagement gehören zum Grundwortschatz eines jeden Unternehmens. Im Rahmen des Lehrganges universitären Charakters „Executive Management“ zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science (Management), den Quality Austria in Kooperation mit SanConsult durchführt, analysierte Mag. Hedwig Pintscher für ihre Master-Thesis die Bedeutung und Umsetzung von Risikomanagementsystemen bei zertifizierten österreichischen Betrieben.

Risikomanagement in zertifizierten österreichischen Betrieben. Im Sommer 2010 wurde eine Umfrage bei qualityaustria Kunden zum Thema „Risikomanagement“ durchgeführt. Zielsetzung der Umfrage war, einen Überblick über Wahrnehmung und Einstellung zu Risikomanagement sowie Informationen zur Umsetzung von Risikomanagementsystemen bei zertifizierten Unternehmen in Österreich zu erhalten. Die Zielgruppe waren Geschäftsführer von zertifizierten Unternehmen. Insgesamt nahmen 156 Unternehmen an der Umfrage teil.

Risikomanagement wird von über 90 Prozent der Unternehmen als wichtig oder sehr wichtig eingeschätzt. Lediglich 7,8 Prozent der befragten Personen halten es für weniger wichtig. Die Bewertung „nicht wichtig“ wurde von keiner Person angegeben. Für die Zukunft geht der Großteil der Unternehmen davon aus, dass die Bedeutung von Risikomanagement zunehmen wird, 25 Prozent sogar von einer deutlichen Zunahme. Mit einer abnehmenden Bedeutung wird in keinem Fall gerechnet. Die vier wichtigsten Risiken sehen die Unternehmen in der Wirtschaftslage, dem Mitbewerb/Konkurrenz sowie in Problemen mit Kunden und im Mangel an qualifiziertem Personal.

Drei Gründe
Die drei wichtigsten Gründe für die Einführung eines Risikomanagementsystems sind aus Sicht der Unternehmen:

1. Risikomanagement unterstützt die langfristige Absicherung des Unternehmens.
2. Risikomanagement trägt dazu bei, bestandsgefährdende Entwicklungen für ein Unternehmen rasch zu erkennen.
3. Risikomanagement ermöglicht eine rasche Reaktion im Krisenfall/Notfall.
Im Vergleich zu der großen Bedeutung, die einem Risikomanagement zugeschrieben wird, ist die Umsetzung in den Unternehmen deutlich geringer. Ca. 30 Prozent der Unternehmen, die Risikomanagement als sehr wichtig und 50 Prozent der Unternehmen, die Risikomanagement als wichtig ansehen, haben kein Risikomanagementsystem installiert. Nur rund die Hälfte davon plant, in den nächsten ein bis zwei Jahren ein Risikomanagementsystem aufzubauen.

Die Analyse der Ergebnisse hat aber auch gezeigt, dass einige Unternehmen zumindest in Teilbereichen Risikomanagementsysteme aufgebaut haben, diese aber nicht als Risikomanagementsystem wahrnehmen. Umweltmanagement und Arbeitssicherheit fordern Risikobewertungen (Bewertung der Umweltaspekte bzw. Evaluierung) und die Einführung von Risikomanagement / Notfallvorsorge in Teilbereichen und sind somit auch als Risikomanagementsysteme anzusehen. Dennoch haben 21 Prozent der ISO 14001 und 44 Prozent der BS OHSAS 18001 bzw. SCC zertifizierten Unternehmen angeführt, dass sie kein Risikomanagementsystem aufgebaut haben.

Im Gegenzug dazu scheinen die produktspezifischen Forderungen bei Lebensmitteln oder Medizinprodukten sehr wohl mit Risikomanagement in Verbindung gebracht zu werden. Alle Betriebe dieser Branchen geben an, ein teilweise oder vollständig eingeführtes Risikomanagementsystem installiert zu haben.

Hinsichtlich der Systemdokumentation hat mehr als ein Drittel der Unternehmen das Risikomanagement vollständig und fast die Hälfte als teilweise integriertes System aufgebaut. Knapp 20 Prozent der Unternehmen führen getrennte Managementsystem. Aus den qualityaustria Lehrgängen zum Risikomanagement wird seitens der Teilnehmer die Möglichkeit zur Integration von Risikomanagement in ein Qualitätsmanagement als eine wesentliche Erkenntnis angegeben. Einer Integration ist in der Praxis in den meisten Fällen sicherlich der Vorzug zu geben. Beim Aufbau von Risikomanagementsystemen wird von den meisten Unternehmen auf keinen Standard als Grundlage zurückgegriffen. Nur 18 von 119 Unternehmen gaben an, entweder konzerninterne Standards, ISO 31000, ONR 49000ff oder spezifische Risikomanagementstandards anzuwenden. Konzeninterne Richtlinien dominieren dabei. Dies lässt den Schluss zu, dass die Standards für Risikomanagementsysteme noch weitgehend unbekannt sind.

Als Einstieg für eine systematische Auseinandersetzung, aber auch zur Weiterentwicklung von Teilsystemen, ist eine fundierte Risikoanalyse anzusehen. An der Möglichkeit, im Rahmen eines ISO 9001 – Audits auch einen Risikocheck (Risikofieberkurve) durchzuführen, zeigten rund 70 Prozent der Unternehmen ein Interesse.

Quelle: Quality Austria

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