Roboter im Schuhlager: Mensch und Maschine kommissionieren

Der „neue Kollege“ TORU unterstützt nun die Mitarbeiter der ITG. Die sichere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine wird durch zahlreiche Sensoren am Roboter sichergestellt.

Unter dem Begriff „Industrie 4.0“ wird nicht nur viel berichtet, sondern neue Technologien halten inzwischen in fast allen Wertschöpfungsbereichen Einzug. So auch in der Logistik. Denn mit dem rasanten Wachstum im E-Commerce werden die Herausforderungen für die Branche, insbesondere für die Fulfillmentanbieter, immer größer. Der Arbeitsalltag ist vielerorts geprägt durch Volumenschwankungen, Auftragsspitzen und Arbeitskräftemangel. Zeitgleich werden die Anforderungen an die Reaktionsfähigkeit und Schnelligkeit in der Abwicklung, auch getrieben durch den boomenden Onlinehandel, immer höher. Um diese Herausforderungen zu meistern zeichnet sich der zunehmende Einsatz von intelligenten Robotern als Lösung ab.

Die ITG startete jüngst am Standort Schwaig zusammen mit der Sportmarke PUMA und dem Start-up Magazino als Technologiepartner ein Pilotprojekt. In dem Logistikcenter, das die ITG für die PUMA Retail Stores betreibt, kommen seit letztem Jahr mobile Roboter zum Einsatz, welche die Mitarbeiter beim Kommissionieren von Schuhkartons unterstützen.
Das Pilotprojekt hatte PUMA initiiert, nachdem man bei einem Messebesuch auf den Hersteller des Roboters, das Münchner Start-up Magazino, gestoßen war. Die ITG war dem Projekt gegenüber von Anfang an aufgeschlossen. Ein gemeinsames Projektteam der beteiligten Unternehmen kümmert sich seitdem um die Umsetzung.

Mit dem Roboter TORU wird der stückgenaue Zugriff auf das einzelne, individuelle Objekt ermöglicht und nicht nur auf genormte Ladungsträger wie Trays oder Kisten. Der adaptive Greifer kann verschiedene quaderförmige Objekte greifen – von einem kleinen Taschenbuch bis zu einem Schuhkarton. Anschließend kann der Roboter die gegriffenen Objekte in seinem Regal zwischenlagern und anschließend zur Versandstation bringen.

TORU lernt beim Picken dazu.
Neuartig an diesem System ist die Software, welche Technik und Sensorik miteinander vernetzt. Bei TORU handelt es sich um einen perzeptionsgesteuerten Roboter – dank Kameras, Computervision, zahlreichen Sensoren und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz kann der Roboter seine Umwelt in Echtzeit wahrnehmen, interpretieren und darauf basierend Entscheidungen treffen. Dies ermöglicht nicht nur die permanente Anpassung an die Lagertopologie und den Einsatz des
Roboters in Arbeitsbereichen gemeinsam mit Menschen, sondern auch die eigenständige Lernfähigkeit des Systems.

Der „neue Kollege“ TORU unterstützt nun die Mitarbeiter der ITG. Die sichere Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine wird durch zahlreiche Sensoren am Roboter sichergestellt. Diese erfassen permanent die Umgebung. Sobald jemand TORU zu nahe kommt, reduziert er seine Geschwindigkeit und stoppt letztendlich seine Bewegungen. Das System wurde durch die Berufsgenossenschaft und technische Prüfstellen abgenommen, um die Arbeitssicherheit zu gewährleisten.

Zusammenarbeit Mensch – Maschine.
Ein großer Vorteil ist, dass der Roboter unabhängig von Arbeitszeitmodellen eingesetzt werden kann, zum Beispiel in einer Spät- oder Nachtschicht. TORU kommt sogar ohne Hallenbeleuchtung aus, denn mit eingebauten Scheinwerfern beleuchtet er seine Arbeitsumgebung selbst. Besonders innovativ und ein echter Pluspunkt bei diesem Konzept ist die agile Gestaltung des Systems: Der Roboter kann ohne Zusatzaufwand in andere Bereiche versetzt werden und lernt diese von selbst kennen. Diese Flexibilität liefert einen großen Mehrwert, was PUMA und ITG überzeugte.

Ziel des Pilotprojektes ist einerseits den Roboter beim Einsatz im Praxisumfeld zu testen. Dabei sollen Fragen zum Verhalten im Arbeitsumfeld mit Menschen, Stabilität und Konstanz im täglichen Einsatz sowie Reifegrad der Technik
unter Realbedingungen beantwortet werden. Andererseits möchten die beteiligten Partner verstehen, wie leistungsfähig Roboter sein können. Dafür werden verschiedene Szenarien dargestellt, um am Ende Erkenntnisse zu haben, wie ein ideales Umfeld für die Technik aussieht. (RED)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 2/2018

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