Rundschau zu aktuellen Themen

Österreichs Transporteure wollen für den Diesel weniger Steuern bezahlen, um Kosten zu sparen. Rail Cargo Austria bleibt in der Fläche präsent und forciert den Einzelwagenverkehr. Bei Austrian Airlines wird scharf durchgegriffen. Eine aktuelle Tour d’Horizon zu den aktuellen Themen in der heimischen Verkehrswirtschaft.  Redaktion: Markus Trostmann


Transporteure fordern Gewerbediesel

Die kostenseitigen Belastungen für die österreichische Transportbranche nehmen immer weiter zu. „Auf niedrigem Niveau bleibt dabei leider nur die öffentliche Unterstützung für die Mobilitätsunternehmen“, betont Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Und als nieder bezeichnet der Kammerfunktionär auch die Margen in den Bertrieben. Daher fordert er stellvertretend die gesamte Branche von der Politik die Einführung eines sogenannten Gewerbediesel. Der Dieselkostenanteil im Güterverkehr liegt etwa bei 20 bis 30 Prozent – angesichts der geringen Margen in der Branche eine kritische Größe. 
 

Klacska fordert daher einen niedrigeren Steuersatz auf Diesel für gewerbetreibende Unternehmen. Ein Gewerbediesel könnte 33 Cent je Liter statt derzeit 39,7 Cent ausmachen. Das wäre eine 17prozentige Entlastung für die Unternehmen und damit ein wichtiger Schritt, um Wettbewerbschancen der heimischen Transportunternehmen aufrecht zu erhalten. Aktuell zahlt in Österreich, egal ob Transportunternehmer oder privater Autofahrer, rund 397 Euro Mineralölsteuer für 1.000 Liter Diesel. „ Klacska: „Wir fordern eine maximale Mineralölsteuer von 330 Euro auf 1.000 Liter Diesel für gewerbliche Verbraucher.“ 

 

Der Wert von 330 Euro unterschreite den Schnitt jener EU-Länder, wo es einen „Gewerbediesel“ gibt.  Einen solchen gibt es etwa im Treibstoff-Hochpreisland Italien: Ein Privater muss dort pro 1.000 Liter Diesel 593 Euro Mineralölsteuer berappen; ein gewerbliches Transportunternehmen „nur“ 403 Euro, ergibt eine Differenz von 32 Prozent. In Österreich würde es sich beim geforderten Höchstwert von 330 Euro pro 1.000 Liter Diesel um eine Differenz von 17 Prozent handeln beziehungsweise um einen vergünstigten Steuersatz von 33 Cent je Liter statt derzeit 39,7 Cent pro Liter. Slowenien gewährt neun Prozent, Belgien 23 Prozent und Ungarn 15 Prozent. (MT)

 

Rail Cargo Austria bleibt stark präsent

Nicht nur das Straßengüterverkehrgewerbe stöhnt unter den ständig steigenden Kosten. Auch Rail Cargo Austria (RCA), die Gütersparte der ÖBB, muss in der Produktion von Einzelwagengüterverkehren jeden Euro umdrehen, bevor er ausgeben wird. Einen Waggon abseits von Hauptstrecken bis zum letzten Bahnhof irgendwo im Waldviertel zu ziehen, kostet RCA deutlich mehr Geld als wenn Ganzzüge traktioniert werden. Dennoch: RCA wird nicht, wie das andere Bahnen in Europa schon praktizieren, die Fläche aufgeben und weiterhin der verladenden Wirtschaft Einzelwagenverkehre anbieten, betonte erst jüngst Andreas Fuchs, Vorstand von RCA bei einer Veranstaltung in Wien.  Zum einen ist RCA überzeugt, dass jeder Waggon mehr auf dem Schienennetz den Deckungsbeitrag erhöht, zum anderen steht die österreichische Verkehrspolitik ganz klar hinter der Aufrechterhaltung dieses für die Bahn essentiell wichtigen Geschäfts. Rund 45 Prozent des RCA-Güterverkehrs entfallen  auf den Einzelwagen, 55 Prozent entfallen  auf das Ganzzuggeschäft. Die großen Mengen mit Einzelwagen kommen aus der Holz-, Chemie- und Agrarindustrie und diese könne damit rechnen, dass RCA sie auch künftig mit diesem Service bedienen wird, verspricht Fuchs. Allerdings muss die Bahn freilich  dabei sehr genau auch die betriebswirtschaftliche Performance berücksichtigen und im Rahmen des laufenden Sanierungsprogramms bei RCA Strecken, Bedienstellen, regionale Entwicklungspotenziale etc. auf den Prüfstand gestellt. RCA fährt täglich 1.350 Güterzüge mit Einzelwagen, dazu kommen noch 300 Ganzzüge. Einzelwagen verursachen hohe Kosten und sind „keine einfache Produktion“, sagt Fuchs. Produktivität steigern heißt beim Einzelwagenverkehr multifunktionaler Arbeitskräfteeinsatz, weniger Schnittstellen, Bedienrasteroptimierung und Produktion im Hub- and Spoke-System. RCA ist in der europäischen Allianz Xrail mit von der Partie, der noch SBB Cargo, CFL, SNCB, DB, Green Cargo angehören. Allesamt sind diese Bahngesellschafter eine Zukunft mit dem Einzelwagen. Weniger entschlossen sind die Bahnen in Osteuropa, ob sie weiter einzelne Wagen fahren sollen oder nicht.  (MT)

Stürmische Zeiten bei Austrian Airlines
 
Austrian Airlines durchfliegen derzeit eine Zone massiver Turbulenzen. Vorstandsmitglied Peter Malanik musste den Hut nehmen und erlitt das gleiche Schicksal wie Andras Bierwirth, der ebenfalls den Vorstand verlassen musste. AUA-Chef Jaan Albrecht fährt einen beinharten Sanierungskurs, was konkret alle Mitarbeiter ab Anfang Juli zu spüren bekommen, wenn das AUA-Bordpersonal in den Flugbetrieb der Tyrolean umgestellt wird. Dort wird bereits Anfang Juni mit Gaudenz Ambühl ein neuer CEO an Bord gehen und den jetzigen Chef Christian Fitz beerbt. Malanik wird nachgesagt, er sei zu sehr um Konsens mit dem AUA-Betriebsrat bemüht gewesen, was Albrecht gar nicht in den Kram passt, der mit eiserner Hand die Airlines für die Eigentümerin Lufthansa in ruhigere Zonen fliegen soll. Dass der Mutter Lufthansa die Tochter Austrian Sorgen bereitet ist bekannt. 140 Mio. Euro werden die Deutschen zuschießen, um die Tochter stark zu machen für die Herausforderungen. Die Angst, Lufthansa könnte Austrian heute oder morgen fallen lassen, zerstreut Mario Rehulka. Er war 1993 bis 2001 im AUA-Vorstand und hat einige Thesen aufgestellt, warum Lufthansa nicht fallen lassen wird. Austrian deckt den österreichischen und osteuropäischen Markt gut ab, gilt als Qualitätsairline und hat die Chance – sofern das 220 Mio. Euro-Einsparungsprogramm voll wirkt – per saldo besser dazustehen als andere Töchter im Lufthansa-Konzern. Von außen betrachtet könne es sich eine weltweit führende Airline wie Lufthansa wohl auch nicht leisten, den Staat Österreich zu brüskieren, der immerhin bei der Abgabe von Austrian 500 Mio. Euro spendiert hatte. (MT)

Quelle: Logistik express Print- und E-Paper Ausgabe 2-2012      

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