Schiene treibt das Wachstum der bayernhafen Gruppe an

 
Trotz der sich bereits abzeichnenden Finanz- und Wirtschaftskrise ist die bayernhafen Gruppe im vergangenen Jahr solide gewachsen. 

Die sechs Standorte Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg, Roth, Regensburg und Passau verzeichneten beim Güterumschlag ein Plus von 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt stieg das Aufkommen auf 28,1 Millionen Tonnen (2007: 26,4 Millionen Tonnen).

„Im laufenden Jahr werden auch wir die konjunkturbedingte Wachstumsdelle in der Logistik spüren“, prognostiziert Joachim Zimmermann, Geschäftsführer der Bayernhafen GmbH & Co. KG: „Der aktuelle Dämpfer wird aber nicht dazu führen, dass Infrastrukturvorhaben in unseren Binnenhäfen zurückgestellt werden.“ Für das laufende Jahr kündigt Zimmermann deshalb Investitionen in Höhe von 14 Millionen Euro an – etwa zwei Millionen Euro mehr als 2008.

„Gerade jetzt ist es wichtig, den Blick für notwendige und effiziente Investitionen zu schärfen“, sagt Zimmermann. Um im bayernhafen Nürnberg 52 Hektar weiterer Ansiedlungsflächen erstmalig vermarkten zu können, wendet die bayernhafen Gruppe für Erschließungsarbeiten und Auffüllungen 4,3 Millionen Euro auf – der größte Einzelposten im laufenden Jahr. Zudem wird die dortige Eisenbahninfrastruktur weiter verbessert: 2,4 Millionen Euro fließen in den Ausbau und die Elektrifizierung der Hafenbahnanlagen. Ohne Traktionswechsel sollen Güterzüge künftig auch direkt in den bayernhafen Regensburg einrollen: Für die Elektrifizierung der Zufahrt zum Hafen und eines Teils des Hafenbahnhofs sind Ausgaben von 1,2 Millionen Euro eingeplant. Auf diesem Weg soll die intelligente Vernetzung von Binnenschiff, Bahn und Lkw forciert werden.

Alle drei Verkehrsträger beendeten das vergangene Jahr im Plus. Wachstumsmotor war dabei erneut die Bahn. Auf der Schiene hat sich der Umschlag um 15,8 Prozent auf 5,6 Millionen Tonnen erhöht. Stark zugelegt hat nach einem Rückgang im Jahr 2007 die Verkehrsleistung des Binnenschiffs. Hier stieg der Güterumschlag auf 4,6 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Plus von 9,4 Prozent. Beim Lkw nahm der Umschlag um 3,1 Prozent auf 17,9 Millionen Tonnen zu.

Vernetzung der Verkehrsträger wird vorangetrieben
„Vor allem das starke Wachstum im Schienenverkehr zeigt, dass sich der klassische Binnenhafen zu einer trimodalen Logistikdrehscheibe entwickelt“, so Joachim Zimmermann. In den vergangenen Jahren hatte die bayernhafen Gruppe ihre trimodale Infrastruktur – die Umschlagkapazitäten zwischen Schiff, Bahn und Lkw – gezielt ausgebaut. Die Vernetzung der Verkehrsträger wird im laufenden Jahr vor allem in Bamberg und Nürnberg vorangetrieben. Seit Mitte Dezember ist im bayernhafen Bamberg das Terminal für den Kombinierten Verkehr (KV) in Betrieb. An der Betreibergesellschaft baymodal Bamberg GmbH ist die bayernhafen Gruppe zu 74,9 Prozent beteiligt.

„Durch unsere maßgeschneiderten Terminalleistungen mit hoher Flexibilität und Qualität sind wir noch tiefer in der Wertschöpfungskette verankert“, erläutert Joachim Zimmermann. Zudem hält die Hafengruppe 25 Prozent an der TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH. Im bayernhafen Nürnberg wird TriCon ab dem Fahrplanwechsel 2009/2010 das zweite Modul der KV-Anlage betreiben, das derzeit von der DB Netz AG gebaut wird. Untereinander und europaweit haben die sechs Standorte der bayernhafen Gruppe durch neue Containerzugverbindungen intermodale Transportketten geknüpft. „Die internationale Vernetzung der Häfen leistet einen weiteren wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Wachstum“, bilanziert Zimmermann. Damit sieht er die bayernhafen Gruppe gut gerüstet, wenn die Konjunktur wieder anzieht und das Güteraufkommen das Niveau der vergangenen Jahre übertreffen wird.

Namhafte Unternehmen haben sich neu angesiedelt
Immer wichtiger wird die Rolle der Binnenhäfen als Logistikcluster, die auf engstem Raum alle Anforderungen bestimmter Branchen erfüllen. Für Unternehmen hält die bayernhafen Gruppe geeignete Ansiedlungsflächen vor. Von den über vier Millionen Quadratmetern sofort verfügbarer oder bereits vergebener Ansiedlungsfläche wurden an den sechs Standorten im vergangenen Jahr insgesamt 340.000 Quadratmeter neu vermietet oder verpachtet. Beispielsweise entstand in Nürnberg auf einer Fläche von 55.000 Quadratmetern ein neuer Logistikpark mit einem Distributionszentrum der Hilti-Gruppe. Ebenfalls in Nürnberg hat DHL Freight ein neues Logistikzentrum mit einer Gesamtfläche von 53.000 Quadratmetern errichtet.

Bei der Entwicklung neuer Flächen achtet die bayernhafen Gruppe auf Nachhaltigkeit: Von den 340.000 Quadratmetern neu vermieteter Areale sind rund 17 Prozent Flächen, die revitalisiert wurden. „Wir dehnen uns nicht maßlos Richtung grüner Wiese aus, sondern nutzen bestehende Flächen“, erläutert Joachim Zimmermann. Ein Beispiel dafür sei die Zellner Recycling GmbH im bayernhafen Regensburg. Auf einem ehemaligen Werftgelände werden von dem Entsorgungsfachbetrieb Papier und Kunststoffe sortiert, vorbehandelt und recycelt.

Schienenverkehrsboom in Aschaffenburg …
Einen Boom auf der Schiene erlebte der bayernhafen Aschaffenburg: Nach der Aufnahme einer neuen Containerzug-Direktverbindung von und nach Rotterdam sowie Amsterdam hat sich das Umschlagvolumen auf 209.200 Tonnen nahezu verdoppelt (2007: 104.500 Tonnen). Die Züge verkehren zwei bis drei Mal pro Woche. Insgesamt belief sich das Umschlagvolumen auf 3,3 Millionen Tonnen, was einem Zuwachs von 16,7 Prozent entspricht. Der Verkehrsträger Binnenschiff erzielte ein Plus von 12,6 Prozent auf 910.700 Tonnen. Vor allem die Mineralölimporte haben sich verdoppelt – ein Nachholeffekt aus dem Jahr 2007.

Stark gestiegen ist der Lkw-Anteil: Insgesamt wurden 2,2 Millionen Tonnen bewegt. Gegenüber 2007 entspricht das einem Wachstum von 13,9 Prozent. Ein vor Ort ansässiger Logistikdienstleister hatte seine Transporte vom Containerlinienschiff auf die Straße verlagert. Anfang Februar 2009 wurde dieser Lkw-Ersatzverkehr zurück auf das Schiff umgestellt.

… und im bayernhafen Regensburg
Ähnlich wie im bayernhafen Aschaffenburg boomte auch im bayernhafen Regensburg der Umschlag per Bahn: Mit einem Plus von 15,8 Prozent erhöhte sich das Volumen der bewegten Güter auf 1,8 Millionen Tonnen. Die Zunahme resultiert aus einer Steigerung bei den Mineralöltransporten sowie einer starken Nachfrage nach der Rollenden Landstraße (RoLa) Richtung Trento. Mittlerweile verkehren die Züge auf dieser Verbindung 21 Mal pro Woche. Dagegen musste die RoLa Regensburg – Graz mangels Auslastung eingestellt werden – eine Folge der Krise in der Automobilindustrie. Um drei Prozent leicht rückläufig war der Umschlag im Lkw-Verkehr mit 3,4 Millionen Tonnen.

Insgesamt belief sich die im bayernhafen Regensburg umgeschlagene Gütermenge auf 7,7 Millionen Tonnen – plus fünf Prozent. Im Schiffsgüterverkehr konnte die Position als wichtigster Umschlagstandort im Freistaat untermauert werden. Bei der Umschlagmenge gab es ein Wachstum in Höhe von zehn Prozent auf 2,5 Millionen Tonnen.

Als Spezialist für Großraum- und Schwergutumschläge nimmt der bayernhafen Regensburg eine immer wichtigere Rolle ein. Trafos, Maschinen oder Teile von Anlagen werden dort vom Lkw oder von der Bahn auf das Binnenschiff umgeschlagen und nach Südosteuropa oder Richtung Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam (ARA-Häfen) verschifft. Mit 440 Tonnen war ein Trafo, der per Bahn aus Landshut angeliefert wurde und per Schiff zu einem Kraftwerk an der Weser weiterbefördert wurde, im vergangenen Jahr das absolute Schwergewicht.

Deutliche Zuwächse bei Schiff und Bahn in Nürnberg
Auch in Nürnberg konnte das Geschäft mit den Schwergutumschlägen ausgeweitet werden. Die Anzahl der Projektverladungen stieg von 30 auf 43. Insgesamt hat der bayernhafen Nürnberg mit seiner Außenstelle in Roth seinen Umschlagrekord aus dem Jahr 2007 im vergangenen Jahr erneut eingestellt – und bleibt damit Süddeutschlands größtes Logistikzentrum. Dort wurden im vergangenen Jahr 14,1 Millionen Tonnen Güter bewegt – ein Zuwachs von sechs Prozent.

Annähernd gleiche zweistellige Wachstumsraten verzeichneten dabei das Schiff (plus 12,6 Prozent) und die Bahn (plus 12,4 Prozent). Auf dem Wasserweg wurden 540.300 Tonnen und per Schiene 3,4 Millionen Tonnen bewegt. Das sehr starke Wachstum auf der Schiene entfällt zu fast gleichen Teilen auf den Kombinierten wie den konventionellen Verkehr und geht auf neue Zugverbindungen zurück. Nach einem schwierigen Jahr 2007 mit eisbedingten Sperrungen des Main-Donau-Kanals hat sich die Situation für die Binnenschifffahrt normalisiert. Vor allem bei den land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen, Düngemitteln sowie bei den Nahrungs- und Futtermitteln gab es einen starken Zuwachs. Trotz schwacher Auslastungen im vierten Quartal gab es beim Lkw Zuwächse in Höhe von 3,7 Prozent auf 10,1 Millionen Tonnen. Die Transporte von Massengut und Recyclingmaterial blieben ebenso wie zum Teil die Stückgutverkehre auf Vorjahresniveau. Beim Containerumschlag per Bahn erhöhte sich das Volumen von 116.000 auf 131.000 Standardeinheiten (TEU). Das entspricht einem Zuwachs von 13 Prozent.

Umschlag in Passau wächst überdurchschnittlich
Über dem gruppenweiten Durchschnitt gewachsen ist der Gesamtumschlag im bayernhafen Passau, der im vergangenen Jahr um 14,3 Prozent auf 582.700 Tonnen anstieg. Beim Schiffsumschlag gab es einen Zuwachs auf 345.700 Tonnen – plus 10,7 Prozent. Von 195.700 Tonnen auf 235.000 Tonnen zulegen konnte auch das Umschlagvolumen beim Lkw. Per Bahn wurden 2.000 Tonnen Güter umgeschlagen. Nach seinem Ausbau zur trimodalen Schnittstelle hatte der neue bayernhafenPassau im Sommer vergangenen Jahres seinen Betrieb aufgenommen.

Stabiles Güteraufkommen in Bamberg
Mit 2,4 Millionen Tonnen blieb das Umschlagvolumen im bayernhafen Bamberg gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Dabei entwickelten sich die Verkehrsträger jedoch unterschiedlich. Während der Umschlag per Binnenschiff um 6,5 Prozent auf 338.300 Tonnen nachgab – Gründe waren Rückgänge bei den landwirtschaftlichen Produkten und beim Holzumschlag –, legte die Bahn durch vermehrte Importe von Öl und Düngemitteln kräftig zu. Hier stieg das Transportvolumen innerhalb eines Jahres von 120.800 Tonnen auf 156.400 Tonnen an. Das entspricht einem Zuwachs von 29,5 Prozent. Dieser Trend dürfte sich im laufenden Jahr wegen des neuen Terminals für den Kombinierten Verkehr fortsetzen. Die größte Verkehrsleistung erbrachte annähernd auf Vorjahresniveau der Lkw mit einem Volumen von 1,9 Millionen Tonnen.

Neben dem Güterverkehr hat der bayernhafen Bamberg einen Schwerpunkt im Personenverkehr. In den zurückliegenden Jahren machten immer häufiger Kreuzfahrtschiffe fest. Legten 2007 die Passagierschiffe noch 357 Mal an, belief sich diese Zahl 2008 auf 458. Mit Beginn der Kreuzfahrtsaison war im vergangenen Jahr eine neue Anlegestelle in Betrieb gegangen. Für das laufende Jahr sind bereits 440 Hotelschiffe mit einer Kapazität von rund 60.000 Passagieren angemeldet.

Quelle: MyLogistics

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