Seeleute leiden unter der Krimkrise

Die Entwicklungen auf der Krim und die Unruhen in der Ukraine sind auch für die deutsche Seeschifffahrt zu spüren. Nach den Worten von Manfred Müller und Jens Feuerhake, Geschäftsführer von Northwest Crewing in Leer, ist es seit Anfang des Jahres sehr kompliziert, die Heuer für Seeleute von der Krim und aus der Ukraine auszuzahlen.

„Wir können leider nicht sicherstellen, dass die dortigen Banken unseren Leuten das Geld gutschreiben und regelmäßig zur Verfügung stellen“, sagt Manfred Müller. Für den Seemann selbst sei das zwar unangenehm, aber nicht bedrohlich. Er habe an Bord Kost und Logis und könne sich kleinere Summen vom Kapitän auszahlen lassen. „Sorgen bereiten uns aber die Familien der Seeleute. Für die hat die Situation zum Teil existenzielle Auswirkungen, weil sie auf regelmäßige Überweisungen angewiesen sind, um Miete, Essen, Kleidung zu bezahlen.“

Northwest Crewing vermittelt seit 2008 erfolgreich Seeleute aus aller Welt auf deutsche Schiffe. Kunden sind vornehmlich deutsche Kümo-Reedereien. „Bislang stammen rund 40 Prozent der von NWC vermittelten Seeleute von der Krim und aus der Ukraine“, sagt Jens Feuerhake. „Wir bemühen uns auf alle erdenkliche Weise, unseren Seeleuten zu helfen. So versuchen wir, über lokale Geschäftspartner in der Region die Familien zu unterstützen.“

Eine Möglichkeit sei auch, die Heuer bar auszuzahlen. Aber das sei in der Trampschifffahrt, in der sich für die Schiffe von heute auf morgen die Anlaufhäfen ändern können, sehr schwierig. „Die Gesetze in manchen Ländern in der EU erlauben es uns nicht, kurzfristig größere Bargeld-Summen bereitzustellen, die wir dann direkt an Bord auszahlen könnten.“ Die Barauszahlung der Heuer sei außerdem nur der letzte Ausweg, „denn es ist nicht ungefährlich, in diesen Gegenden mit einer großen Summe Bargeld in der Tasche herumzulaufen“. „Dank unseres weltweiten Agenturnetzes haben wir eine große Anzahl von Seeleuten in unserer Kartei“, so Jens Feuerhake. „Das ermöglicht es uns, flexibel auf solche Situationen zu reagieren. Unser größter Vorteil ist, dass wir mit BTSC in Riga eine Schwesterfirma haben, die vornehmlich Seeleute aus den baltischen Staaten rekrutiert.“ Als EU-Ausländer können diese innerhalb von Europa reisen und auch ohne Beschränkungen Geldgeschäfte abwickeln.

Für viele ukrainische Seeleute bleibe im Moment nur die Hoffnung, dass sich in ihrer Heimat die Situation möglichst bald wieder normalisiert. Oft gebe es gar keine andere Möglichkeit, als die Heuer auf einem deutschen Konto zu parken.

Quelle: MyLogistics
Portal: www.logistik-express.com

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