Stress im Job nimmt zu


Sparwut

Warum wird der Personalabbau so oft als die einzig wirksame Stabilisierungs- oder Rettungsmass-nahme für das Unternehmen gesehen? Bei dieser an sich einfachen Frage – die meisten Chefs würden wohl mit „Na, weil’s ganz schön Kosten spart“ wie aus der Pistole geschossen antworten – fährt die Wiener Psychotherapeutin Rotraud Perner förmlich aus der Haut.

Perner kritisiert, dass sich die Entscheider in der Regel die Sache viel zu einfach machen und auf wirtschaftliche Probleme kurzsichtig reagieren: „Unternehmen stehen unter Druck und geben diesen an die Mitarbeiter einfach weiter, indem sie ihnen immer höhere Quantitäten an Arbeit abverlangen – mit der Qualität der Arbeit hat das nichts zu tun, die ja für ein Unternehmen entscheidend ist. In diesem Punkt setzen Unternehmen sich und ihrer Belegschaft unrealistische Zielvorgaben – woran diverse Consulter nicht ganz unschuldig sind.“

Die Kostenminimierung – und nicht der Zeitdruck – ist somit laut Perner die Ursache für Stress am Arbeitsplatz und somit auch für die Verschlechterung der Mitarbeiterleistung. Letzteres ist dem Unternehmen alles andere als dienlich, besonders in schlechten Zeiten. Gerade die psychische Belastung am Arbeitsplatz mündet bekanntlich oft in eine (Selbst-)Kündigung oder in Fehlzeiten: Rund ein Drittel der Krankenstände erfolgt wegen psychischer Belastungen am Arbeitsplatz, rechnet Perner vor. 

Es geht auch anders
„Wenn die Rahmenbedingungen schon so sind, dass gespart werden muss, dann sollten der direkte Vorgesetzte und der Arbeitnehmer gemeinsam überlegen, wie die Leistung und die Ziele unter erschwerten Bedingungen erbracht werden sollen“, sagt Perner. Der Vorgesetzte unterstützt den Arbeitnehmer, indem er sich regelmässig nach dem Arbeitsfortschritt und eventuellen Problemen erkundigt und Hilfe anbietet: „Vorgesetzte sollten sich regelmässig bei den einzelnen Mitarbeitern erkundigen, ob diese alle erforderlichen Arbeitsmittel haben – und ob sie noch irgendwo Unterstützung brauchen.“ Auch die Teamgespräche sollten von den Teilnehmern als eine Gelegenheit genutzt werden, „auszumisten“ – also sich ruhig offen über gewisse Dinge zu ärgern, um dadurch Raum für eine Diskussion über Lösungen zu schaffen.

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