Trotz Krise: Globalisierung geht weiter


12. und 13. März stand Bremerhaven ganz im Zeichen des 4. BREMER LOGISTIKTAGs. Rund 500 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten unter dem Motto „Deutschland – Gateway zur Welt“ die Herausforderungen, mit denen die Branche in Zeiten der Wirtschaftskrise konfrontiert ist. 

Als Partnerland hatten die Veranstalter die Volksrepublik China gewählt. Entsprechend stark war die Beteiligung aus dem Reich der Mitte. Eine Delegation aus Wirtschaftsvertretern und Journalisten besuchte den Kongress. MA Jinsheng, Generalkonsul der Volksrepublik China in Hamburg, hielt die Festrede des ersten Abends.

Bremens Wirtschafts- und Hafensenator Ralf Nagel verwies in seiner Begrüßung auf die wachsenden Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Land Bremen und China. So werde China künftig stärker als Automobilproduzent und Exporteur in Erscheinung treten.

Der erste Tag stand im Zeichen der Containerlogistik. Nach Angaben von Emanuel Schiffer, Vorsitzender der Geschäftsführung des Containerumschlagunternehmens EUROGATE, haben die EUROGATE-Terminals in Hamburg und Bremerhaven in den ersten beiden Monaten rund 20 Prozent weniger Boxen umgeschlagen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Sein Unternehmen nutze die augenblickliche Atempause, um Arbeitsabläufe zu optimieren und das Terminalnetzwerk im Hinterland auszubauen.

Hans-Georg Brinkmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Kühne + Nagel Deutschland, macht die Überkapazitäten bei der Containerflotte als einen Faktor für die dramatische Situation in der Containerschifffahrt verantwortlich. Allein deutsche Reeder setzten zum Jahreswechsel 1.600 Schiffe mit rund 3,9 Millionen Containerstellplätzen ein.

Laut Frank Dreeke, geschäftsführender Gesellschafter der EKB Container Logistik aus Bremen, herrsche derzeit in der Speditionsbranche ein Kampf ums Überleben. Die Raten seien am unteren Limit angekommen. Er plädierte dafür, jetzt nötige Verkehrsinfrastrukturen umzusetzen, um für die nächste Wachstumsperiode gewappnet zu sein.

YU Zenggang, Präsident der China Shipping Europe, und Svein Steimler, Vizepräsident der japanischen Reederei NYK in Europa, berichteten über starke Transportrückgänge und damit verbundene Frachtraten, die auf einen historischen Tiefstand gesunken seien. YU Zenggang zeigte sich zuversichtlich, dass die guten Beziehungen zwischen China und Deutschland auch künftig zur Bewältigung der Krise beitragen werden.

Einig waren sich alle Referenten darin, dass die Globalisierung trotz Krise weitergehen werde. Wie lange die Wachstumspause anhalten werde, vermochte niemand vorauszusagen. MA Jinsheng, Generalkonsul der Volksrepublik China, sieht sein Land gut aufgestellt. „Wir haben die finanziellen Mittel und ein großes Reservoir an qualifizierten Arbeitskräften, um die Bedürfnisse der Konsumenten zu befriedigen.“ Im Augenblick fehlten allerdings die Märkte. In seiner Dinner-Rede trat er für eine weitere Intensivierung der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit ein. Chinas Logistik könne noch viel vom deutschen Branchen-Know-how profitieren.

Der Freitag gehörte dem Thema Automobillogistik. XING Wenlin, Vizepräsident der Great Wall Motor Company, sieht in der Krise eine gute Chance für chinesische Autobauer, auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen. Chinesische Produzenten hätten das Know-how und die Kostenvorteile, die einen erfolgreichen Auftritt in Europa ermöglichen.

Senator a.D. Volker Lange, Präsident des Verbands der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), sieht die Automobil- und die Finanzkrise eng miteinander verwoben. Die starke Exportorientierung der deutschen Autoproduzenten schlägt nun negativ zu Buche, weil Märkte wegbrechen. Der Druck, sparsamere Autos herzustellen, werde stärker.

Der deutsche Autoinlandsmarkt profitiert derzeit von der Umweltprämie, stellte Manfred Kuhr, stellv. Vorstandsvorsitzender der BLG Logistics Group, fest. Dennoch verharre der Export weiter auf sehr schwachem Niveau. So brach der Autoumsatz in den USA im Februar um 41 Prozent ein, das sei der niedrigste Stand seit 1981. Die BLG, die mit Terminals an der See und im Binnenland, mit Transporten per Straße, Schiene und Wasser sowie eigenen Technikzentren mehr als fünf Millionen Fahrzeuge pro Jahr behandelt, ist der führende Automobillogistiker des Kontinents. Das Unternehmen nutze die Wachstumspause, um Qualität, Produktivität und Effizienz der Leistungsprozesse weiter zu optimieren.

Ein Highlight der Veranstaltung war die Verleihung des Kieserling Logistikpreises für außergewöhnliche Logistikleistungen an die Deutsche Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV), Bremen. Jürgen Roggemann, Vorsitzender des Vorstands der Kieserling Stiftung, übergab den mit 15.000 Euro dotierten Preis an Dr. Karl-Heinz Belser, DAV-Vorstandsvorsitzender, und Dr.-Ing. Thomas Wimmer, stellvertretender Vorsitzender des DAV-Stiftungsrates und Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. Seit 1960 bietet die DAV, die ihren Sitz als Teil des neuen BVL Campus im Bremer Technologiepark hat, Fort- und Weiterbildungen für den Führungsnachwuchs der Verkehrs-, Speditions- und Transportbranche. 
 
 
Quelle: MyLogistics

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