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Turbulente Zeiten prägen Exporte österreichischer Agrarwaren und Lebensmittel

„Trotz turbulenter Zeiten bleiben Agrarwaren und Lebensmittel ‚Made in Austria‘ auf über 180 Märkten gefragt. Allerdings hinterlassen Preisdruck und Teuerung im Export Spuren. Auf Deutschland ist weiterhin Verlass. Unser Nachbar bleibt der wichtigste Handelspartner unserer Lebensmittelhersteller“, erklärt Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie anlässlich des Starts der ANUGA als weltgrößte Lebensmittelfachmesse in Köln.

Zuwachs beim Wert, Rückgang bei der Menge heimischer Lebensmittelexporte

Die vorläufigen Zahlen aus der Exportbilanz der Erzeugnisse der österreichischen Lebensmittelindustrie (Zollkapitel 16 bis 24) für das erste Halbjahr 2023 zeigen einen wertmäßigen Zuwachs um 9,4 %. Dieser Anstieg – es ist ein Plus von 445 Mio. Euro – ist vor allem durch die weltweiten Preissteigerungen und höheren Inflationsraten bedingt. Die Menge der Lebensmittelexporte ist mit minus 7,7 % rückläufig. „Die heimischen Lebensmittelhersteller liefern Waren in mehr als 180 Märkte rund um den Globus. Trotz Mengenrückgang im ersten Halbjahr ist der Export für die Branche weiterhin ein Motor und unverzichtbares Standbein“, so Koßdorff.

Auf Deutschland ist weiterhin Verlass: Unsere Nachbarn bleiben wichtigster Handelspartner
Lebensmittel „Made in Austria“ schmecken besonders den deutschen Konsumenten: Die Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie konnten im ersten Halbjahr 2023 mit einem Exportwert von 1,8 Mrd. Euro wertmäßig um 16,5 % und mengenmäßig um zumindest 1 % zulegen. Rund 35 % aller Exporte der Lebensmittelindustrie gingen in unser nördliches Nachbarland. Deutschland ist damit wieder der wichtigste Handelspartner der heimischen Lebensmittelindustrie.

Über 70 Prozent der heimischen Lebensmittelexporte gehen in die EU

Die vorläufigen Exportzahlen des ersten Halbjahres 2023 unterstreichen die immense Bedeutung des EU-Binnenmarktes für die heimische Lebensmittelindustrie: 71 % ihrer Exporte gehen in die EU (3,7 Mrd. Euro), 29 % in Drittstaaten (1,5 Mrd. Euro). Auf Drittstaaten außerhalb Europas entfallen aktuell 16 % des Exportvolumens (841 Mio. Euro): Dazu zählen die USA als aktuell wichtigster Exportmarkt außerhalb Europas (5,8 %).

Nach Deutschland gehören zu den TOP 5-Exportländer Italien (380 Mio. Euro, +8,2 %), die USA (300 Mio. Euro, -23,2 %), die Schweiz (219 Mio. Euro, +18,5 %) und die Niederlande (183 Mio. Euro, -2,0 %). Zu den „Bestsellern“ zählen neben Energy-Drinks, Limonaden und Eistees weiterhin Süßwaren, Feinbackwaren und Spezialitäten der österreichischen Mehlspeisküche. Auch Käse, Fruchtsäfte, Milcherzeugnisse, Wurst- und Fleischzubereitungen aus Österreich bleiben im Ausland beliebt.

Heimische Lebensmittel punkten auf benachbarten Märkten

Fast 57 % der gesamten Lebensmittelexporte der Branche gingen im ersten Halbjahr 2023 in die umliegenden 8 Nachbarländer Österreichs (Volumen von rund 2,9 Mrd. Euro, +14,6 %), u. a. in die Schweiz (+18,5 %) oder nach Tschechien (+16,2 %). Der Vorteil liegt auf der Hand: kürzere Transportwege und ähnliche Qualitäts- und Geschmackserwartungen der Konsumenten in diesen Ländern bringen hohe Wertschätzung für Lebensmittel aus Österreich.

Außenhandelsbilanz der österreichischen Lebensmittelindustrie bleibt positiv

Die österreichische Außenhandelsbilanz ist im Gesamtagrarbereich der Zollkapitel 1 bis 24 traditionell negativ (erstes Halbjahr 2023: -35 Mio. Euro). Agrarwaren der Zollkapitel 1 bis 15 weisen aktuell ein Minus in Höhe von 1,291 Mrd. Euro auf. Eine negative AH-Bilanz im Agrarbereich bedeutet, dass wir mehr Agrarrohstoffe importieren als exportieren. Das ist leicht erklärt: Österreich kann sich über das ganze Jahr nicht ausreichend selbst mit sämtlichen Agrarrohstoffen und Halbfabrikaten versorgen und ist daher auf Importe angewiesen. Auch gedeihen einige Rohstoffe nicht in Österreich, wie etwa Kakao, Kaffee, Südfrüchte, Reis, Haselnüsse, Meeresfrüchte usw. Diese müssen daher zur Sicherung der Versorgung des Landes eingeführt werden. Anders sieht es bei den höher verarbeiteten Erzeugnissen der Lebensmittelindustrie (ZK 16 bis 24) aus: diese zeigen mit +1,255 Mrd. Euro erneut eine positive Außenhandelsbilanz. Mit anderen Worten: wir exportieren mehr verarbeitete Lebensmittel als wir einführen.

Turbulente Zeiten: Überregulierung vermeiden und EU-Binnenmarkt stärken

Die Lebensmittelindustrie zählt zu den versorgungs- und systemrelevanten Branchen in Österreich. Sie schafft auch in Krisenzeiten eine verlässliche Versorgung des Landes mit heimischen Lebensmitteln und Getränken. Die Branche steht für 27.000 direkt Beschäftigte und rund 150.000 Arbeitsplätze in verbundenen Bereichen der Wertschöpfungskette ihrer Partner und Zulieferer. Der Kostendruck bei den Herstellern ist weiter hoch, die Preishausse aus dem Jahr 2022 bei Energie, Logistik, Verpackung und Rohstoffe wirkt weiter nach. Jetzt steigen auch die Personalkosten in den Vorstufen und der Branche selbst. „Gerade in diesen heraufordernden Zeiten muss daher alle Kraft in die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer österreichischen Lebensmittelindustrie fließen. Nur in einem funktionierenden EU-Binnenmarkt mit gleichen Spielregeln für alle, schaffen wir es, wettbewerbsfähig zu bleiben. Überregulierung ist eine Standortbremse und gefährdet Jobs“, so Koßdorff abschließend.

Über die AGNUA

Die ANUGA findet von 7. bis 11. Oktober 2023 in Köln statt. Als internationale Fachmesse für Ernährung und Treffpunkt für die internationale Lebensmittelwirtschaft bietet sie heimischen Exporteuren Gelegenheit, Lebensmittel und Getränke „Made in Austria“ einem breiten Publikum zu präsentieren.

Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich

Die Lebensmittelindustrie ist eine der größten Branchen Österreichs. Sie sichert im Interesse der Konsumenten tagtäglich die Versorgung mit sicheren und qualitativen Lebensmitteln. Die rund 200 Unternehmen mit ihren 27.000 direkt Beschäftigten erwirtschaften 2022 ein Produktionsvolumen von über 11 Mrd. Euro. Rund 9,9 Mrd. Euro davon wurden im Export in über 180 Länder abgesetzt. Die Branche trägt wesentlich zum Wohlstand des Landes bei: Jeder Euro, der in der Lebensmittelindustrie erwirtschaftet wird, löst 1,23 Euro an Wertschöpfung in anderen Unternehmen aus. Jeder Arbeitsplatz in der Lebensmittelindustrie bewirkt die Schaffung oder Absicherung von weiteren knapp zwei Arbeitsplätzen in Österreich. In Summe sind mit der Branche rund 150.000 Arbeitsplätze verbunden. 4 von 10 von der Lebensmittelwirtschaft erwirtschafteten Euro fließen über Steuern und Abgaben an den Staat zurück. Für die Landwirtschaft ist die Lebensmittelindustrie der wichtigste Partner und Abnehmer von Rohstoffen. Der Fachverband unterstützt seine Mitglieder durch Information, Beratung und internationale Vernetzung.

Rückfragen & Kontakt:
Mag. Katharina Koßdorff
Geschäftsführerin im Fachverband der Lebensmittelindustrie
Tel.: +43 1 712 21 21 – 14
k.kossdorff@dielebensmittel.at

Food Business Consult
DI Oskar Wawschinek MAS MBA
Pressesprecher für den Fachverband der Lebensmittelindustrie
+43/664-5456350
office@foodbusiness.at

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