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Umweltfreundliches Investment für die Zukunft

Wer heute weiß, wie man Waren von A nach B bringt, zählt zur Transport-elite – das wird aber schon morgen zu wenig sein.

Seit 115 Jahren gibt es in der LKW-Branche eine stabile Regel: LKW fahren mit fossilen Kraftstoffen. Spätestens im Jahre 2030 ist diese Regel passé. Das ist die Prognose von Daimler-Truck Chef Andreas Renschler und der sollte es wissen. Immerhin ist Daimler der weltweit größte LKW Hersteller. Zwar schränkt auch Renschler ein, dass es den Dieselmotor nach 2030 noch geben wird, aber die Monopolstellung dieser Technologie ist bis dahin Geschichte. Bis 2030 ist es jedenfalls ein überschaubarer Zeitraum und wer angesichts derartiger Prognosen nicht langsam umdenkt, hat später nur mehr einen fixen Garagenparkplatz für seinen (Diesel)Fuhrpark. Berücksichtigt man die weltweite Entwicklung, dürfte wohl niemand an der Daimler-Prognose zweifeln.

Der Trend hin zur Stadtbevölkerung ist unübersehbar. Bald werden doppelt so viele Menschen wie jetzt in Städten leben. Die Folge davon muss zwangsläufig sein, dass die Stadt für den Verbrennungsmotor gesperrt ist. Fakt ist, die Nutzfahrzeug-Industrie erlebt gerade den Beginn des größten Wandels in der Geschichte. Wer diesen Wandel als Aufbruch in eine neue Zukunft sieht, wird künftig wieder zur Transportelite zählen. Toyota und Ford sind gerade deshalb aktuell eine weitreichende Kooperation eingegangen. 

Der steirische Logistikplayer Frikus hat bereits 2007 als erstes Transportunternehmen in Österreich die Auszeichnung klima:aktiv-Partner verliehen bekommen. Das Traditionsunternehmen (Gründung 1928), hat schon frühzeitig erkannt, wohin die Reise geht und 2005 mit enormen Investitionen auf die moderne Mercedes Blue Tech-Technologie gesetzt. Deshalb verlassen sich Großkunden wie Magna, die auch auf ein umweltfreundliches Image achten, auf die Dienste von Frikus.

Nun ist in einer beispielgebenden Kooperation und nach einjähriger, erfolgreicher Testphase ein Meilenstein auf dem Weg hin zum klimaschonenden Straßentransport gelungen. Das als steirisches Leitprojekt geführte Forschungsprojekt „Clean Heavy Duty“ der TU-Wien hat ergeben, dass es möglich ist, LKW auch mit Bio- oder Erdgas sinnvoll zu betreiben. Der anerkannte Wissenschaftler Prof. Ernst Pucher von der TU-Wien, der aktuell auch den Gasantrieb für das Binnenschiff erforscht, hat gemeinsam mit Magna Steyr AG, Frikus, Salzburg AG und den Förderpartnern BMVIT/FFG, Steiermark und Graz gezeigt, wie ein LKW im Regelverkehr mit Gasantrieb betrieben werden kann. Die Vorreiterrolle übernimmt dabei der 279 PS starke Mercedes-Benz Econic NGT, weil dieser ohne technische Veränderungen mit Biogas fahren kann. Gas, das zum Beispiel auch in Österreich direkt und in großen Mengen aus Schnittgras erzeugt werden kann. Regenerativer Energieverbrauch bedeutet für die beiden Hauptpartner Magna und Frikus natürlich auch einen beträchtlichen Imagegewinn.

Die Emissionen des Econic-LKW mit Erdgasantrieb enthalten keinen Feinstaub und keine Partikel. Hinzu kommt noch der enorme Vorteil für den Transport im städtischen Bereich, weil der LKW mit einem 72 dBA-Geräuschpegel daher schnurrt, wie ein stärkerer PKW. Derzeit zirkulieren etwa 100 schwere LKW täglich zwischen den Magna Werken und den Verladebahnhöfen. Jeden Tag werden so 10.000 Liter Diesel verbrannt. Daraus lässt sich leicht ableiten, wie wichtig diese durch den innovativen Gasantrieb erreichten Eigenschaften für die Luftqualität im stark belasteten Grazer Raum sind. In einem ersten Schritt werden jetzt 20 bis 30 Diesel-LKW ersetzt und eine eigene Tankstelle im Transportbereich geschaffen. Für Mercedes-Benz wird sich dieser Schritt hin zu einem neuen, innovativen LKW-Angebot auf alle Fälle auch lohnen. Natürlich haben auch andere LKW-Hersteller bereits Ideen und reife Projekte. Zum Beispiel der von MAN besonders aerodynamisch optimierte Lang-LKW, der bis zu 25 % Einsparung beim Kraftstoffverbrauch verspricht. Aber der Econic  ließ sich schon bisher gut verkaufen. Vielerorts, wie zum Beispiel in Stockholm, dürfen schon jetzt nur Elektrofahrzeuge und Gasfahrzeuge in geschützte Bereiche einfahren. Der Econic darf in jeder Umweltzone agieren. Laut Daimler interessieren sich bereits auch Kunden aus Singapur und Mexiko für den vielseitig verwendbaren und innovativen Econic.

Gas-Transporter sind eine erste praktikable Lösung, um Verkehre deutlich ökologischer und trotzdem ökonomisch zu verwirklichen. Es ist sehr erfreulich, dass dieser innovative Technologiesprung gerade in der kleinen Alpenrepublik gelungen ist, während die große USA erst am 9. August 2011 eine Verordnung zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen für schwere LKW erlassen hat.  Im stark wachsenden Straßentransport bleibt zu hoffen, dass es weiter gelingen wird, klimafreundliche Fahrzeuge für die Zulieferer von morgen zu entwickeln, die in einer vernünftigen Regulation zu erschwinglichen Preisen für den Kunden fahren können.

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