Unternehmen suchen Balance zwischen Familie und Beruf


Wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern bei Arbeitszeit oder Kinderbetreuung entgegen kommen, macht sich das für alle bezahlt – das beweisen zwei Beispiele

„Der Mensch ist nicht nur ein Arbeitsmensch, sondern hat auch ein Privatleben. Wenn er sorgenfrei ist und es ihm gut geht, wirkt sich das positiv auf die Firma aus“, beschreibt Gudrun Klingspiegl, Leiterin der Abteilung Mitarbeiterservice und Personalentwicklung im Bundesrechenzentrum (BRZ), das Wechselspiel zwischen Familie und Beruf. Die Folge: höhere Motivation und Produktivität.


Frauen gefördert

Das zweitgrösste Rechenzentrum Österreichs erhielt heuer für seine familienfreundlichen Rahmenbedingungen beim Audit „Familie & Beruf“ das Grundzertifikat verliehen. Ein Schwerpunkt wird künftig auf die Frauenförderung gelegt. Bei 928 Mitarbeitern liegt der Frauenanteil derzeit bei 28 Prozent, nicht ungewöhnlich für die IT-Branche. Ziel sei es jedoch, die Zahl der weiblichen Führungskräfte deutlich zu erhöhen. „Frauen stellen ihr Licht oft unter den Scheffel. Das beobachten wir immer wieder bei Bewerbungsgesprächen“, sagt Klingspiegl. „Wenn ein Mann den Anforderungen zu 50 Prozent entspricht, verkauft er sich, als wenn er perfekt passen würde. Eine Frau wäre nur bei 100 Prozent Übereinstimmung davon überzeugt.“ In den kommenden drei Jahren sollen 25 Prozent aller neu ausgeschriebenen Führungskräftepositionen mit Frauen besetzt werden. Weitere Massnahmen sind das BRZ-Mentorship ab nächstem Jahr – ein Coach-Programm für potenzielle Führungskräfte – Teilzeitarbeitsmodelle, Teleheimarbeit für Wiedereinsteigerinnen nach der Karenz oder eine Bibliothek mit Familien- und Eldercare-Themen.


Teilzeit hilft allen

„Es ist immer leichter, im Kleinen zu beginnen und dann aufs Grosse auszuweiten“, sagt Helmut Schebesta, Geschäftsführer der Steuerberatungskanzlei Iribauer, Burger & Gruber, die das Grundzertifikat erhielt. Schebesta ist auch Chef der Kanzlei Schebesta & Holzinger – und da beide Betriebe eng zusammenarbeiten, kommen familienfreundliche Massnahmen allen zu Gute. Dazu zählen etwa Teilzeitbeschäftigung oder Kinderbetreuung bei Mitarbeiter- und Kundenseminaren. Erstmals gab es auch heuer im Sommer einen Kindergarten für berufstätige Mütter. Über das Hilfswerk wurde eine Pädagogin engagiert, die vormittags auf die jüngsten Sprösslinge aufpasste. Damit reagierte das Unternehmen auf die Sommersperre in Niederösterreich. Schebesta: „Das Echo war so gut, dass wir diese Kinderbetreuung auch im kommenden Sommer planen, dann auch für unsere Klienten.“

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