Was Logistik-Fachkräfte von heute brauchen? Den „Blick über den Tellerrand“.

Immer globaler, immer technischer und mit immer größerem Leistungsspektrum:  Die Logistikbranche hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Weil die Branche auf die weltweiten Entwicklungen reagieren muss, wachsen auch die Anforderungen an deren Fach- und Führungskräfte. Prof. Dr. Josef Decker, Studiengangsleiter für Logistik an der Internationalen Hochschule Bad Honnef · Bonn (IUBH), erklärt, welche Inhalte in der Ausbildung besonders wichtig werden.

Logistik-Express: Welche Veränderungen der letzten Jahrzehnte hatten den größten Einfluss auf die Logistik?

Prof. Dr. Josef Decker: Natürlich hat sich die Globalisierung enorm auf die unsere Branche ausgewirkt.  Früher gab es auch viele regionale Märkte, heute agieren die großen Logistikunternehmen weltweit in Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsnetzwerken. Die Logistik vernetzt die Partner in den Supply Chains. Sie bewegt und entwickelt sich heute in weltweit vernetzten Strukturen, auch in interkulturellen Kontexten.

Durch die globale Vernetzung haben Komplexität, Risiken und Kostendruck in den Lieferketten zugenommen.  Aber auch zunehmend der Mangel an (gut ausgebildeten) Fachkräften.*

Logistik-Express: Wie stellt sich die Branche auf diese Herausforderungen ein?

Prof. Dr. Josef Decker:  Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien helfen, Prozesse in der Logistik effizienter zu gestalten und Komplexität zu beherrschen. Der Trend zur weiteren Digitalisierung und die Vernetzung von Menschen und Maschinen, allgemein unter Industrie 4.0 bekannt, finden ihren Niederschlag auch in der Logistik.

Damit verändern sich auch die Anforderungen für Fach- und Führungskräfte in der Logistik.  System- und Prozessdenken ersetzen das funktionale Denken und Handeln. Dem sprichwörtlichen „Blick über den Tellerrand“, also dem Verständnis nicht nur des eigenen Aufgabenbereiches, sondern seiner Wirkung und Rolle im gesamten Prozess und insbesondere in der Beziehung zum Kunden, kommt eine zentrale Bedeutung zu.

Logistik-Express:  Was bedeutet das für die Fachkräfte in der Logistik?

Prof. Dr. Josef Decker:  Der Mitarbeiter der Zukunft benötigt einerseits fundiertes Wissen über die operativen Abläufe in der Praxis. Er muss aber auch in der Lage sein, diese zu reflektieren und an der Prozessgestaltung mitzuwirken. Zudem sind soziale Kompetenzen, angefangen im täglichen Umgang mit Kollegen und Kunden bis hin zu Präsentations- und Verhandlungskompetenzen, von zentraler Bedeutung – idealerweise nicht nur im nationalen und muttersprachlichen Kontext, sondern international und interkulturell in englischer und möglichst einer weiteren Fremdsprache.

Logistik-Express:  Welche Ausbildungsmöglichkeiten sehen Sie, um für diese Aufgaben gerüstet zu sein?

Prof. Dr. Josef Decker:  Je nach persönlicher Laufbahn kann es sehr unterschiedliche Wege geben. Ein Fernstudium bietet Fachkräften aus der Logistik eine gute Möglichkeit, sich neben dem Beruf weiterzubilden. Der Bachelorstudiengang Logistikmanagement, den wir an der IUBH entwickelt haben, vermittelt neben klassischem Logistik-Know-how auch BWL, Management- und IT-Grundlagen sowie Soft Skills. In den vergangenen Jahren hat sich auch die Form des dualen Studiums als sehr gut geeignet herauskristallisiert. Zum einen werden die operativen Abläufe direkt im Unternehmen von Grund auf erfahren und gelernt, zum anderen findet zeitnah die Reflexion auf übergreifender akademischer Ebene statt.

 Prof. Dr.-Ing. Josef Decker ist Studiengangsleiter für Logistikmanagement an der Internationalen Hochschule Bad Honnef · Bonn (IUBH). Er studierte Dipl. Physik in Göttingen und promovierte an der TU Clausthal an der Fakultät Maschinenbau im Themenfeld Nachhaltigkeit in Transport und Verkehr. Neben der Lehre und Forschung hat Decker zahlreiche Management-Programme in der Wirtschaft gestaltet und durchgeführt.

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