Wien ist Tor zum Osten
Österreichs Bundeshauptstadt Wien fungiert als tägliche Drehscheibe für die Landverkehre von Kühne + Nagel. Mit 300 Abfahrten pro Woche von Wien aus werden insgesamt 38 Länder und davon 16 Länder in Richtung Osten bedient. Redaktion: Angelika Thaler
Spricht man mit Gerald Fidler, Leiter Landverkehre Österreich, KÜHNE + NAGEL Ges.m.b.H, hat man nicht das Gefühl, dass sich wieder eine wirtschaftliche Krise anbahnen könnte wie neuerdings zu hören und zu lesen ist. „Sowohl qualitativ als auch im Volumen sehen wir generell eine positive Entwicklung“, versichert er. So würde nicht nur die Nachfrage nach Transporten Richtung Osten und retour, sondern auch innerhalb der Länder – vom Balkan bis in die Ukraine und von Polen bis Griechenland – steigen. Im Jahr 2011 wurden stolze 1,6 Millionen Transporte innerhalb der Region Eastern Europe durchgeführt. Seit Anfang dieses Jahres spielt Wien als zentrales Hub für die Stückgutverkehre eine wichtige Rolle.
Vom Wiener Kühne + Nagel-Standort im 11. Gemeindebezirk werden 300 Fahrten in 16 Länder im gesamten CEE Raum abgewickelt. Der Vorteil dabei: „Die Kapazitäten werden optimal ausgelastet und die Laufzeiten sind transparent und strukturiert, was für unsere Kunden einen echten Mehrwert bedeutet“, ist Fidler überzeugt. „Der Hub in Wien ist Bestandteil unserer Strategie zum weiteren Ausbau eines effizienten Stückgutnetzwerks mit zuverlässigen Transportzeiten innerhalb unserer Region und in Europa“, ergänzt Jörg Herwig, Senior Vice President Road & Rail Eastern Europe bei Kühne + Nagel. Konkret werden via Wien folgende Länder bedient: Albanien, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Tschechien, Estland, Griechenland, Lettland, Litauen, Mazedonien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Ungarn. Über Linienverkehre via Tallinn werden die Städte St. Petersburg und Moskau bedient.
Wien hat das Rennen gemacht
Die Standortwahl für den Osteuropa Hub war nicht schwer: „Wien haben wir insbesondere aus qualitativer Sicht gewählt. Die Region Wien ist nicht nur geografisch günstig gelegen ,sondern zugleich auch ein starker Wirtschaftsraum, wodurch sich für uns wichtige Synergieeffekte ergeben“, so Fidler. Angesichts der strengen Lenk- und Ruhezeitregelungen ist es vorteilhaft, die Transporte in Wien zu unterbrechen, um Lkw-Standzeiten zu vermeiden. Mit einem bis ins Detail geplanten Tourenmanagement sind die Fahrzeuge ständig in Bewegung“, betont der Manager. Die lokalen Standortkosten und die Aufwendungen pro Transportkilometer von und zu den damit verbundenen Stationen in Südosteuropa sind die gewichtigen Parameter für die Schaffung eines Zentralhubs wie Wien jetzt eines ist. Fidler: „Wien gibt uns die Möglichkeit, die Weiterverteilung der Sendungen innerhalb von 24 Stunden in der gesamten Osteuroparegion sicherzustellen“. Das war eines der ganz wesentlichen Entscheidungskriterien für die Wahl zugunsten von Wien.
Täglich direkt nach Osten
Alle Länder in Zentraleuropa sind von Wien aus mit Direktverkehren verbunden. In allen Niederlassungen hat Kühne + Nagel eine „Clean floor policy“ eingeführt, um zu gewährleisten, dass es zu keinen Verspätungen an der Laderampe kommt. Dazu kommt, dass alle Niederlassungen mit einem Pönale-System belegt sind. Sollte es zu Verspätungen oder Schäden kommen, wird das System schlagend. Der Grund für diese straffe Organisation: „Wir wollen sicherstellen, dass unser Netzwerk effizient funktioniert“, sagt Fidler.
Bei der Feinverteilung arbeitet Kühne + Nagel mit Partnern zusammen. Fidler: „Diese werden sorgfältig ausgewählt und müssen sich entsprechenden Qualitätskontrollen unterziehen“. Kühne + Nagel hat dafür standardisierte Prozesse entwickelt und arbeitet durchwegs mit Partnern zusammen, deren Leistung und Arbeitsweise man schon über viele Jahre kennt und schätzt. Soll heißen, dass hier strenge Maßstäbe in der Qualitätspolitik angelegt werden. Eine ständige Verbesserung der Qualität herbeizuführen und den fortlaufend wachsenden Kundenanforderungen gerecht zu werden, ist bei Kühne + Nagel intregraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Der Maßstab der Qualität sind die Erfordernisse und Erwartungshaltung der Kunden. Sie stehen im Mittelpunkt des Qualitätsverständnisses und bestimmen, was als Qualität definiert werden muss. Qualität sichert die Lebensfähigkeit und das Wachstum des Unternehmens und ist somit relevant für die Erreichung der Unternehmensziele.
Status quo im Landverkehr
In der Gesamtstrategie für den Landverkehr in Europa ist Kühne + Nagel dabei, auch weitere Direktverkehre nach Westeuropa zu etablieren. Das aktuelle Netzwerk kann sich sehen lassen: Europa besteht in der Kühne + Nagel-Welt aus vier Regionen, die allesamt 38 Länder umfassen und zwischen denen aktuell 1.406 Linienverkehre bestehen. Sie beinhalten tägliche, zeitdefinierte Verkehre einschließlich ADR-Transporte und Time Deliveries. Im Vorjahr hat Kühne + Nagel den englischen Logistiker RH Freight übernommen und damit bei den Direktverkehren zwischen Österreich und Großbritannien eine führende Position erlangt. RH verfügt in Nottingham und South East London über zwei Speditionsanlagen, in denen jährlich rund 425.000 Sendungen umgeschlagen werden.
In einigen Industriezweigen zeichnet sich die Tendenz ab, wieder verstärkt in Osteuropa zu beschaffen und zu produzieren. Fidler: „Mit dem „home-sourcing“ werden lokale Märkte nicht mehr ausschließlich mit Importen aus Übersee versorgt, sondern es wird in den Nachbarländern eingekauft und damit Subregionen abgedeckt“. Diese Tendenz wird beispielsweise bei Retailern bemerkbar, die ihre Produktzyklen erhöhen, aber in kleineren Losgrößen Beschaffungen tätigen. Auch in der Automobilindustrie werden Produktionsstandorte in Osteuropa eingerichtet und die lokalen Konsumenten bedient.
„Wir sehen sehr starke Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten im Landverkehr“, meint Fidler. 16 Mio. Stückguttransporte hat Kühne + Nagel 2011 in ganz Europa abgewickelt. Gerechnet wird mit einem weiteren Wachstum von zehn bis 15 Prozent. Fidler: „In unserer Region rangieren wir derzeit unter den Top 10, wir wollen aber mittelfristig zu den Top 3 im Landverkehr zählen.“ (AT)
Quelle: Logistik express Print- und E-Paper Ausgabe 2-2012