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AEO – ein Flop?

Die Weltzollorganisation WCO hat vor einigen Jahren Rahmenbedingungen zur Sicherung des weltweiten grenzüberschreitenden Warenverkehrs geschaffen. Der „zugelassene Wirtschaftsbeteiligte“ (AEO-Authorised Economic Operator) ist ein wesentliches Element dieser in der EU in europäisches Recht umgesetzten Sicherheitsinitiative. Das Zertifikat als „zugelassener Wirtschaftsbeteiligter“ gilt in der EU und der Schweiz als Gütesiegel für Sicherheit und Zuverlässigkeit. Es beschleunigt Prüfungen und Bewilligungsverfahren des Zolls bei der Ein- und Ausfuhr von Waren.

Der AEO-Status wird von allen Staaten, mit denen die EU und die Schweiz ein entsprechendes Abkommen geschlossen haben, anerkannt. Für die EU sind dies die Schweiz, Norwegen, Japan, die USA, Kanada, Australien, Neuseeland und China. Die Schweiz hat ein Abkommen mit der EU und arbeitet noch an entsprechenden weiteren Verträgen. Die gegenseitige Anerkennung der EU (AEO)- und US-amerikanischen (C-TPAT) Sicherheitsprogramme im letzten Jahr hat die Attraktivität des AEO-Status erheblich gesteigert. „Das AEO-Zertifikat gewinnt bei Bestandskunden und potenziellen Neukunden immer mehr an Bedeutung und wird vermehrt von ihnen eingefordert, weil zollrechtliche Prozesse schneller und sicherer abgewickelt werden können. Wir freuen uns, auditiert worden zu sein und unseren Kunden einen noch besseren Service im Bereich Kontraktlogistik anbieten zu können“, erklärte Susanne Schildknecht, Vice President Operations Excellence, DHL Supply Chain Germany & Alps, kürzlich anlässlich der AEO-Zertifizierung von DHL Supply Chain.

Offensichtlich ist die Nachfrage bei den Kunden jedoch nicht wirklich so groß. 10.000 Zertifikate in der EU, knapp 6.000 in Deutschland und nicht einmal 20 in der Schweiz wirken nicht sehr überzeugend. Dabei ist die AEO-Zertifizierung kein reines Zollthema und nicht nur ein Qualitätsmerkmal für eine effiziente Abwicklung grenzüberschreitender regionaler und globaler Warenflüsse. Die zertifizierten Firmen sind auch als Garanten für Sicherheit, Bonität und Qualität innerhalb der internationalen Lieferkette erkennbar. Die AEO-Zertifizierung ist ein Baustein des Qualitäts- und Risiko-Managementsystems eines Unternehmens respektive einer Supply-Chain.

Zwar sei der innerbetriebliche Aufwand für eine Zertifizierung erheblich, gleichzeitig führten die vorbereitende Selbstbewertung und die Zertifizierung jedoch zu Kosteneffizienz steigernden Prozessoptimierungen, erklärte Michael Fischer, Zoll- und Compliancebeauftragter der Emons Speditions GmbH, Köln, anlässlich einer CSCMP Roundtable Germany Veranstaltung in Lörrach.

Wer einmal zertifiziert ist, darf sich jedoch nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Die Firmen sind verpflichtet, auch nach der Zertifizierung in regelmäßigen Abständen Selbstbewertungen durchzuführen und ihrem zuständigen Zollamt alle wesentlichen Änderungen in ihrem Unternehmen mitzuteilen, die mit den AEO-spezifischen Risiken in Zusammenhang stehen können (Mitteilungspflicht). Obwohl die EU, die nationalen Zollverwaltungen, diverse Branchenverbände und unzählige Beratungsfirmen für die AEO-Zertifizierung werben, fehlt bis heute der Durchbruch, da sie nur eine Kür und keine Pflicht ist.

Quelle: LE Magazin 01-2013

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