Aircargoclub Deutschland: Luftfracht-Chartergenehmigungen müssen schneller werden

Deutsche Regionalflughäfen bieten Potenziale für das Frachtgeschäft – vor allem bei Charterflügen – denn sie können im Gegensatz zu den großen Drehscheiben häufig mit größerer Flexibilität und dediziertem Service punkten. Dennoch werden die meisten Frachtströme in Deutschland immer noch an den großen Standorten, abgefertigt. Die Vor- und Nachteile erörterten Luftfrachtexperten auf einer Podiumsdiskussion des Aircargo Clubs Deutschland (ACD) am Dienstag in Frankfurt am Main.

Die deutsche Luftfrachtbranche leidet unter den im internationalen Vergleich teils langwierigen Genehmigungsprozessen für Ein- und Ausflüge von Ad-hoc-Frachtchartern. Hierbei hat das Luftfahrtbundesamt aufgrund der geltenden Gesetzeslage zunächst zu prüfen, ob es keine entsprechenden Transportofferten deutscher Anbieter gibt. Dies kann mehrere Tage dauern. In den benachbarten BeNeLux-Staaten werden indes Anträge für Eilfrachtcharterflüge binnen Stunden genehmigt – und die Verkehre daher häufig von dort abgewickelt. Ein großes Geschäft, dass der deutschen Volkswirtschaft schlichtweg verloren geht.

Im Gegensatz zu den Hubs sind die Verfahren für die Charterflüge bei den deutschen Regionalflughäfen häufig besser planbar. Michael Roll, Verkaufsleiter Deutschland beim Flugzeugcharterspezialisten Chapman Freeborn, stellt bei der ACD-Podiumsdiskussion die Leistungsfähigkeit kleinerer Standorte heraus: „Regionalflughäfen werden für unser Frachtchartergeschäft immer wichtiger. Abseits der großen Hubs können wir flexibler, schneller und effizienter arbeiten.“

Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV: „Auch für die Regionalflughäfen sind Frachtcharter ein lohnendes Geschäft. Luftfracht ist eine attraktive Nische und bereits heute sind vielerorts die entsprechenden Voraussetzungen vorhanden.“

„Auch wir wollen in Zukunft das Luftfrachtgeschäft noch weiter ausbauen“, sagt Klaus Marx, Vice President Sales and Marketing am Flughafen Paderborn-Lippstadt. Allerdings könne eine solche Entwicklung nicht über Nacht vollzogen werden. Flughäfen müssten kundenorientiert, flexibel und verlässlich handeln, um sich am Markt neben den großen Playern etablieren zu können.

„Für die Zukunft der deutschen Luftfrachtbranche ist es wichtig, verkehrsrechtliche Einschränkungen und zeitintensive Genehmigungsverfahren gut zu managen. Wir freuen uns darüber, dass auch die Behörden diese Herausforderungen erkennen. Jetzt sind aber auch Taten erforderlich!“, konstatiert ACD-Präsident Mathias Jakobi. „Mit Blick auf disruptive Transportverfahren müssen wir anpassungsfähig sein – besonders für die letzte Meile der Warenzustellung. Mit der Neuregelung für Drohnenflüge durch das Verkehrsministerium wurde für die kommerzielle Nutzung dieser Technologie eine Regulierungsgrundlage geschaffen. Es ist davon auszugehen, dass bereits sehr bald auch größere Packstücke mit Drohnen versendet werden.“

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