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BGL startet Feldversuch zur Einführung digitaler Frachtdokumente

AEOLIX steht für das 2016 gestartete EU-Programm „Architecture for EurOpean Logistics Information eXchange“. Mit einem Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro soll das dreijährige Projekt die Optimierung der Ladungsströme, Erleichterungen beim Supply Chain Management, die Reduzierung von Verwaltungsaufwand und die bessere Nutzung vorhandener Ressourcen im Verkehr betrachten.

Der Pilotversuch Living Lab 12 wurde unter Berücksichtigung der Empfehlungen der Plattform des Digital Transport and Logistics Forum (DTLF) eingerichtet. In dieser Plattform treiben ERTICO – ITS Europe und eine Reihe seiner Partner den Aufbau einer gemeinsamen Vision und Roadmap für digitalen Transport und Logistik voran.

Im Rahmen von AEOLIX wurden insgesamt 12 Pilotversuche (sog. Living Labs (LL)) durchgeführt. Diese reichen von internationalem Logistikmanagement über intelligente Hubs und
multimodalen Informationsaustausch bis hin zum intermodalen E-Zoll-Transit. Zentrale Aufgabe des abschließenden LL 12 ist die Überprüfung der Digitalisierung der Frachttransportdokumente.

Die teilnehmenden Transportunternehmer können in der Testphase elektronisch transportrelevante Daten eingeben, Logistikinformationen speichern und diese Daten über ein Mobiltelefon oder Tablet in Echtzeit austauschen. Mit Erfassung der Daten erhalten die Beteiligten umgehend Informationen über die transportierten Waren. Die Erprobung grenzübergreifender elektronischer Frachtbriefe (eCMR) steht im Einklang mit der Vision der Europäischen Kommission von der Zukunft der Logistik. Die Einführung von eCMR soll der erste Schritt in Richtung einer vollständig digitalen Dokumentation für die Transportbranche sein und zu einer Standardpraxis werden. Aus diesem Grunde enthält auch das kürzlich veröffentlichte dritte Mobilitätspaket einen Legislativvorschlag zu elektronischen Dokumenten für den Transport.

Projektaufgabe ist, eine gemeinsame Plattform für die Verbindung verschiedener Logistikinformationssystemen zu entwickeln. Innerbetriebliche und unternehmensübergreifende Merkmale für den sofortigen (Echtzeit-) Informationsaustausch zur Unterstützung logistikbezogener Entscheidungen sollen einbezogen und eine Architektur für ein verteiltes offenes System entwickelt werden, um Informationen zwischen den wichtigsten Akteuren der Logistik (kommerzielle Unternehmen sowie einschlägige Behörden) auszutauschen und so eine verstärkte Nutzung und Wirkung dieser Informationen in der Wertschöpfungskette zu ermöglichen.

Mit Projektende (August 2019) soll die AEOLIX-Plattform die Machbarkeit und Funktionalität neuer Wege zur Verbesserung der Transparenz und Interoperabilität der Lieferkette durch Implementierung und Bereitstellung bestimmter Dienstleistungen belegen. Eine solche Folgenabschätzung sowohl für eine Plattform als auch für geeignete Dienste, ist nicht einfach zu realisieren. So soll vor einer größeren Nutzung geklärt werden, ob solch ein System als ein kommerzielles und/oder staatliches Produkt geeignet und notwendig ist.

Als das CMR – Völkerrechtliches Übereinkommen über den Beförderungsvertrag im internationalen Straßengüterverkehr – in den 50er Jahren des vorhergehenden Jahrhunderts
verhandelt wurde, waren technisch nur Dokumente in Papierform gebräuchlich. Um die digitalen Möglichkeiten eines elektronischen Frachtbriefs im internationalem Straßengüterverkehr zu nutzen, wurde im Jahr 2008 ein Zusatzprotokoll zur CMR-Konvention, welches den digitalen Frachtbrief (eCMR) regelt, geschaffen. Das Zusatzprotokoll legt fest, dass bei Beförderungen, für die das CMR gilt, der Frachtbrief auch als elektronisches Dokument ausgestellt werden kann. Inzwischen ist dieses Zusatzprotokoll von einer Reihe von Staaten ratifiziert worden. Derzeit wird von den deutschen Fachministerien eine Ratifizierung geprüft.

Nach mehreren Registrierungen erfolgt die Kommunikation der Beteiligten (Versender, Frachtführer und Empfänger) grundsätzlich mittels handelsüblicher Geräte wie Smartphone, iPhone, Tablets, etc. Voraussetzung ist die vorherige Registrierung und die Installation der TransFollow App. Im Rahmen des Versuches muss der Frachtführer (Beförderer) zuerst einen neuen Frachtbrief in Form eines digitalen Dokumentes anlegen. Ist der Fahrer beim Versender angekommen, kann er entweder einen auf dessen Smartphone generierten QRCode abfotografieren oder, alternativ, auf dessen Gerät „unterschreiben“ (Sign-on-Glas).

Der Fahrer kann ebenso beispielsweise beschädigte Ware dokumentieren, indem er mit der im Gerät vorhandenen Kamera ein Foto macht. Dieses Foto ist dann fest mit dem Transportvorgang verbunden und geht nicht mehr verloren. Ebenso kann er einen Text anheften. Diese Informationen werden in Echtzeit weitergeleitet. Die umfangreichen Vorarbeiten für die Umsetzung des Living Lab 12 hatten bereits im Juni 2018 begonnen. Dazu gehörte die Auswahl und die Schulung der jeweiligen Projektleitung in nationalen Verbänden. Bis Ende März 2019 wurden die unter dem Dach des BGL am Projekt teilnehmenden Unternehmen in mehreren Sitzungen bezüglich der Anwendung der Systeme myAEOLIX, TransportPortal und TransFollow eingewiesen. Der Startschuss für den Pilot LL.12 fiel am 1. April 2019. Bis Mitte Juni sollen die beteiligten Transportunternehmen die zugesagte Anzahl von Transporten mittels elektronischem Begleitschein durchführen. Der letzte Transport muss bis zum 16. Juni 2019 beendet sein. In der dann noch verbleibenden Zeit bis zum ultimativen Projektende (Ende August 2019) wird der BGL umfassende Berichte, Dokumentationen und Auswertungen für die Projektleitung erstellen.

Der BGL ist sehr erfreut, dass in Deutschland mehr Projektbeteiligte am Testbetrieb teilnehmen als in jedem anderen EU-Mitgliedsstaat. Der Verband hofft, dass durch die Teilnahme zahlreicher mittelständischer Transportbetriebe ein wichtiger Beitrag für einen unbürokratischen und praxisgerechten elektronischen Informationsaustausch auch im internationalen Straßengüterverkehr geleistet wird.

Quelle: BGL, Bild: © BGL

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