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Bordkräne für die Binnenschifffahrt

Kapitän und Kranführer. Der Bordkran auf dem Binnenschiff unterstützt die Hafeninfrastruktur.

Aus dem griechischen Theater kennt man die Theatermaschine „Deus ex Machina“. An diesem Kran sollte angeblich immer dann, wenn es dringend notwendig wurde, unerwartet eine Gottheit von oben herab zur Hilfe gekommen sein. Vielleicht könnte einer der Kranhersteller so einen speziellen Bordkran auch für die Binnenschifffahrt erfinden, an dem dann, wann immer notwendig, eine hilfreiche Person an Bord einschweben kann. Aber darauf muss die Binnenschifffahrt nicht mehr warten. Vielmehr gehört eine leistungsfähige Krananlage für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke auf einem Binnenschiff bereits heute zum Standardinventar. Dank innovativer Krananlagen, werden in der Binnenschifffahrt auch schon wesentliche Beiträge zur Straßenverkehrsentlastung geleistet.

Das „Bier-Boot“
Zum Beispiel das emissionsfrei fahrende „Bier-Boot“ in Utrecht, das statt der LKW die Getränkeanlieferung in der Stadt besorgt. Oder in Amsterdam, wo mit Kranbooten schon bald 20 Prozent der innerstädtischen Lieferungen am Wasserweg abgewickelt werden. Weil beruflich und privat höchste Flexibilität in der Binnenschifffahrt täglich gefordert ist, zählt der Autokran zu den wichtigsten Bordausrüstungen am Binnenschiff. Oft müssen hohe Uferböschungen oder Entfernungen über ein anderes Schiff hinweg überwunden werden. Hoch entwickelte Krananlagen sind daher unverzichtbar. Mit der Nachfrage nach individuellen Hebe- und Verladeeinrichtungen verbesserte sich auch das Angebot der Hersteller und bald wurden Schiffe mit Bordkrananlagen ausgerüstet, die zusätzliche Erleichterungen für die Mannschaft und Effizienzsteigerungen im Bordbetrieb brachten. Überhaupt wird für den Güterumschlag in der Binnenschifffahrt ständig nach neuen Lösungen gesucht. Denn, möglichst kurze Lade- und Löschzeiten sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.

Top-Anlagenbauer
Für die Kranhersteller heißt das, dass sie Anlagen bauen müssen, die besonderen Anforderungen entsprechen sollen. Bordkräne sollen nicht nur flexibel verwendbar, sondern auch noch kostengünstig sein und ein möglichst geringes Ausfallsrisiko haben. Wesentliche Entscheidungskriterien für die Anschaffung eines Bordkranes in der Binnenschifffahrt sind – neben Preis, Reichweite, Eigengewicht und einfacher Bedienbarkeit, ein leistungsfähiger Service in der Nähe, sowie eine rasche Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Das Projekt der Hamburger „Port Feeder Barge“ ist ein Beispiel für einen innovativen, klimafreundlichen und schwimmenden Containerterminal. Zwar gibt es schon Pontons, die, mit einem Bordkran versehen, Ladetätigkeiten abseits der Hafenkante durchführen können. „PFB“ sollte allerdings selbständig fahrtauglich sein und im Hafen Hamburg flexibel dafür sogen, dass die Binnenschiffscontainer gesammelt und an einem zentralen Ort übergeben werden können. Damit bleiben die Kaiplätze den großen Containerschiffen vorbehalten und den Binnenschiffern wird die zeitaufwändige „Hafenrundfahrt“ erspart.

LIEBHERR
Als Verladeeinrichtung für dieses innovative Binnenschiffskonzept ist ein LIEBHERR-Kran vorgesehen, der mit einer max. Auslage von 29 Meter und einer Höhe von 17 Metern, leicht die Kapazität von 168 TEU in kurzer Zeit bewältigen kann. Dass „green logistics“ nichts mit der Farbe zu tun hat, zeigte LIEBHERR bereits 2005 mit einer Innovation auf dem blauen Binnenschiff „Mercurius Amsterdam“. 30 Meter Auslage mit 35 Tonnen schafft der Bordkran vom Typ CBW 35/30. Binnen einer Stunde können damit 20 TEU umgeschlagen werden. Dieses flexible Konzept ist aufgegangen. Teekman/Mercurius Group (NL) und LIEBHERR haben Ende 2009 bereits das zweite Kranschiff in Fahrt gebracht. Die Krananlage des neuen Schiffes „Mercurius Transferum“ hat eine Kapazität von 164 TEU und kann 40 Tonnen mit einer Auslage von 28 Meter umschlagen. Mit diesem schwimmenden Container-Transfer-Konzept ist die Teekman/Mercurius Group nicht nur für diverse Hafengeschäfte bestens gerüstet, sondern lässt sich auch dort gut einsetzen, wo es vielleicht noch keine ausreichende Hafeninfrastruktur gibt. Vor dem Hintergrund, dass die großen Entwicklungen in der Binnenschifffahrt dort statt finden, wo die Hafeninfrastruktur noch nicht ausreichend ist (z.B. Ägypten), hat sich das weltweit agierende, traditionsreiche Familienunternehmen LIEBHERR bereits einen festen Ausrüstungsplatz in der Binnenschifffahrt erworben. (PB)

Redaktion: Peter Baumgartner

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