Die Komplexität reduzieren

  
Interne und externe Materialflüsse werden immer komplexer. 

Zur Optimierung bieten sich viele Lösungen an, die sich oft bezüglich der Kosten und der Wirtschaftlichkeit kaum unterscheiden. Hier sollte der Frage einer beherrschbaren Komplexität mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie ist der wahre Maßstab zur Gestaltung und Optimierung der Warenströme.

Nach 50 Jahren kontinuierlicher Entwicklung der Materialflüsse in Europa sollte man annehmen, dass deutsche und europäische Firmen über optimale Prozessketten, niedrige Kosten und einen hohen Logistikservice verfügen. Einige Unternehmen proklamieren diese Qualitätsmerkmale für sich, für andere ist dieser Anspruch noch ein hohes Ziel. Die Fachkompetenz und Expertise ist heute bei Logistikverantwortlichen in den Unternehmen, Logistikberatern und Herstellerfirmen nachweislich ausgeprägt. Gewissermaßen hilfreich scheint auch die eher geringe Innovations-Geschwindigkeit der Logistiktechnik. Trotzdem ist das Zusammenspiel aus „Lieferanten, Eigenlogistik und Kunden“ im Sinne der Supply Chain oft nicht durchgängig. Die Kosten sind zu hoch und es werden mehr oder weniger erfolgreich Logistik-Alleinstellungsmerkmale gesucht. „Als eigentliche Ursache für diese Probleme sehen wir als Fachplaner die zunehmende Komplexität, die die heutige Logistik prägt“, resümiert Henning Dörrie, geschäftsführender Gesellschafter der viaLog Logistik Beratung GmbH.

Schauen wir doch einmal 50 Jahre zurück: 1958 wurde noch vorwiegend lokal beschafft. Die produzierten und gehandelten Sortimente waren klein. Waren wurden national vertrieben und versendet. Die heutige Logistikwelt ist wesentlich komplexer. Die Globalisierung ist gewissermaßen ein Oberbegriff hierfür. Durch sie werden unglaublich viele Güter über komplexe Prozessketten und lange Wege transportiert. Diese Prozesse sind stark arbeitsteilig, binden viele Firmen sowie Dienstleister ein und stellen hohe Anforderungen sowohl an den informatorischen als auch den physischen Materialfluss.

Der Logistiker steht vor einer fast unlösbaren Aufgabe: Exogene Veränderungen wie Transportpreise und Wechselkurse, mögliche neue Unternehmensstrukturen, ständig neue Anforderungen des Marketings sowie konkrete Schwachstellen in der heutigen Logistik sollen antizipiert und kurzfristig sowie investitionsarm optimiert werden.

Viele Wege führen nach Rom. Dies mögen die Römer mit Stolz behauptet haben – für die Lösung heutiger Logistikprobleme ist diese Tatsache eher erschwerend. Wofür soll der Logistiker sich entscheiden:

· Zentrallager, Regionallager oder Mischsystem?
· Niedrig oder hoch technisierte Lager?
· Wie viel Technik für welches Teilsystem?
· Make or Buy oder beides?

Der reine Zahlenvergleich hilft hier oft nicht weiter, weil ganz verschiedene Lösungen zahlenmäßig oft zu gleichen Ergebnissen führen. Die Summe aus Personal- und Technikfolgekosten ist häufig gleich, die Wirtschaftlichkeit zweier sehr unterschiedlicher Lösungen oft fast identisch.

Mehr als 25 Jahre Beratungs- und Realisierungspraxis lassen Henning Dörrie zu der Erkenntnis gelangen, dass die qualitativen Aspekte entscheidend und damit geeignet sind, eine Auswahl unter den verschiedenen Lösungsmöglichkeiten zu treffen. Bei der Technisierung zum Beispiel zeigt sich, dass eher niedrig technisierte Systeme bezüglich Struktur-Veränderungen und Aktivitäts-Schwankungen relativ unempfindlich sind – ihre Anpassungsfähigkeit ist folglich groß. Hoch technisierte Systeme mit einer komplexen IT erschweren hingegen oft eine Prozess-Transparenz.

Materialfluss ist zählbar, Investitionen und Kosten sind berechenbar, aber die wahre Güte einer Logistik drückt sich in seiner Einfachheit und Beherrschbarkeit aus. Der viaLog-Berater meint: „Komplexe Vorgänge so weit wie möglich zu vereinfachen, dies ist heute das wichtigste Entscheidungskriterium für die ‚richtige‘ Materialfluss-Lösung“.

So können komplexe Systeme einfacher gestaltet werden:

· Beschaffung: Weniger Lieferanten werden informatorisch intensiver eingebunden, liefern in passenden Ladehilfsmitteln.
· Lager: Lieber zu wenig als zu viel Technik.
· Personal: Gleicher Ausbildungsstand und universelle Einsetzbarkeit aller Mitarbeiter.
· Controlling: Genau eine Zahl für jeden Lagerbereich schafft Übersichtlichkeit: Produktivität je Mitarbeiterstunde.
· Distribution: Weniger Lager sind „mehr“.

Schon morgen gelten andere Strukturdaten, werden neue Ziele für eine Logistik definiert. Die Lösung von gestern unterliegt damit einem ständigen Anpassungsprozess – oft drastischer Art: Durch den Zukauf einer Firma X wird der bestehende Standort auf einmal grundsätzlich in Frage gestellt. Neue Produkte sind oft unverträglich mit der bestehenden Technik. Neue Lieferservice-Anforderungen fordern neue Logistik-Abwicklungen. Auf der Suche nach einer transparenten und beherrschbaren Logistik zieht viaLog folgendes Fazit:

· Flexibilität schlägt Technik
· Transparenz ist besser als eine komplexe IT-Logistik
· Mieten ist häufig wirtschaftlicher als Immobilienbesitz
· Ein Masterplan ist einer wenig durchdachten adhoc-Erweiterung vorzuziehen usw.

Zusammenfassung:
In vielen Unternehmen sind Logistik und Materialfluss wenig optimal. Als Grund hierfür ist die – insbesondere als Folge der Globalisierung – permanent wachsende Komplexität der Logistik anzusehen. Möchte man das ändern, reicht der reine Zahlenvergleich von Kosten und Wirtschaftlichkeit nicht aus. Es sind die qualitativen Aspekte, die die Lösung A von Lösung B unterscheiden. viaLog plädiert dafür, eine reduzierte und beherrschbare Komplexität zum wichtigsten Entscheidungskriterium zu machen bei der Wahl einer Lösung für Logistik und Materialfluss. Einfachheit sollte das Oberziel für den optimalen Materialfluss sein! 

Quelle: MyLogistics

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar