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Die Zeit ist reif!

Voilá. Nun sind wir mitten drin im Strudel der Wirtschaftskrise. Regierungen werfen mit Milliardenbeträgen um sich, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen. Wer heute wirklich Geld bekommen möchte, sollte wohl Politiker, Pleitebankier oder Ölmulti sein.

Wann wird wieder konstruktiv gearbeitet? Und gibt es noch andere Themen? Ja, die gibt es!Die Zeitungen sind voll von sich überstürzenden Horrormeldungen, im Sekundentakt werden Vermögen vernichtet. In all dem Informationsüberfluss fand ich ein kleines Zitat, das meine Aufmerksamkeit erregte: „Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?“ Diese besorgten Zeilen passen wunderbar in das Jetzt – und stammen in Wahrheit von Gaius Plinius Secundus Maior, einem römischen Philosophen (ca. 23–79 n.Chr.). Hätte der gute Mann damals gewusst, wie es heute aussieht – er hätte sich wohl in den Tiber gestürzt. Inzwischen ist jedem klar, dass wir uns in einer weltweiten Krise befinden, und niemand kann das mehr schönreden. Fakt ist aber auch, dass man sich nun nicht in ein Schneckenhaus zurückziehen und die Katastrophe abwarten darf, sondern aktiv werden muss! Denn nur mit vereinten Kräften, Motivation, Optimismus und gleichzeitiger Transparenz können wir den Karren jetzt aus dem Dreck ziehen, bevor er völlig darin versinkt.

Raunzen hilft uns nicht weiter.
Lamentieren hat noch niemandem geholfen – auch wenn man daran angesichts der Milliardensubventionen für in Turbulenzen geratene Konzerne durchaus zweifeln könnte. Im Verlauf der Jahre hat es immer wieder Rezessionen gegeben, als natürliche Folge des Aufschwungs im Konjunkturzyklus. Natürlich freut sich niemand darüber, aber es kann nicht immer nur nach oben gehen. Wichtig ist jetzt, den Kopf nicht zu verlieren. Denn unkontrolliertes Freisetzen von Arbeitskräften, Zurücknehmen oder Kürzen jeglicher Investitionsvorhaben und ähnliche überstürzte Maßnahmen verstärken nur noch die Negativspirale. Zwar kann ein Unternehmen kurzfristig durch die Freisetzung von Mitarbeitern Ausgaben senken – langfristig schneidet es sich damit aber oft selbst ins Fleisch. Denn ein „freigesetzter“ Mitarbeiter verliert mit seiner Stellung gleichzeitig auch sein gewohntes Einkommen, damit an Kaufkraft, der Konsum geht weiter zurück und reduziert damit auch den Umsatz. Und – Hand aufs Herz – wenn ich von meinem Unternehmen aus Einsparungsgründen gekündigt werde, kaufe ich persönlich dort unter Garantie nicht mehr ein. Schon gar nicht, wenn ich dann lese, welche Boni sich oberste Führungsetagen aufgrund der auf meinem Rücken eingesparten Kosten ausschütten.

Chance USA.
Die wohl größte Wahlschlacht aller Zeiten ist geschlagen, ein farbigerer Demokrat hat den Sieg errungen. In dieser historisch bislang einmaligen Tatsache liegt die Chance, den in Barack Obamas Wahlkampf vielfach erwähnten Wandel tatsächlich herbeizuführen. Er übernimmt ein Land am Rande des Abgrunds und hat viel Aufbauarbeit vor sich – ähnlich wie auch wir in Europa teilweise vor Trümmerfeldern stehen, wenn auch nicht in solch gigantischen Ausmaßen. Wenn das nicht der perfekte Zeitpunkt der Zusammenarbeit, des gemeinsamen Wiederaufbaus und so der Intensivierung friedlicher und konstruktiver Beziehungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten ist, wann dann? Neben der Einführung eines Mindestmaßes an Kontrollen des Finanzmarktes, wie sie auch bei uns gefordert werden, können wir uns auch umweltpolitisch frischen Wind im Weißen Haus erhoffen. War Amerika lange Jahre mit ein Bremsklotz  internationaler Umweltschutzbemühungen, lässt Obamas Bekenntnis zu Alternativenergien auf eine baldige Abkehr von absoluter Erdöl- und Erdgasabhängigkeit hin zu sauberen Antriebstechnologien hoffen. Denn wenn ein so großes Land seine entwicklungstechnischen Anstrengungen endlich auch auf dieses Thema konzentriert, muss es doch in absehbarer Zeit eine gemeinsame Lösung geben.

Chance Europa.
Abgesehen von den USA haben wir jetzt auch auch innerhalb Europas die Möglichkeit, Weichen für die Zukunft zu stellen. Da so gut wie alle Länder unseres Kontinents in der weltweiten Krise Schäden davongetragen haben, gilt es, ein neues System zu etablieren und Zerstörtes wiederaufzubauen. Das ist doch die perfekte Gelegenheit zur Vereinheitlichung! Ich spreche dabei nicht von etwaigen Identitäts- oder Kulturverlusten, sondern davon, endlich gemeinsame wirtschaftliche Regeln und Strukturen, wie der Gedanke der Europäischen Union sie vorsieht, zu schaffen, tatsächlich umzusetzen und auch zu leben. Dies trifft auch auf Umweltschutzthemen zu, sei es nun Tiertransport, Rohstoffabbau oder die Förderung nachhaltiger Energien. Wir haben nur einen Planeten, und den gilt es so lange wie möglich zu erhalten. Leider habe ich allerdings das Gefühl, dass den Mächtigen dieser Welt das völlig egal ist. Vielleicht glauben sie, dass sie sich – wenn sie auf „Teufel komm raus“ genug Reichtum anhäufen – später trotzdem alles leisten können. Das Traurige daran: vermutlich haben sie sogar Recht.

Text: Angelika Thaler

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