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E-Freight im Kommen

Wer sein Image als innovativer Transport- und Logistikdienstleister stärken will, stellt seine Prozesse so schnell wie möglich auf eine papierlose Luftfrachtabfertigung um.

Bei der IATA e-Freight Initiative, dem papierlosen, computergestützten Luftfrachtverkehr, hat die Schweiz eine Vorreiterrolle übernommen. Als erstes Land in Europa kann die Schweiz seit Februar an allen drei internationalen Flughäfen e-Freight-Sendungen abfertigen. Überall sonst, auch in Asien, ist nur ein Flughafen pro Staat e-Freight-fähig. Damit hat die Schweiz nicht nur international an Prestige gewonnen, sondern konnte auch ihre Rolle als Hub für dringende, empfindliche und wertvolle Güter stärken. Die Nationalfluggesellschaft Swiss wiederum kann ihre Effizienz weiter steigern.

Um alle Partner der Luftfracht-Supply-Chain mit ins e-Freight-Boot zu holen, widmete sich das 19. SSC-Luftfrachtseminar Ende Januar in Interlaken unter anderem einmal mehr diesem brisanten Thema. Zwar wird seit Jahren über die Vorteile der papierlosen Luftfrachtabwicklung diskutiert, doch die Widerstände, insbesondere bei kleinen und mittelgroßen Spediteuren weltweit, sind weiterhin groß. E-Freight verlangt nicht nur IT-Investitionen, sondern auch Prozessveränderungen und die Aufgabe liebgewonnener Gewohnheiten. Positive Resultate in Form von Kostensenkungen stellen sich erst ein, wenn alle Prozessschritte elektronisch abgewickelt werden. Der Übergang vom e-Freight-Probelauf zum Standard-Handling an den Weltflughäfen konnte daher bis heute nicht vollzogen werden. Doch in diesem Jahr soll sich Einiges ändern.

Der Weltlufttransportverband IATA hat inzwischen für 20 der bis zu 30 Dokumente, die eine Luftfrachtsendung begleiten, international akzeptierte, elektronische Formate festgelegt. Eine Schlüsselrolle kommt dem Luftfrachtbrief zu. Mit dem e-AWB entfallen Druck, Transport und physische Archivierung der bisherigen Papierdokumente entlang der gesamten Supply Chain, vorausgesetzt, die Abwicklung bei den anderen Beteiligten ist ebenfalls e-Freight-tauglich. Für Spediteure und Verlader erhöhen sich damit Transparenz und Sicherheit. Denn inhaltliche Angaben können nicht nachträglich verändert werden. Die nicht-autorisierte Nutzung durch Dritte ist ausgeschlossen.

Immer mehr Länder führen außerdem aus Sicherheitsgründen Vorab-Importzolldeklarationen ein, die eine elektronische Übermittlung des Luftfrachtbriefs (e-AWB) und anderer Dokumente erfordern (e-Customs). Am 1. Januar trat das EU „Customs Security Filing Programm“ in allen Mitgliedstaaten der EU sowie in Norwegen und der Schweiz in Kraft. Dieses verlangt, dass Fluggesellschaften für alle Waren an Bord (einschließlich Transitware) eine summarische Einfuhranmeldung, eine Umleitungsanzeige und in einigen Ländern eine Ankunftsanzeige elektronisch und innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne an die erste Eingangszollstelle in der EU übermitteln. Die summarische Einfuhranmeldung basiert auf den Informationen des Luftfrachtbriefs.

Immer mehr Airlines stellen um
Und seit dem 1. Januar akzeptiert Cathay Pacific Airlines nur noch Luftfrachtbriefe in elektronischer Form (e-AWB). Auch Swiss WorldCargo, Emirates, Singapore Airlines und andere Fluggesellschaften wollen noch in diesem Jahr auf 100%-ige AWB umstellen. DHL hat mit Emirates, Swiss und CP e-Freight-Partnerschaften und e-AWB-Abkommen abgeschlossen. Auch der luxemburgische Logistikdienstleister Logwin vergibt seit Kurzem alle Luftfrachtverträge auf Basis eines elektronischen Luftfrachtbriefes zum Beispiel an Lufthansa Cargo. Bis Ende des Jahres will er zehn Prozent seiner Luftfrachttransporte als e-Freight-Sendungen abfertigen. Damit gewinnt das Thema e-Freight an Gewicht. KMU, die nicht das Risiko eingehen wollen, Marktanteile an die Global Player zu verlieren, sind gut beraten, sich des Themas mit hoher Dringlichkeit anzunehmen. „Es gibt beispielsweise zahlreiche Wege, um AWB-Daten elektronisch zu übermitteln“, sagt Beverly Seebach, Area Manager Sales D-A-CH bei Traxon Europe. „Statt eine Schnittstelle zu jeder Airline aufzubauen, ist es sinnvoller, sich an ein Cargo Community System (CCS) anzuschließen.“

Logistik express Redaktion: Ursula Schmeling

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