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(Eher) Optimismus bei den KMU

Die Diskussion, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, setzt sich fort – die Schwellenwerte-Verordnung soll als Wirtschaftsimpuls verlängert werden. 

Die österreichischen Unternehmen blicken weiterhin optimistisch in die Zukunft, will eine aktuelle Umfrage der IMAS festgestellt haben. Die repräsentative Studie hat Stimmungslage und Erwartungen von Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 1,5 und 175 Millionen Euro in ganz Österreich erfasst. Trotz der Negativmeldungen rund um Rezession und Kreditklemme bleiben die österreichischen KMU demnach positiv gestimmt. 48 % glauben an das Wachstum des eigenen Betriebs, das sind lediglich 2 % weniger als im vergangenen Jahr. 
 
Positiv ist auch die Entwicklung in punkto Personal zu sehen, die Hälfte aller befragten Firmen betrachtet die Aufnahme neuer Mitarbeiter als wichtige Maßnahme für den wirtschaftlichen Erfolg. Überraschend sind auch die Expansionspläne: Ein Fünftel der befragten Unternehmen will neue Betriebsstandorte gründen.
 
Finanzierungsbedarf nahezu unverändert
Diese Pläne wollen die österreichischen KMUs hauptsächlich aus eigener Kraft umsetzen und organisch wachsen. Insgesamt sehen nur 26 % der Betriebe in den nächsten zwei Jahren einen Finanzierungsbedarf in Form eines Bankkredits, bei den größeren Unternehmen mit 5 bis 175 Millionen Umsatz sind es 32 %. Die geschätzte Kredithöhe liegt bei knapp der Hälfte der Betriebe mit Finanzierungsbedarf aber unter 500.000 EUR. Diese Mittel sollen hauptsächlich zur Modernisierung (61 %) eingesetzt werden, mit großem Abstand folgen Kundengewinnung sowie Rationalisierungsmaßnahmen (jeweils 16 %). Die Kapitalbeschaffung über eine Stärkung der Eigenmittel zu erzielen, kommt nur für 45 % in Frage.
 
Die Schwellenwerte-Diskussion
Eine „win-win“-Situation attestiert der Obmann der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Konrad Steindl, der seit 2009 gültigen Schwellenwerte-Verordnung: „Sowohl die heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe als auch die öffentliche Hand, insbesondere die Gemeinden, haben davon profitiert, denn regionale Aufträge blieben regional, die regionale Wertschöpfung wuchs und etwa im Bereich der Baukosten ergaben sich für die Auftraggeber sogar Kostensenkungen. Somit haben wir es hier mit einem wichtigen Wirtschaftsimpuls für unsere KMU, aber auch für die Regionen zu tun.“ Diese positive Grundstimmung bestätigt eine Umfrage unter 300 Gemeinden und 13 Städten, in der sich 92 % der Befragten für eine Beibehaltung der Schwellenwerte-Verordnung aussprechen. Nun gelte es, die Verordnung weiter zu verlängern und nach Möglichkeit in Dauerrecht überzuführen.
 
2010 und 2011 wurde diese Schwellenwerte-Verordnung verlängert, mit der Bund, Länder und Gemeinden Aufträge im Bau-, Liefer- und Dienstleistungsbereich bis zu einem Wert von 100.000 Euro statt wie bisher 40.000 Euro direkt an geeignete Unternehmen vergeben. Der Schwellenwert für das so genannte nicht-offene Verfahren ohne Bekanntmachung wurde von 120.000 Euro auf 1 Million erhöht. „Gerade angesichts der sich nun verstärkt eintrübenden Konjunktur wäre dies ein wertvolles Instrument, um den heimischen KMU den Rücken zu stärken“, so Steindl. Derzeit betragen die öffentlichen Aufträge in der Direktvergabe rund 9 % am Jahresumsatz der Sparte (rund 73 Mrd. Euro) – also etwa 7 Mrd. Euro. 12 % der öffentlichen Aufträge erfolgen über Generalunternehmer bzw. Bauträger.
 
Gefordert sind die Gewerbe- und Handwerksbetriebe auch durch den immer stärker zunehmenden Bürokratie- und Verwaltungsaufwand, der den Unternehmen durch die mehr als 5.700 gesetzlichen Vorschriften entsteht. Die Belastung der heimischen Wirtschaft liege bereits jenseits der 4-Mrd.-Grenze, so Steindl. Allein die Kosten pro Arbeitnehmer für die monatliche Lohnverrechnung würden bei 18 bis 20 Euro liegen. Auch die Höhe der Lohnnebenkosten hätte inzwischen ein Ausmaß erreicht, das als Kostenfaktor nur schwer in den Preisen der mittelständischen Wirtschaft unterzubringen sei.
 
Die „Das-Glas-ist-halb-leer“-Fraktion
„Nachfrageseitige Impulse und kostenseitige Entlastungen wären für das Gewerbe und Handwerk mehr als nötig“, sagt der Direktor der KMU Forschung Austria, Walter Bornett. Nach den für die Sparte schweren Jahren 2009 bis 2011 habe sich im ersten Halbjahr 2012 die Situation nicht verbessert, im Gegenteil: Der Ausblick für das Gesamtjahr 2012 sei gedämpft. So meldeten im ersten Halbjahr 21 % der Betriebe Steigerungen bei Umsätzen und Auftragseingängen, 58 % der Betriebe lagen auf Vorjahresniveau und 21 % der Betriebe verzeichneten Rückgänge um durchschnittlich 17,4 %. „Im Durchschnitt sind die Auftragseingänge bzw. Umsätze im 1. Halbjahr 2012 gegenüber dem 1. Halbjahr 2011 wertmäßig um 0,1 % gesunken“, so Bornett. Gewerbe und Handwerk habe sich damit schlechter entwickelt als andere Sektoren der österreichischen Wirtschaft. Die aktuelle Situation bezeichnet der Wirtschaftsforscher als „Fahren auf der Kriechspur“.
 
Für das vierte Quartal erwarten, so Bornett, noch immer 20 % der Betriebe steigende Auftragseingänge oder Umsätze (Vorjahr: 24 %), 66 % keine Veränderung und 14 % Rückgänge (Vorjahr: 13 %). In Hinblick auf die Personalplanung werde der Beschäftigtenstand von den Betrieben derzeit gehalten. Dies zeuge von einem hohen Maß an Verantwortung der KMU ihren Mitarbeitern gegenüber.
 
Geringes Wachstum zu erwarten
Anhaltendes Hauptproblem sei die Ertragslage der Betriebe. Bei durchschnittlichen 2,5 % Jahresertrag vor Steuern und Inflation bleibe lediglich eine schwarze Null und dies sei zu wenig, so Bornett, um die Eigenkapitalsituation nachhaltig zu verbessern. 36 % der Gewerbe- und Handwerksbetriebe würden kein positives Ergebnis ausweisen, 26 % über gar kein Eigenkapital verfügen.  

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