Fährverkehr mit Russland festigt deutsch-russische Zusammenarbeit

„Ostsee-Highway Sassnitz – Baltijsk- Ust-Luga“

Vom 14. bis 16. September 2008 plant die Bundesvereinigung Logistik die 2. Deutsch-Russische Logistikkonferenz, diesmal in Kasan, der Hauptstadt und dem wirtschaftlichen Zentrum der Republik Tatarstan. Die Konferenz widmet sich den aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen in der Russischen Föderation und setzt den Fokus auf die Herausforderungen in den verschiedenen russischen Regionen. 

Ein Beispiel für die fortschreitende deutsch-russische Kooperation in Infrastruktur- und Logistikfragen ist die Eisenbahnfährverbindung über die Ostsee. Seit dem 18. Oktober 2007 bringt die neue Eisenbahnfährverbindung zwischen Sassnitz/Mukran und dem Hafen Baltijsk (Pillau) im Gebiet Kaliningrad Deutschland und Russland einander näher. Neu ist dabei nicht nur die Anfahrt des Hafens Baltijsk aus dem westeuropäischen Ausland – es handelt sich auch um die erste Non-Stop-Verbindung per Eisenbahnfähre zwischen beiden Ländern. Die Fährlinie verkehrt derzeit einmal pro Woche.

Ursprünglich Mitte der Achtziger Jahre für die Eisenbahnfähre Mukran-Klaipeda (Memel) gebaut, diente der Fährhafen zwischen 1991 und 1993 vor allem der Rückführung der ehemaligen Sowjetarmee. Durch kluge Investitionspolitik wurden die Anlagen in der Zeit danach attraktiv für den Ostsee-Verkehr.

Baltijsk ist jedoch nur erste Station auf einem längeren Weg. Die Hafenstadt will sich als Frachtdrehkreuz etablieren, und die zunehmenden Warentransporte zwischen Ost und West sollen ihr zu einer neuen Stellung als Verteilzentrum für das russische Hinterland verhelfen. In diesem Zusammenhang stehen die Bemühungen auf beiden Seiten, die Linie voranzutreiben und bei weiterhin positiver Entwicklung zu einem Dreiecksverkehr zwischen Sassnitz/Mukran, Baltijsk und dem eisfreien Tiefwasser-Hafen Ust-Luga bei St. Petersburg auszuweiten. Ust-Luga soll zukünftig, womöglich mit dem Status „Sonderwirtschaftszone“, Hafenkapazitäten in Finnland und St. Petersburg entlasten.

Bei der Einrichtung der Fährverbindungen arbeiten Politik und Wirtschaft eng zusammen: deutsche und russische Ministerien, Deutsche Bahn und RZD, die Linien- und Hafenbetreiber ROSMORPORT für Baltijsk und die Fährhafen Sassnitz GmbH. Treibende Kraft ist bei allen Beteiligten die Überzeugung der wirtschaftlichen und politischen Wichtigkeit. Der Seeweg bietet einige Vorteile gegenüber dem Transport über Land: Die Vermeidung der Grenzübergänge spart den Kunden Zeit und Geld; für Lkw-Fahrer lassen sich die Lenk- und Ruhezeiten ohne Zeitverluste einhalten. Über Baltijsk kann insbesondere der Großraum Moskau optimal bedient werden, denn ein Großteil aller Güter, die über Sassnitz/Mukran verladen werden, ist für das Gebiet rund um die russische Hauptstadt bestimmt.

Mittelfristig soll dann ein regelrechter „Ostsee-Highway“ entstehen: Die Fähre zwischen Mukran und Ust-Luga wird vier Tage schneller sein als der Zug über Land. Die Routen zwischen Deutschland und Russland sind für eine breite Güterpalette attraktiv, da Grenzaufenthalte mit entsprechendem Zeitaufwand entfallen, und die Fähre im Bereich Ladungssicherheit punktet. Eine Option für die Zukunft sind zum Beispiel Automobilexporte nach Russland. Die Deutsche Bahn und das Verkehrsministerium Mecklenburg-Vorpommern investieren bereits weiter in den Ausbau des Fährhafens Mukran, der seit 1998 auch eine Repräsentanz in St. Petersburg unterhält.

Quelle: Bundesvereinigung Logistik e. V.

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