Fruchtig – Ambra und DB Schenker mischen den Getränkemarkt in Polen auf

DB Schenker sorgt dafür, dass der neue In-Drink nirgends ausgeht – und hat dem Hersteller noch viel mehr als Transport zu bieten.

Polens neuer In-Drink kommt aus einer Region, die auf dem Radar der Trendforscher kaum auftauchen dürfte. Tief im Südosten, wo die Horizonte weit sind und das Land dünn besiedelt ist. Was es hier reichlich gibt, sind Äpfel – der wichtigste Rohstoff für Polens neues Trendgetränk. „Cydr Lubelski“ heißt es: Cidre – oft auch Cider genannt – aus der Woiwodschaft Lublin, ein erfrischender Apfelwein mit wenig Alkohol.

„Wir haben im Grunde einen neuen Markt geschaffen“, sagt Robert Ogór. Er ist Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Herstellers Ambra. Bevor die grünen Fläschchen 2013 erstmals in den Läden standen, war ­Cidre in Polen kaum verbreitet. Dabei wachsen nirgends auf dem europäischen Kontinent so viele Äpfel wie hier, weltweit rangiert Polen auf Platz vier. Grund genug, dem Cidre eine Chance zu geben.

Bild vergrößernRobert Ogór, CEO Ambra, mit Janusz Górsky (r.), CEO DB Schenker Logistics Poland, DB AG, Christian Schmid

Robert Ogór, CEO Ambra, mit Janusz Górsky (r.), CEO DB Schenker Poland

Mit Erfolg: „Im ersten Jahr haben wir rund 800.000 Liter verkauft, 2014 waren es fünf Millionen“, sagt Ogór und merkt an, ein politisches Ereignis habe Ambra dabei durchaus in die Karten gespielt: Als Antwort auf EU-Sanktionen stoppte Russland im vorigen Jahr die Einfuhr etlicher Lebensmittel aus Europa, darunter Äpfel aus Polen. „2016 rechnen wir mit einer weiteren Verdopplung.“ Gab es den In-Drink zum Start nur auf dem heimischen Markt, wird er jetzt auch exportiert, ins Baltikum etwa oder nach Kenia.

40 Millionen Flaschen jährlich

Insgesamt produziert Ambra rund 40 Millionen Flaschen pro Jahr, vor allem Schaumweine. Hinzu kommt unter anderem ein alkoholfreies Getränk für Kinder. Weiteres Standbein: der Import von Weinen, viele aus Übersee, und ihr Vertrieb in Polen und weiteren Ländern Europas. Abnehmer sind Handel und Gastronomie. Über eigene Weinläden in Polen und online verkauft Ambra aber auch an Endkunden. „Dabei sind vor allem hochwertige Weine wichtig“, erklärt Ogór. Mehr als 400 Mitarbeiter hat das Unternehmen, größter Anteilseigner mit gut 60 Prozent ist die deutsche Schloss Wachenheim AG. Ambra wiederum hat Tochterunternehmen in Tschechien, der Slowakei und Rumänien.

Biłgoraj heißt die Kleinstadt im Südosten, in der ­Ambra seine Getränke in einem Werk mit gut 140 Mitarbeitern produziert. Der Erfolg von Cydr Lubelski ist im Lagerhaus sichtbar, wo sich weiße Kartons mit grasgrünen Äpfeln darauf türmen. Und er liegt als würziges Aro­ma in der Luft. Basis des Cidres ist Apfelmost, den Erzeuger aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern in Lkw mit Edelstahltanks aufs Werksgelände liefern.

Durch dicke Schläuche fließt der Most in stählerne Fermentationstanks. Exportdirektor Tadeusz Tyszko klopft mit der flachen Hand gegen einen der silbergrauen Kolosse. „Hier drin reift der Most bei 20 Grad etwa eine Woche lang.“ Zu den weiteren Schritten gehört die vollautomatische Filtrierung, ehe das Getränk mit einem Alkoholgehalt von 4,5 Prozent in die Abfüllung geht. „Dafür nutzen wir vier Anlagen, die pro Schicht insgesamt bis zu 80.000 Flaschen schaffen.“

Auf Wachstumskurs mit DB Schenker

Sobald sich die Rolltore des Lagerhauses öffnen, übernimmt DB Schenker die Verantwortung für die Getränke. Nahezu täglich starten die Trucks. Ihr Ziel in den meisten Fällen: ein Logistikzentrum in Teresin westlich von Warschau im geografischen Herzen Polens. Der 290-Kilometer-Transfer lohnt sich: Über diesen Hub wickelt DB Schenker den kompletten polnischen Vertrieb des Herstellers ebenso ab wie den Export. Darüber hinaus werden hier Importe umgeschlagen, darunter Übersee-Shipments von Wein aus den USA oder Chile.

Bild vergrößernBottling of Ambra cider, DB AG, Christian Schmid

Vom zentralen Warehouse in Teresin versorgt DB Schenker Logistics die Ambra-Kunden.

Seit 1998 ist DB Schenker für Ambra im Einsatz und hat im vorigen Jahr rund 33 Millionen Flaschen transportiert. Eine webbasierte Visibility-Lösung gibt allen Beteiligten jederzeit Auskunft über den Status der Sendungen, so Janusz Górski, Chef von DB Schenker Poland, beim Treffen mit Robert Ogór in Teresin.

Cidre ist ein Sommergetränk, die Logistik insgesamt hat ihren Schwerpunkt aber nach wie vor am Jahresende, wenn Silvester naht. „Unser Netzwerk im Landverkehr ist groß genug, um solche Spitzen zu stemmen“, sagt Górski – und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir kennen Ambra so genau, dass wir uns fast als dessen eigene Logistikabteilung verstehen.“

Teresin hat eine leistungsstarke IT-Infrastruktur – und ist nach den Prinzipien von Kaizen organisiert, der aus Japan stammenden Art der Betriebsführung. „Sie zielt ab auf maximale Effizienz und Zuverlässigkeit sowie ineinandergreifende Abläufe, die Verschwendung und Überproduktion verhindern“, so Górski. Dafür wurden Management-Prozesse verschlankt, aber auch Warehouse-Arbeitsplätze ergonomisch optimiert. In Teresin nutzt Ambra auch Value-Added Services wie zum Beispiel das Anbringen von Steueraufklebern. Eine vermeintliche Kleinigkeit, die aber wichtig ist, damit sie weitergeschrieben werden kann: die Erfolgsgeschichte von Polens neuem Trendgetränk.

Letzte Aktualisierung: 25.02.2016

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