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GASTKOMMENTAR – Viel Lärm um nichts

Die Logistikbranche darf – endlich – aufatmen, auch wenn die Causa Prima noch nicht endgültig abgehakt ist: Das Kartellgericht stellte kürzlich das Verfahren gegen 40 heimische Spediteure ein, denen jahrelange Macheloikes  beim Sammelladungsverkehr von Stückgut nachgesagt worden waren.  Damit erlitt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eine schwere Schlappe. Sie wird zwar garantiert nicht aufgeben, sondern bis zum Obersten Gerichtshof gehen, aber nach menschlichem Ermessen auch dort nicht reüssieren.

Die Aufregung in der Branche war jedenfalls gewaltig, und jetzt sind alle happy, dass die Bombe nicht detoniert ist. BWB-Chef Theodor Tanner muss sich allerdings die Frage gefallen lassen, ob sich seine Behörde nicht viel zu weit aus dem Fenster gelehnt bzw. zu verantwortungslos agiert hat. Immerhin stellte sie ein gutes Jahr lang in aller Öffentlichkeit gleich zig Unternehmen an den Pranger und brachte diese auf brutale Weise in Misskredit. Daher wäre zumindest eine gelbe Karte für die übereifrigen Wettbewerbshüter fällig.

Österreichs Spediteure, die noch einmal mit dem Schrecken davongekommen sind, sollten ebenfalls nicht zur Tagesordnung übergehen, als wäre nichts geschehen. Die leidige Kartell-Diskussion hat ihr Image nämlich zweifellos angekratzt. Jetzt müssten die betroffenen Unternehmen, aber auch die Interessenverbände professionell reagieren und mit einer glaubwürdigen Öffentlichkeitsarbeit in die Offensive gehen. Das sind sie ihren Kunden schuldig – und nicht zuletzt sich selbst.

Autor: Peter Muzik ist langjähriger Wirtschaftspublizist („Wiener Zeitung“, früher „WirtschaftsBlatt“ und „trend“) sowie Inhaber der auf Evaluation von PR-Aktivitäten spezialisierten Consultingfirma Public & Media. www. public-media.at

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