Logistik kann von höherem Frauenanteil profitieren

Der Wirtschaftsbereich Logistik ist bislang eine Männerdomäne. Es sind insgesamt deutlich weniger Frauen als Männer in Logistik-Dienstleistungsunternehmen beschäftigt und ihr Anteil an Führungspositionen und Positionen des mittleren Managements ist bislang eher gering – und liegt unterhalb ihres Anteils an der Gesamtbelegschaft. Ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen ist jedoch wichtig für Unternehmen, so das Ergebnis einer aktuellen Fokusgruppenbefragung der Bundesvereinigung Logistik (BVL) unter ausgewählten Unternehmen. 
 
Logistik noch eine Männerdomäne – aber Frauen holen auf 
Während in den Unternehmen Frauen noch deutlich unterrepräsentiert sind, steigt die Zahl der jungen Akademikerinnen, die sich für ein Logistikstudium entscheiden. Dieser positive Trend zeigt sich auch in der BVL-Mitgliederstatistik. Fast 30 Prozent der studierenden Mitglieder sind weiblich – Tendenz steigend. Im Vergleich dazu liegt der Frauenanteil unter den erwerbstätigen Mitgliedern derzeit bei rund 12 Prozent. „Wenn die Unternehmen des Wirtschaftsbereichs Logistik qualifizierte Frauen gezielt ansprechen und angemessen auf das steigende weibliche Interesse an einer Tätigkeit in Supply Chain Management und Logistik reagieren, können Wettbewerbsvorteile erschlossen werden“, prognostiziert Prof. Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung der BVL. 
 
Unternehmen haben ganz konkrete Vorteile von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Männern und Frauen in der Belegschaft. Prof. Nina Vojdani, Lehrstuhlinhaberin für Produktorganisation und Logistik an der Universität Rostock und Regionalgruppensprecherin der BVL in Mecklenburg-Vorpommern, sieht vor allem die Kommunikation durch weibliche Mitarbeiter verbessert: „Aufgrund einer ausgeprägten Kommunikationskompetenz gelingt es Frauen, einen positiven Dialog mit Kunden, Lieferanten und Kollegen zu führen“, so Vojdani. „Dieses gepaart mit wirtschafts- und ingenieurwissenschaftlichem Verständnis sind die Erfolgsdeterminanten für Logistik-Dienstleister und -Anwender.“ Darüber hinaus profitiert auch das Betriebsklima. Zudem betrachten Frauen Herausforderungen häufig unter einem anderen Blickwinkel als Männer und können so zur schnelleren Problemlösung beitragen. 
 
Interessante Aufgaben – für Frauen wie für Männer 
Das Arbeitsfeld der Logistik wird in der Öffentlichkeit oft auf Transport oder Lagerarbeit reduziert. Frauen sollten sich von diesem Bild nicht abschrecken lassen, denn der Wirtschaftsbereich bietet viele weitere, attraktive Berufsbilder. „Was die Logistik ausmacht, ist ein extrem breites Feld an Aufgabengebieten und Karrieremöglichkeiten, beispielsweise in der Wissenschaft, in der Technik, im kaufmännischen Bereich oder in der IT“, so Frauke Heistermann, Mitglied des BVL-Vorstandes und Mitglied der Geschäftsleitung der AXIT AG. „Fähigkeiten wie Kommunikationsstärke, Organisationstalent und ein gutes Verständnis für vernetzte Zusammenhänge sind wichtige Voraussetzungen.“ Auch die Wachstumsraten der Branche und die zunehmend globale Ausrichtung machen die Arbeit in der Logistik interessant, wie die Fokusgruppenbefragung zeigt. Teil der Internationalisierung zu sein und dabei mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzuarbeiten stellt einen besonderen Reiz des Wirtschaftsbereichs dar. 
 
Logistikunternehmen in der Frauenförderung unterschiedlich engagiert 
Während sich einige Logistikunternehmen noch nicht explizit mit dem Thema Frauen befassen, haben andere bereits erfolgreich Maßnahmen etabliert, die Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen, so ein weiteres Ergebnis der Fokusgruppenbefragung. Zu den in puncto Frauenförderung und Gleichstellung vorbildlichen Unternehmen zählen die Deutsche Post DHL und die Fraport AG ebenso wie die Mittelständler Wulf Gaertner Autoparts oder die abat AG. Sie bieten ihren Mitarbeiterinnen Möglichkeiten, Privates und Berufliches in Einklang zu bringen. Auch Mentorenprogramme, Teambuilding-Maßnahmen, Kinderbetreuung und spezielle Schulungen werden von engagierten Arbeitgebern angeboten, um die Position von Frauen zu stärken. 
Katharina von Helldorff-Mager, Managerin der 4flow AG, erachtet gerade Familienfreundlichkeit als besonders wichtiges Kriterium für die Frauenfreundlichkeit eines Unternehmens: „In frauenfreundlichen Unternehmen herrscht eine hohe Wertschätzung des persönlichen Einsatzes von Frauen mit Kindern. Das bedeutet konkret, dass Arbeit-geber und Kollegen in der Zusammenarbeit flexibel agieren und auf diese Weise gemeinsam ein gutes Ergebnis erzielen.“ 
 
Thema „Frauen in der Logistik“ auf dem Deutschen Logistik-Kongress 
Das Thema „Frauen in der Logistik“ wird von der BVL seit zwei Jahren intensiv vorangetrieben, zum Beispiel durch regelmäßig stattfindende Aktuelle Stunden oder Ladies‘ Logistics Lounges in verschiedenen Städten, bei denen sich Frauen miteinander, aber auch mit ihren männlichen Kollegen über Karrierewege austauschen und vernetzen können. Auch auf dem diesjährigen Logistik-Kongress vom 17. bis 19. Oktober in Berlin wird das Thema in einer Sequenz behandelt. Am 18. Oktober findet unter Moderation von Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) e. V., ein Workshop zum Thema „Mixed Leadership“ statt. 

Quelle: MyLogistics

Portal: www.logistik-express.com   

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