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Neues Cargo Konzept für Wien?

Dicht verbaute Gebiete, wenig Parkplätze, viel Verkehr und große Fahrzeuge unerwünscht – die Situation für die Lieferanten in Großstädten wie Wien ist nicht rosig. Gleichzeitig hängt die Wirtschaft dran, ohne Belieferung müssen die Geschäfte zusperren, Einkaufsstraßen würden sterben. Abhilfe verspricht ein Konzept mit genormten Lieferboxen.

Autorin: Angelika Gabor

Was macht ein pensionierter LKW-Verkäufer, dem diese Probleme aus erster Hand geläufig sind? Richtig, er überlegt sich eine Lösung. Karl-Walter Stehlik ist der Schöpfer des Konzepts, das auf genormten Lieferboxen auf Elektro-Trägerfahrzeugen und einem ortsgebundenen Lieferboxensystem aufbaut.

So funktioniert es
Im Prinzip funktioniert das System ähnlich wie die Postkästen in einem Mehrparteienhaus. Die 5‘ große, stationäre Box wird – idealerweise zu Zeiten mit wenig Verkehr – befüllt, der oder die Eigentümer können den Inhalt abholen, wann sie wollen – beispielsweise, wenn gerade wenig Kunden da sind und Zeit für die Warenübernahme bleibt. Die Belieferung erfolgt mit Microtransportern mit einem Box-Modul als Aufbau. Knackpunkt: die Boxen und deren Stellplatz. „Ideal wäre es, wenn die Stadt Wien den Platz für die ortsgebundenen Lieferboxen zur Verfügung stellt“, hofft Stehlik. Dabei könnte die Kommune selbst Eigentümer der Boxen sein und diese vermieten, oder einen Boxbetreiber beauftragen – in jedem Fall wäre sie die Schnittstelle. Ortsansässige Shop-Besitzer und Gastronomen können die Boxen mieten. „Mehrere Fuhrunternehmen beliefern eine Box, mehrere Parteien können sich die Box teilen. Der Kunde holt sich die Waren dann z. B. mit einem Hubwagen bei Bedarf aus der Box“ erläutert er. Seiner Meinung nach wären etwa 150 Meter Abstand zwischen einzelnen Boxen in Geschäftsstraßen ideal. „Natürlich können auch mehrere Boxen nebeneinander gereiht werden, wenn der Bedarf dementsprechend gegeben ist.“

Containermaß als Vorbild
Bei seinen Überlegungen für das ideale Maß ging Stehlik von einem 45‘ Container und dessen Teilbarkeit aus, damit auch jene Produkte, die mit der Schiene geliefert werden, gut verteilt werden können – für einen 45‘ Container benötigt man 9 Boxen. Die 5‘ Boxen passen gut auf Microtransporter, die sich aufgrund ihrer kompakten Maße im engen und verwinkelten Stadtgebiet bewährt haben und auch leichter einen Parkplatz finden, um ihre Waren abzuliefern. Stehlik: „Obwohl auch klassische City-Transporter mit Verbrennungsmotor in Frage kommen, würden im Idealfall nur Elektrofahrzeuge eingesetzt – oder was auch immer gerade dem aktuellen Stand der Technik entspricht. Bei den kurzen Wegen in der Stadt sind Elektrofahrzeuge natürlich ideal, umweltfreundlich und die Betriebskosten sind wesentlich niedriger. Für den Zweischichtbetrieb bieten sich Akkutausch-Stationen (ähnlich wie bei Elektrostaplern) an, um keine langen Stehzeiten zu verursachen.“ Irgendwann könnte er sich die Umsetzung seines Konzeptes auch überregional vorstellen, etwa bei der Nutzung von Flachwechselcontainern. Doch zu allererst geht es um Wien – wie lange er darauf wohl warten muss?

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