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Österreichs Lackindustrie leidet unter Rohstoffsituation

2020 – ein starkes Exportjahr.
Die Branche verzeichnete einen leichten Rückgang der Produktion auf 168.000 Tonnen Lack- und Anstrichmittel. Der Gesamtumsatz lag bei 474 Millionen Euro. Ein erfreuliches Wachstum von 12,8 Prozent gab es bei den Exporten nach Deutschland, das der wichtigste Handelspartner der österreichischen Lackindustrie ist. Insgesamt wurden 2020 Lacke und Farben im Wert von 290 Mio. Euro aus Deutschland nach Österreich importiert und im Wert von 112 Mio. Euro exportiert.

Guter Start ins Jahr 2021, Rohstofflage prekär.
Aktuell ist die Auftragslage der Branche sehr gut. „Sorge bereitet uns momentan die Rohstoffsituation“, äußert sich Culik zum Jahr 2021. „Durch den Konjunkturaufschwung in Südostasien kommen viele Rohstoffe gar nicht bis zu uns. Force Majeure-Fälle wie etwa bei Schlüsselrohstoffherstellern für Epoxidharze tragen ebenfalls zur angespannten Lage bei.“ Wenn es einem Unternehmen gelingt, die erforderlichen Rohstoffe einzukaufen, ist der Transport das nächste Hindernis. Denn zu allem Überdruss herrscht momentan auch noch eine Container- und Pallettenknappheit. Und auch die Preise für Verpackungsmaterialien wie Kunststoff und Stahl haben deutlich angezogen.

Branche durch Chemikalienpolitik stark gefordert.
„Die Branche befürchtet mit der von der EU veröffentlichten Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit eine noch strengere Regulierung von Stoffen“, bedauert Culik die zukünftige Lage. Da bereits jetzt die Umsetzung der komplexen Vorgaben durch die Chemikalienpolitik die Unternehmen – insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen – vor große Herausforderungen stellt, sind die umfassenden Maßnahmen der EU-Chemikalienstrategie kritisch zu bewerten. Die langjährige Forderung der Branche, bei der Chemikaliengesetzgebung den risikobasierten Ansatz zu wählen und nicht immer von der inhärenten Gefahr der Stoffe auszugehen, wird immer drängender.

Lackindustrie setzt auf Nachhaltigkeit.
Europaweite Ziele zur Erhöhung der Recyclingquoten beschäftigen auch die österreichische Lackindustrie. Deshalb startete die Branche ein Leuchtturmprojekt, um ihre Gebinde für Farben von den Anwendern wieder zurückzuholen und zu recyceln. Ein weiteres Projekt der Branche sucht nach nachhaltigen Mitteln zur Konservierung von Farben. Durch den Wegfall von Wirkstoffen aufgrund der Chemikaliengesetzgebung droht gerade den umweltschonenden wasserbasierten Farben eine Aufbewahrung im Kühlschrank, wenn keine Alternativen gefunden werden.

Fachkräftemangel entgegenwirken.
Um den Fachkräftemangel entgegenzusteuern, hat die Lackindustrie bereits vor ein paar Jahren im Lehrberuf Labortechnik ein eigenes Modul Lacktechnik erfolgreich etabliert. Für höherqualifizierte Fachkräfte bemüht man sich aktuell, im Studiengang „Applied Chemistry“ an der Fachhochschule Krems ein Wahlmodul „Surface Technology“ einzurichten. Diesen Sommer findet unter diesem Titel als Vorbereitung für das Modul ein 5-wöchiger universitärer Lehrgang statt. Studenten werden von der Lackindustrie großzügig finanziell unterstützt.

Die 26 Betriebe der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie beschäftigen etwa 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie produzieren jährlich ca 170.000 Tonnen Lack- und Anstrichmittel im Wert von 474 Millionen Euro. Die Branche ist sehr innovativ und investiert 10 bis 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Rückfragen & Kontakt:
FCIO Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs
Dorothea Pritz
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