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Runder Tisch unterstreicht den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe im Straßengüterverkehr

Die CO2-Flottenregulierung schwerer Nutzfahrzeuge beschäftigt weiterhin die europäischen Gesetzgeber.

Beitrag: Redaktion.

Nach dem im Februar veröffentlichten Kommissionsvorschlag und einer Verschärfung der Emissionsreduktionsziele, diskutierten heute Vertreter der Industrie mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments über den All-Electric-Ansatz der Kommission. Organisatoren des Events waren die Abgeordneten Jens Gieseke (EPP) sowie Pietro Fiocchi (ECR). Die Zukunft schwerer Nutzfahrzeuge sowie die der Logistikbranche waren Mittelpunkt der Diskussionen. Vertreter der eFuel Alliance, des französischen Verbands für Straßentransporte (FNTR), des LKW-Herstellers Iveco-Group sowie des Herstellers erneuerbarer Kraftstoffe, Repsol, machten dabei auf die Notwendigkeit CO2-neutraler, klimafreundlicher Kraftstoffe und die Einführung eines Kohlenstoff-Korrektur-Faktors aufmerksam.

Bislang orientiert sich die EU am sogenannten „Tailpipe“-Ansatz. Für den klimapolitischen Wert eines Fahrzeugs entscheiden immer die Emissionen, die am Auspuff entstehen, ungeachtet dessen, wie das Fahrzeug betankt wurde. So zählt ein batterieelektrischer Truck immer als Nullemissions-Fahrzeug, auch wenn dieser mit fossilem Strom fährt. Gleichzeitig gilt ein mit CO2-neutralen, klimafreundlichen Kraftstoffen betanktes Fahrzeug trotzdem immer als klimaschädlich, obwohl es am Auspuff nur CO2-Emissionen verursacht, die beim Produktionsprozess von eFuels der Atmosphäre entnommen wurden. Mit der Definition von Fahrzeugen mit Wasserstoff-Verbrennungsmotoren als Null-Emissionsfahrzeugen ist die KOM einen Schritt in die richtige Richtung gegangen aber leider auf halbem Wege stehen geblieben.

Hersteller von schweren Nutzfahrzeugen sowie die Logistikbranche betonen, dass es neben der Elektromobilität auch andere Wege gibt, die Klimaziele zu erreichen. Dr. Gerrit Marx, CEO der Iveco Gruppe, kommentiert: „Die Strategie der Iveco-Gruppe ist es, technologieneutral vorzugehen und die gesamte Antriebspalette anzubieten. Dadurch haben unsere Kunden die Möglichkeit, für ihren Standort und ihre Infrastruktur die beste Lösung zu wählen. Entsprechend den spezifischen
Bedürfnissen können wir so die passende Technologie anbieten, seien es Biokraftstoffe, batterieelektrische Antriebe oder Wasserstoff. Die CO2-Regulierung für schwere Nutzfahrzeuge ist eine der wichtigsten Voraussetzungen auf dem Weg zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Eben deshalb ist es von zentraler Bedeutung ist, dass die entscheidende Rolle von Biokraftstoffen darin anerkannt wird.“

„80 % der Transportunternehmen sind klein- und mittelständische Unternehmen mit geringen Margen. Planungs- und Investitionssicherheiten sind insbesondere für diese Unternehmen grundlegend. Wir unterstützen die Dekarbonisierungsziele der EU im Transportsektor, doch fordern eine faire Umsetzung, die mehr als eine Lösungsoption zulassen. Es ist von entscheidender Bedeutung, einen technologieneutralen Ansatz beizubehalten und einen ‚Well-to-Wheel‘-Ansatz zu verfolgen, der unmittelbarere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung bietet. Mit kohlenstoffarmen flüssigen Brennstoffen oder Biogas können wir bereits heute 60 % bis 90 % des CO2 einsparen“, so Isabelle Maître, Delegierte der Fédération Nationale des Transports Routiers (FNTR) in Brüssel. FNTR repräsentiert die Interessen von mehr als 5300 Unternehmen und rund 250.000 Jobs in Frankreich.

73 % aller auf dem Landweg beförderten Güter werden in der EU mittels Straßengüterverkehr transportiert. Mehr als 60 % legen dabei Entfernungen zwischen 500 und 1000 Kilometern zurück. Neben der abrupten Antriebsumstellung stehen besonders Speditionen und Logistiker neben dem Erreichen der Klimaziele weiterer Herausforderungen gegenüber, die die Resilienz der Branche gefährden.

Während die Notwendigkeit erneuerbarer Kraftstoffe im Luftfahrtsektor als alternativlos wahrgenommen wird, ignorieren die europäischen Gesetzgeber die Skaleneffekte und Synergiepotenziale, die eine Anwendung von eFuels im Straßenverkehr heben würden. Mit einer breiten Anwendung klimafreundlicher Kraftstoffe, werden entlang der Wertschöpfungskette Planungs- und Investitionssicherheiten geschafft, meint Juan Abascal Herrero, Executive Managing Director of Industrial Transformation and Circular Economy – Member of the Executive Committee at Repsol: Während die Notwendigkeit erneuerbarer Kraftstoffe im Luftverkehr als alternativlos angesehen wird, ignorieren die europäischen Gesetzgeber die Skaleneffekte und Synergiepotenziale, die ein Einsatz von eFuels im Straßenverkehr heben würden. Mit einer breiten Anwendung von CO2-neutralen Kraftstoffen werden entlang der Wertschöpfungskette Planungs- und Investitionssicherheit. Juan Abascal Herrero, Executive Managing Director of Industrial Transformation and Circular Economy – Member of the Executive Committee bei Repsol, kommentiert: „CO2-neutrale Kraftstoffe tragen effizient zur Dekarbonisierung des Verkehrs bei. Europa muss seine technologischen und industriellen Stärken schützen, um die Energiewende voranzutreiben und die Beschäftigung sowie Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die Rolle CO2-neutraler Kraftstoffe in den CO2-Standards des Straßenverkehrs anzuerkennen, ermöglicht erforderliche Investitionen und verbessert die Effizienz wie Wirtschaftlichkeit der SAF-Produktion. Der Kraftstoffmarkt des Straßenverkehrs ist ideal, um die Technologieentwicklung und Mengenskalierung zu unterstützen. Im Jahr 2023 ist Repsol einer der Hauptproduzenten von CO2-neutralen Kraftstoffen in Europa, und wir tragen dazu bei, diese über eine dedizierte Lieferkette an unseren Tankstellen verfügbar zu machen. Dekarbonisierung gelingt nicht nur mittels Elektrifizierung, sie muss auch nachhaltig, sicher und erschwinglich sein.“

“Wir drohen die Notwendigkeit und Rolle schwerer Nutzfahrzeuge sowie des gesamten Logistiksektors zu untergraben. All-Electric für den Straßengüterverkehr ist nicht nur aus klimatechnischer Sicht fatal, sondern bringt das Fundament unserer wirtschaftlichen Resilienz ins Wanken“, mahnt Dr. Monika Griefahn, Vorsitzende der eFuel Alliance. „Die Revision der CO2-Flottenregulierung für schwere Nutzfahrzeuge gibt uns die Gelegenheit, Realismus in die Regulierung einfließen zu lassen und pragmatische sowie bezahlbare Lösungen vorzulegen. Eine ausschließliche Betrachtung der CO2-Emissionen am Auspuff zeichnet ein falsches Bild von Klimaschutz.“

Über die Einführung eines CCF beraten derweil die verantwortlichen Ausschüsse. Während der Verkehrsausschuss erst kürzlich die Anrechnung erneuerbarer Kraftstoffe unterstütze, wird im Industrieausschuss eine pessimistischere Haltung erwartet. Bereits Anfang des Jahres haben sich in einem gemeinsamen Brief rund 120 Unterzeichner aus Wirtschaft und mehr als 90 Wissenschaftler an politische Entscheidungsträger der Europäischen Union gewandt um die Einführung eines CCF zu unterstützen.

Link: https://bit.ly/3tp0DdL

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 4/2023

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