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Schatten des Brexit: Deutscher Handel mit Großbritannien bricht bereits ein

Der Brexit wirft seine Schatten auf den Handel zwischen Deutschland und Großbritannien. Nach einer Studie sind im ersten Halbjahr 2018 die Importe und Exporte stark gefallen. Händler aus beiden Ländern suchen bereits neue Partner. 

Das Softwareunternehmen AEB und das Institut für angewandte Logistik (IAL) der Hochschule Würzburg-Schweinfurt haben in ihrem aktuellen “Export-/ Import-Seismographen Deutschland” den Handel zwischen Deutschland und Großbritannien im ersten Halbjahr 2018 untersucht. Dabei haben die Forscher festgestellt, dass sowohl Import als auch Export stark abnehmen – und das bereits rund ein Jahr vor dem geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU. Der Brexit soll am 29. März 2019 um 23 Uhr vollzogen sein. Bis 2021 gibt es noch eine Übergangsphase.

Vor Brexit: Export aus Deutschland fällt um acht Prozent.
Der deutsche Export nach Großbritannien fiel laut Studie um 8,1 Prozent auf 8,7 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr. Der Import britischer Güter sackte sogar noch mehr ein und fiel um 15,2 Prozent. Der Negativ-Trend zeigt sich besonders in den für Deutschland wichtigen Branchen Autos und Chemie. Die deutsche Exportmenge chemischer Güter sank um ein Fünftel.

„Die Delle im Handel mit Großbritannien verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Unternehmen sich konfrontiert sehen, wenn Handelsgrenzen aufgebaut werden: Supply Chains müssen umgebaut werden, um weiter im Wettbewerb bestehen zu können“, beschreibt Christian Kille vom IAL die künftigen Herausforderungen für Unternehmen aus beiden Ländern. Und die Unternehmen haben bereits reagiert: Deutsche Firmen würden bereits Alternativen zu ihren britischen Lieferanten testen, sagte Ulrich Lison, Außenwirtschaftsexperte bei AEB. Britische Firmen würden außerdem ihre Produktion zurückfahren, weil sie nach dem Brexit weniger Absatzchancen in der EU sehen.

Großbritannien ist derzeit noch viertwichtigstes Exportland.
Die Zahlen sind bereits alarmierend – doch nach dem Brexit im März 2019 wird es wohl noch schlimmer werden. „Die bisherigen Rückgänge sind nur ein Vorgeschmack darauf, wenn nach dem Brexit Zölle und längere Lieferzeiten aufgrund von Zollformalitäten die bisherige Arbeitsteilung unwirtschaftlich machen“, prognostiziert Lison. Großbritannien ist laut Statistischem Bundesamt derzeit noch auf Rang vier der wichtigsten Exportländer Deutschlands. Im Jahr 2017 konnte Deutschland mit dem Vereinigten Königreich einen Exportüberschuss von 48,6 Milliarden Euro erzielen.

© esfera / shutterstock.com

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