Schwere Produkte – leichte Logistik: C. D. Wälzholz nutzt webbasierte Logistik-Plattform Transporeon
„Es waren anstrengende Zeiten“, erinnert sich Ernst-Martin vom Bovert, Hauptabteilungsleiter Logistik beim Kaltwalzunternehmen C. D. Wälzholz, an die vergangenen Jahre. Vor allem die vielen Beschwerden machten dem promovierten Ingenieur zu schaffen. Die Kunden monierten, dass Liefertermine nicht eingehalten wurden. Die Spediteure klagten über Wartezeiten von bis zu acht Stunden an den Verladestellen. Entsprechende Standgeldforderungen gingen ein. Die LKW stauten sich bis auf die Straße vor dem Werksgelände. Auch mit dem eigenen Team gab es Gespräche über die aufreibenden Prozesse bei Transportbeauftragung und Beladung. „Die Situation war nicht zufriedenstellend. Schließlich sehen wir uns als Marktführer dazu verpflichtet, auch bei den Logistikprozessen eine hohe Qualität zu gewährleisten“, so vom Bovert. Die Lösung für C. D. Wälzholz brachte schließlich ein Zeitfenster-Management und die Auftragsvergabe über die webbasierte Logistik-Plattform Transporeon. C. D. Wälzholz ist ein international arbeitender Hersteller von kaltgewalzten und wärmebehandelten Stahlbändern und Profilen. Hauptverwaltung und Stammsitz befinden sich in Hagen in Nordrhein-Westfalen. Das über 180-jährige Familienunternehmen ist mit zehn Firmenniederlassungen in sieben Ländern ein führender Anbieter von Stahlprodukten für komplexe Anwendungen. Über 29.000 Produktvariationen werden kundenspezifisch gefertigt und finden Anwendung in einer Vielzahl von unterschiedlichen Produktbereichen. Stahl von C. D. Wälzholz kommt zum Beispiel in Kraftfahrzeugen, in Garten- und Haushaltsgeräten sowie in Elektromotoren und Generatoren zum Einsatz. Versandt wird der gewalzte und geschnittene Stahl in großen Rollen, sogenannten „Coils“. Ein Coil kann dabei bis zu 12 Tonnen wiegen – bei einem Durchmesser von bis zu 1800 Millimeter. Verständlich, dass die Kunden möglichst wenige Coils lagern möchten. Stattdessen fordern sie eine Lieferung „just in time“. Nahezu jeder Transport wird dadurch zeitkritisch. Gleichzeitig muss C. D. Wälzholz ein sehr großes Flächenlager vorhalten. Treffen die LKW nun ungesteuert ein, vergeht viel Zeit, bis die passende Ladung ausgelagert und verladen ist. „Wie bei fast jedem Großverlader war es auch bei uns so, dass morgens relativ wenig lief. Nachmittags kamen dann plötzlich bis zu 20 LKW pro Stunde, die wir nur mit erheblichen Verzögerungen abfertigen konnten“, erklärt vom Bovert. Mit weitreichenden Folgen: Für die Spediteure entstanden lange Wartezeiten von durchschnittlich drei, in Spitzenzeiten auch schon einmal acht Stunden. Dadurch verzögerte sich die Abfahrt deutlich. Die Fahrer verpassten Güterzüge, Fähren – und schließlich auch den vereinbarten Liefertermin beim Kunden. Positive Rückmeldungen kommen nicht nur von den rund 30 Prozent Selbstabholern, die über einen einfachen Web-Login ein Zeitfenster buchen können. Auch die Spediteure stehen mittlerweile hinter dem Transporeon-System. Hilmar Planert, Prokurist bei der auf Stahltransport spezialisierten CTS GmbH, räumt anfängliche Zweifel ein: „Am Anfang wehrt man sich ja immer gegen Veränderungen. Vor allem, weil wir für jedes gebuchte Zeitfenster bezahlen müssen, das wir bei C. D. Wälzholz benötigen. Nun arbeiten wir bei anderen Stahl-Kunden schon mehrere Jahre mit Transporeon und kennen die Vorteile des Systems: Wir brauchen zwar mehr Zeit für Ladungsverfolgung und Statusabgabe, dafür sparen wir massiv Standzeiten. Rechnet man mit Kosten von 55 Euro pro Stunde Standzeit, haben wir die Gebühr sehr schnell wieder erwirtschaftet.“ Klar, dass es dennoch Raum für Verbesserungen gibt: „Gut wäre, wenn wir kurzfristiger Änderungen an den Zeitfenstern vornehmen könnten. Aber vermutlich wird es dann für das Verladeteam schwierig, die Produkte rechtzeitig an die Rampe zu bringen.“ Verladegruppen sorgen für Ordnung Das Logistikzentrum verfügt darüber hinaus noch über drei weitere Ladestellen: An der Containerhalle belädt das Team mit Hilfe eines Scherenhubtisches Container, die während des Verladevorgangs auf den Aufliegern verbleiben. In der Coilhalle werden große Coils mit horizontaler Achse – in der Fachsprache auch „eye to side“ genannt – mittels Kran auf LKW mit einer speziellen Mulde verladen. In der Exporthalle kommen schließlich die Coils zur Verladung, die erst im Hafen in Container gestaut werden. Um nun den richtigen LKW an die passende Verladestation zu bekommen, wurden von den Transporeon-Programmierern Ladestellengruppen eingerichtet. Jeder Transport ist automatisch einer der vier Gruppen zugeordnet. Beispielsweise gehören Transporte mit Planen-LKW zur Gruppe „Verladehalle“. Nur dort kann der Spediteur ein Zeitfenster buchen. So ist sichergestellt, dass LKW, Produkt und Verladetechnik immer zusammen passen. Automatische Auftragsvergabe Da C. D. Wälzholz auf Basis fester Kontrakte arbeitet, muss der Spediteur kein Gebot abgeben, sondern bekommt den Auftrag zu den gemeinsam festgelegten Konditionen übermittelt. „No-touch order“ nennt Transporeon diese Variante der Auftragsvergabe. Der Spediteur hat die Möglichkeit, entweder den Auftrag zu bestätigen oder den Auftrag abzulehnen. Der Wälzholz-Disponent erhält dann über ein Pop-Up-Fenster eine entsprechende Rückmeldung. Gleichzeitig kann die Spedition die Auftragsdaten in ihr IT-System übernehmen. Lehnt der Spediteur ab, dann muss der Verlader nach einem anderen Logistik-Partner suchen. „Zwar bietet das System auch die Möglichkeit, die Frachtvergabe nach einer Absage komplett zu automatisieren. Die Plattform sucht dann nach festgelegten Kriterien und Kaskaden den nächstbesten Spediteur. Das hat aber nicht in unseren Prozess gepasst“, erklärt vom Bovert den Hintergrund. C. D. Wälzholz zieht positive Bilanz Quelle: TRANSPOREON GmbH |