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Sichere Straßen für Österreich

Österreichs Straßen sind sicher. Dafür sorgen Betreiber von Gemeinden bis zur ASFINAG, je nach Straßennetz. Damit kann die Transportlogistik in Österreich auf zuverlässige Wege zurückgreifen. Die Fahrer werden regelmäßig Weiterbildungen unterzogen und liefern ihren Part für sicheren Verkehr. Dennoch gibt es noch weitere Schritte in Richtung noch mehr Sicherheit zu gehen.

Redaktion: Peter Nestler

Im Interview mit dem LOGISTIK express haben drei Experten ihre Meinung dazu wiedergegeben: Alexander Klacska, Bundesspartenobmann Transport und Verkehr, ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl und Mag. Christian Schimanofsky, Geschäftsführer des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit).

Peter Nestler: Herr Klacska, wie sicher sind Österreichs Straßen, wenn es um den Ausbildungsstand österreichischer Lkw-Fahrer geht?

Alexander Klacska: Österreichs Straßen werden immer sicherer in Bezug auf den Lkw-Verkehr: Ein Blick in die Verkehrsunfallstatistik der letzten 20 Jahre zeigt, dass die Anzahl an verunglückten Personen bei Unfällen mit Lkw-Beteiligung deutlich zurückgeht. Im selben Zeitraum wurde die Transportleistung im Straßengüterverkehr gesteigert. Der gute Ausbildungsstand der österreichischen Lkw-Lenker mit den zumindest alle 5 Jahre regelmäßigen Weiterbildungen trägt hier sicherlich viel bei. Dennoch sind weitere Initiativen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sinnvoll.

PN: Wie ernst nehmen die Betriebe und die Fahrer das Thema Weiterbildung?

Klacska: Die Weiterbildung von Fahrern ist ein wichtiges Thema für die Betriebe und hier hat sich in den vergangene Jahren sehr viel Positives entwickelt. Die Novelle der gesetzlichen Grundlagen zur Berufskraftfahrer-Weiterbildung hat die Inhalte der Weiterbildung erweitert und um technische Neuerungen modernisiert. Außerdem sind nun Fahrer und Unternehmen deutlich flexibler in der Schwerpunktsetzung in der Weiterbildung (aus einer vorgegebenen Listen von Inhalten). So können die Schulungen zielgerichteter an die Bildungserfordernisse bzw. Bildungsbedarf einzelner Lenker und Betriebe angepasst werden. Zusätzlich zu generellen Berufskraftfahrer-Weiterbildung alle 5 Jahre werden je nach Aufgabengebiet eine Reihe von zusätzlichen Weiterbildungen für Spezialkenntnisse wie zum Beispiel Gefahrguttransport absolviert.

PN: Mit welchen Gefahren der Beeinträchtigung werden Lkw-Fahrer heute konfrontiert?

Klacska: Es gibt eine ganze Bandbreite an verschiedenen Gefahren der Beeinträchtigung. Ein Beispiel dazu ist etwa Ablenkung vom eigentlichen Fahren – auch durch moderne Technik. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Termindruck, mitunter auch ausgelöst durch rigorose Strafen bei geringfügigen Übertretungen von Lenk- und Ruhezeiten. Leider gibt es auch Überlegungen in der Politik hier noch mehr unseren Lenker zuzumuten. Wenn beispielsweise ein Slot-System in Tirol angedacht wird, wo über eine App sich angemeldet werden soll für einen Zeit-Slot. Das darf in dieser Form nicht kommen.

PN: Die Vielzahl der Assistenzsysteme und Elektroniken im Lkw verleihen gelegentlich trügerische Sicherheit. Wie kann hier das Bewusstsein der Fahrer geschult werden?

Klacska: Die vielen Assistenzsysteme sind grundsätzlich sinnvoll und tragen zur Verkehrssicherheit bei. Trotzdem darf man sich nicht zu sehr auf diese verlassen und muss sich bewusst sein, dass, wenn diese aktiv werden, es brisant wird. Das Bewusstsein über diese Assistenzsysteme und deren genaue Funktionsweise könnte zum Beispiel im Rahmen einer Berufskraftfahrer-Weiterbildung vorgenommen werden. Wo es möglich und zulässig ist, kann auch im Rahmen von praktischen Testfahrten die Wirkung von Assistenzsystemen erfahren und trainiert werden.

PN: An die eigenen Mitglieder kommt man mit Maßnahmen zur Sicherheit bzw. Kampagnen mitunter gut heran. Die überwiegende Zahl der Fahrer auf den Straßen in Österreich stammen aber aus dem Ausland. Wie kommen Sie an diese heran? Setzen Sie dabei auf Kontrolle oder eher auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung?

Klacska: Es ist natürlich schwieriger, die ausländischen Fahrer zu erreichen. Dennoch ist es gerade hier wichtig anzusetzen. Eine gute Möglichkeit, an die ausländischen Lenker heranzukommen, ist dort, wo sie viel in Österreich unterwegs sind: Auf Autobahnen und dazugehörigen Rastplätzen. Ein Beispiel dazu ist die aktuelle Aufklärungs-Kampagne zum Gurtanlegen. Die Beschäftigten in der Transportwirtschaft haben einen für uns alle wichtigen und auch einen sehr herausfordernden Job, daher unterstützen wir alles gerne, mit dem wir mehr Sicherheit im Straßenverkehr erreichen können.

PN: Welches Thema für Lkw-Lenker liegt Ihnen besonders am Herzen und müsste forciert werden und weshalb?

Klacska: Das Thema Lenker-Nachwuchs insbesondere „L(KW) 17“ für Lkw-Lenker ist besonders wichtig. Hier ist uns bereits ein großer Erfolg mit dem im März vorgestellten Vorschlag der Europäischen Kommission zur Novelle der EU-Führerscheinrichtlinie gelungen. Die Kommission sieht darin vor, dass junge Menschen ab dem Alter von 17 Jahren bereits ihre Lkw-Führerscheinprüfung ablegen und nach dem Konzept des „begleitenden Fahrens“ mit dem Fahren von Pkw und Lkw beginnen können. Damit kann die Lücke zwischen dem Alter, in dem junge Menschen die Schule abschließen, und dem Alter, in dem sie Berufskraftfahrern im Lkw-Bereich werden dürfen, geschlossen werden.


PN: Die Straße ist der wichtigste Verkehrsweg für die meisten Wege. Wie hoch ist aktuell das Investitionsvolumen der ASFINAG in den Teilbereichen Erhaltung / Neubau / Betrieb?

ASFINAG Vorstand Hartwig Hufnagl

Hartwig Hufnagl: Rund 40 Prozent der österreichischen Verkehrsleistung werden auf dem von der ASFINAG betreuten hochrangigen Straßennetz erbracht. Mehr als 30 Mrd. Fahrzeug-Kilometer werden jedes Jahr darauf gefahren. Autobahnen und Schnellstraße sind damit wesentlich für das Funktionieren des Wirtschaftsstandortes Österreich. 2023 investiert die ASFINAG rund 1,4 Mrd. Euro in das hochrangige Straßennetz. Bis 2028 werden es mehr als 9 Milliarden Euro sein. Knapp 60 Prozent davon fließen in die Sanierung und die Erhaltung des Streckennetzes. Als innovativer Mobilitätspartner liegt unser Fokus aber auch auf der Mobilitätswende. Als Unternehmen setzen wir daher verstärkt auf den Ausbau von E-Mobilität. Auf dem ASFINAG Netz gibt es derzeit rund 200 Schnellladepunkte. Wir wollen bis 2030 das Angebot der Ladepunkte für E-Pkws auf den Autobahnen auf 1.500 erhöhen. Außerdem wollen wir bis 2035 auch die Ladepunkte für E-Lkws auf 1.300 Ladepunkte ausbauen.

PN: Was sind die derzeit wichtigsten Bauvorhaben der ASFINAG (Sanierung oder Errichtung)?

Hufnagl: Die A 26 Linzer Autobahn mit einer Hängebrücke über die Donau und die Errichtung der S 7 Fürstenfelder Schnellstraße bis zur ungarischen Grenze sind aktuell laufende große Neubauvorhaben, die im Zeichen der Verkehrsentlastung stehen. Das gilt auch für den Weiterbau der S 10 Mühlviertler Schnellstraße in Oberösterreich ab Herbst in Richtung tschechischer Grenze, wodurch die Gemeinde Rainbach künftig umfahren wird.

Eine große Erhaltungsmaßnahme gibt es beispielsweise auf der A 1 Westautobahn, deren höchste Brücke über das Aurachtal im oberösterreichischen Seengebiet wir gerade erneuern. Auf der A 10 Tauernautobahn in Salzburg werden wir ab Herbst fünf Tunnel zwischen Golling und Werfen komplett sanieren und auf den neuesten Stand der Sicherheitstechnik bringen.

Nachhaltige Investitionen sind für uns aber vor allem auch Investitionen, die vorrangig der Lebensqualität von Menschen und dem Klimaschutz dienen. Wir bauen und betreiben Autobahnen, dies aber mit einem enormen Verantwortungsbewusstsein, das sich auch in unseren Investitionen widerspiegelt. In den nächsten Jahren verdoppeln wir unsere Investitionen für Lärmschutzmaßnahmen. Und mehr noch wir bauen Lärmschutz mit Mehrwert: Wir versehen unsere Lärmschutzwände in Zukunft mit Photovoltaik und erreichen damit einen Zusatznutzen durch grüne Energiegewinnung.

In Sachen Energiewende ist unser größtes und weltweit einzigartiges Projekt die Errichtung der sogenannten Energieregion Ost. Dieser „Energiering“ ist einer von drei geplanten Energieregionen, die einen gesamten Autobahnabschnitt weitestgehend energieautark machen werden. Die Energieregion Ost wird die erste Installation eines privaten Energietransportnetzes mit erneuerbarer Stromproduktion mittels Photovoltaik und einer leistungsstarken Energiespeicherung für einen gesamten Autobahnschnitt. Dieser „Energiering“ Ost erstreckt sich über eine Länge von rund 38 Kilometern und wird eine installierte Photovoltaikleistung von knapp 6.000 Kilowatt-Peak sowie Batteriespeicher mit einem Speichervolumen von über 5.000 kWh haben. Er umfasst die A 4 Ostautobahn vom Knoten Prater bis zum Knoten Schwechat, die S 1 vom Knoten Schwechat bis zum Knoten Vösendorf und die A 23 vom Knoten Vösendorf wiederum bis zum Knoten Prater.

PN: Gibt es Ideen zur Ausweitung der Straßengebühren, etwa in Form von Maut, weiterer Tunnelgebühren etc.?

Hufnagl: Das Mautsystem in Österreich ist ein Best-Practice-Beispiel in Europa. Die ASFINAG erhält keine finanziellen Zuschüsse aus dem Staatsbudget. Wir arbeiten ausschließlich – und das sehr gewissenhaft – mit den Einnahmen aus der Lkw-Maut, der Vignette und der Streckenmaut. Alle diese Einnahmen fließen zu nahezu 100 Prozent wieder in Bau, Betrieb und Sicherheit des hochrangigen Straßennetzes in Österreich. Derzeit in Diskussion innerhalb der Europäischen Union ist allerdings, dass einheitliche neue Rahmenbedingungen für die Maut in allen europäischen Ländern umgesetzt werden sollen. Es wird damit Veränderungen geben. Sobald hier alle Eckdaten detailliert bekannt sind, werden wir unsere Kunden zeitgerecht und umfassend informieren.

PN: Welche Technologien haben Straßenbenützer – insbesondere der Transport – in den nächsten Jahren zu erwarten?

Hufnagl: Eines der bedeutendsten Themen ist mit Sicherheit C-ITS. C-ITS steht für „Co-operative Intelligent Transport Systems“. Dieser Begriff beschreibt den Austausch von Informationen zwischen Fahrzeugen und der Straße über Funk. C-ITS bringt mehr Verkehrssicherheit. Infos über Verkehrsstörungen durch Baustellen und Unfälle werden mittels C-ITS direkt von der Straße an das Fahrzeug gesendet und im Fahrzeug angezeigt. So kann man schneller und besser auf die geänderte Situation auf der Straße reagieren, zum Beispiel auf Ereignisse, die noch gar nicht im eigenen Sichtbereich sind. Durch C-ITS wird die Fahrt also nicht nur sicherer, sondern auch angenehmer und entspannter, weil nur die aktuellen und relevanten Informationen zur zum Fahrer geschickt werden.

PN: Mit welchen Aktionen können die Straßen in Österreich noch sicherer und für die Fahrer auch komfortabler gemacht werden?

Hufnagl: Jedes Jahr fließt rund die Hälfte unserer Investitionen in die Verkehrssicherheit. Diese Investitionen erfolgen beispielsweise in die Errichtung zweiter Tunnelröhren, in Technologien zur Bereitstellung maßgeschneiderter Verkehrsinfos oder auch in den Ausbau unserer Rastplätze. So entsteht gerade auf der A 1 bei Roggendorf der Rastplatz der Zukunft. Hier bieten wir allen Kundengruppen ein zeitgemäßes, entspanntes Rasten an – mit Sport- und Spielbereich, Hundeauslaufzone, einem Gastrobereich oder auch einem eigenen Camper-Stopp. Und es wird der erste von der ASFINAG betriebene Rastplatz mit einer E-Lade-Infrastruktur für Pkw und für Lkw sein. Aber auch für den Schwerverkehr entsteht aktuell ein hochmoderner Truckstop der Zukunft. An der A 8 Innkreisautobahn werden Ende dieses Jahres den Berufs-Lenkerinnen und Lenkern bei Weibern an der Richtungsfahrbahn Linz mehr als hundert neue Stellflächen zur Verfügung stehen, und es kommt neu in Österreich das System des Kolonnenparkens zum Einsatz. Kolonnenparken bedeutet eine optimale Ausnutzung der vorhandenen Fläche. Das Aufladen von E-Lkw sowie lärmschonende Ladegut-Kühlung wird dort ebenso möglich sein wie gemeinsame Freizeitgestaltung, was LKW-Fahrenden laut Umfragen ein großes Bedürfnis im oft eintönigen Truckeralltag ist.

PN: Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen und müsste forciert werden?

Hufnagl: Das ist mit Sicherheit der Klimaschutz. Der Verkehr ist für mehr als ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – daher wollen wir als ASFINAG einen wesentlichen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. Wir gehören mittlerweile zu Frontrunnern, wenn es um die Umsetzung von Innovationen und der Erzeugung von grünem Strom zur Eigenversorgung geht. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2030 bilanziell stromautark zu sein. Bereits heute erzeugen wir in der ASFINAG mit 31 erneuerbaren Energieanlagen auf Tunnelportalen und Dach-/Freiflächen, sowie zwei Kleinwasserkraftwerke rund 3.700 Kilowatt-Peak zur Eigenversorgung. Damit wir unser Ziel der bilanziellen Stromautarkie bis 2030 erreichen, stehen zwei Punkte im Fokus: Die Reduktion des gesamten Energiebedarfs um 20 Prozent und den Ausbau von eigenen Energieanlagen (PV, Wind-/Wasserkraft) zur Produktion von erneuerbarem, grünen Strom mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt Peak.

Ein wesentliches Problem bei der Errichtung von PV-Anlagen sind jedoch die länderspezifischen Raumordnungsgesetze, in welchen für PV-Anlagen im Freifeld spezielle Widmungen („PV-Grünflächen“) erforderlich sind. Dazu kommen die länderspezifischen „Eignungszonen“ in den jeweiligen Raumordnungsgesetzen. Diese sind sehr divergent geregelt. Und nicht zuletzt sind die Netzzugänge und die Netzkapazität bei den Netzbetreibern kritisch und zeitintensiv (lange Genehmigungsdauer, Leistungsreduktionen aufgrund Netztopologie). Hier würden wir uns – wie wahrscheinlich viele andere Unternehmen – wünschen, dass es Vereinheitlichungen und damit eine Vereinfachung gibt, um die Gewinnung von grünem Strom durch PV noch rascher vorantreiben zu können.


PN: Welche Kampagnen gibt es seitens Kuratoriums für Verkehrssicherheit zur Erhöhung der Sicherheit betreffend den Lkw-Verkehr auf Österreichs Straßen?

KFV Geschäftsführer Mag. Christian Schimanofsky

Christian Schimanofsky: Im Bereich Lkw-Verkehrssicherheit arbeiten wir derzeit beispielsweise in Kooperation mit dem Verkehrssicherheitsfonds (VSF) an spannenden Projekten. Beim Projekt „Arbeitsplatz Cockpit“ werden Unfallanalysen und Tiefeninterviews mit Lenkenden durchgeführt und Best Practises einbezogen, um daraus treffsichere Maßnahmen abzuleiten. Beim Projekt „LaSiBasis“ geht es darum, die Anzahl der Unfälle zu reduzieren, die aufgrund mangelnder Ladungssicherung entstehen. Probleme mit der Ladung sollen künftig schneller erkannt und andere Lenker gewarnt werden. Ein anderes Projekt befasst sich mit der Geschwindigkeitserhebung bei Lkw im Freiland sowie im Ortsgebiet mittels Seiten-Radargeräten. Zudem sind wir Partner-Organisation der Wirtschaftskammern bei laufend stattfindenden Aktionen, bei denen Kinder in spielerischer Art und Weise vor den Gefahren des toten Winkels gewarnt werden.

PN: Strengere Tempolimits sind auch für den Lkw-Verkehr in Diskussion. Welche Aspekte stehen einander da gegenüber – Thema Sicherheit versus Thema Umwelt/Emissionen?

Schimanofsky: Bei der Diskussion sollten wir nicht vergessen, dass Maßnahmen zur Einhaltung der bestehenden Geschwindigkeitsbeschränkungen viel Positives zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen können. Auch die Anschnallquote bei Lkw ist im Vergleich zu Pkw noch sehr verbesserungswürdig.

PN: Gerade einmal drei Viertel der Lkw-Fahrer sind während der Fahrt angeschnallt. Warum hat die Gurtenpflicht gerade im Berufsverkehr einen derart niedrigen Stellenwert?

Schimanofsky: Dabei spielt Psychologie wahrscheinlich auch eine Rolle, indem sich die Betroffenen im wuchtigen Lkw-Fahrerhaus in größerer Sicherheit wiegen oder sie sich auf längeren Strecken in ihrer Bewegung eingeschränkt fühlen. Wenn man sich häufig bewegt, um nach Dingen zu greifen, kann der Gurt durchaus ein Engegefühl hervorrufen. Manche langjährigen Lkw-Fahrer lassen sich womöglich generell nicht so gerne etwas dreinreden, was zu erheblichem Widerstand gegen alles, was neu ist, führen kann. Oder sie denken sich: „Ich fahre immer ohne Gurt und lebe noch“. Gar nicht so selten passiert leider dann doch ein Unfall. Im Vorjahr wurden im Straßennetz Österreichs 238 Insassen von schweren Lkw (>3,5 t) verletzt und drei getötet.

PN: Welche Maßnahmen zur Erhöhung der Anschnallquote halten Sie für sinnvoll? – Mehr Kontrollen – mehr Aufklärung – eine Mischung daraus?

Schimanofsky: Wir halten einen Maßnahmenmix für sinnvoll. Einerseits braucht es mehr Kontrollen, andererseits eine an die Zielgruppe angepasste Aufklärung. Bunte Gurte könnten auch einen kleinen Beitrag leisten. Dadurch wird der Blick ins Fahrerhaus für die Exekutive ohne Anhaltung erleichtert und der Gurt sticht beim Einstieg in die Fahrerkabine ins Auge. Zudem braucht es ein klares Bekenntnis der Arbeitgeber zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und die unmissverständliche Aufforderung zur Gurtverwendung.

PN: Wie sicher sind Österreichs Straßen im internationalen Verkehr – welche auch baulichen Maßnahmen wären zusätzlich sinnvoll?

Schimanofsky: Die Sicherheit der Autobahnen ist ein sehr zentrales Element, wobei wir in Österreich in diesem Bereich sehr hohe Standards haben. Auch bei Eigentumsdelikten in Zusammenhang mit Transporten (Fahrzeugraub, Diebstahl …) ist Österreich ein vergleichsweise sicheres Gebiet ist.

PN: Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen und müsste forciert werden?

Schimanofsky: Die Ausstattung der Lkw mit Fahrassistenzsystemen wurde bereits weitgehend gesetzlich geregelt. Die positive Wirkung ist bewiesen und dokumentiert. Verbesserungsbedarf gibt es allerdings noch bei der richtigen Verwendung bzw. bei der Überzeugungsarbeit, dass diese überhaupt verwendet werden. Hier herrscht unter manchen Lkw-Fahrenden nach wie vor Skepsis. Aber auch unter den Arbeitgebern müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten, damit diese die Maßnahmen umsetzen. Eine qualitativ und quantitativ weitere Verbesserung der Situation an den Rastplätzen wäre mir persönlich ebenfalls ein Anliegen, wobei hier in den letzten Jahren schon sehr viel Positives geleistet wurde.

Wir danken für die Antworten!

Quelle: LOGISTIK express Journal 3/2023

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