Studie: Chinesische Logistikdienstleister gewinnen an Beliebtheit
Die Konkurrenz aus China wird auch auf dem Logistikmarkt größer. Die neuste PwC-Studie „Deutsche Unternehmen in China – Logistikprozesse im Wandel“ zeigt, dass internationale Logistikdienstleister in China zunehmend unter Druck geraten. Vor allem internationale Expressdienstleister sollten die Entwicklung ernst nehmen.
Es ist kein schönes Bild, welches die PwC-Studie „Deutsche Unternehmen in China – Logistikprozesse im Wandel“ abzeichnet. Denn die Konkurrenz wächst und international tätige Logistikdienstleister geraten in China zunehmend unter Druck. Der Grund ist simpel: Chinesische Anbieter verbessern zunehmend ihr Transport- und Lagerwesen sowie die Überwachung der Supply Chain, was zu einer höheren Zufriedenheit der Kunden führt (Plus 7 Prozent). Internationale Unternehmen verlieren hingegen bei der Zufriedenheit (minus 8 Prozent).
Know-how der chinesischen Anbieter wächst
Dietmar Prümm, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC, schätzt die Lage wie folgt ein: „Die Reputation chinesischer Logistiker hat sich stark verbessert und der Markt für grenzüberschreitende Paketdienste wächst. Das sind optimale Voraussetzungen für chinesische Logistiker, um ihre Marktanteile auch global auszubauen.“ Und weiter: „Vor allem für internationale Expressdienstleister sollte diese Entwicklung ein Warnzeichen sein. Denn zufriedene Kunden chinesischer Logistikdienstleister im größten Logistikmarkt der Welt sind eine gute Basis, um auch den europäischen und amerikanischen Markt erfolgreich zu durchdringen.“
Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hat bereits 2011 deutsche Unternehmen, die in China aktiv sind, zu ihrer Zufriedenheit mit chinesischen Logistikern im Transportsegment befragt. Nun war es an der Zeit für ein neues Meinungsbild. Grundlegend halten die Studien-Autoren fest, dass die befragten deutschen Unternehmen das Leistungsangebot lokaler Anbieter positiver bewerten. In den Bereichen Speziallagerung, Sicherheitsstandards, Just-in-Time-Lieferung und Risikomanagement fällt die Bewertung sogar deutlich besser aus als noch 2011. Qualitätssichernde Aspekte bzw. das gesamte Qualitätsmanagement erhalten jedoch eher schlechtere Noten.
Entwicklungsstandards der Logistikanbieter in China, Vergleich der Ergebnisse 2011 und 2017 | © PwC
Abhängig von der Branche schätzen die Unternehmen die Leistungen der chinesischen Logistiker jedoch ziemlich unterschiedlich ein. Die Ansprüche der Handels- und Konsumgüterunternehmen bei den Sicherheitsstandards werden von den Logistikdienstleistern beispielsweise heute deutlich besser erfüllt als noch in 2011 (Plus 13 Prozentpunkte).
In puncto Digitalisierung vergibt nur jedes vierte Unternehmen Bestnoten. Die Mehrheit (58 Prozent) sieht die Fähigkeit zur Analyse von Datenmengen, Programmierkenntnisse und die Nutzung moderner Medien jedoch eher im mittleren bis niedrigen Bereich.
Weitere Studienergebnisse
Überraschend ist die Entwicklung beim Outsourcing: Im Vergleich zu 2011 ist der Anteil der Unternehmen, die ihre Transporte an externe Dienstleister vergeben, gesunken. Fast ein Viertel (24 Prozent) wickelt Transporte in Eigenregie ab. 2011 waren es noch 19 Prozent. Geht es um die Lagerhaltung steigt der Einsatz von externen Dienstleistern – allerdings haben hier nach wie vor nicht-chinesische Anbieter die Nase vorn. Intern wird die Lagerhaltung jedoch nach wie vor noch von über einem Drittel (35 Prozent) abgewickelt.
Geht es um Auswahlkriterien bei Logistikanbietern, spielt der Preis mittlerweile eine untergeordnete Rolle. Allerdings haben Werte wie Pünktlichkeit, Flexibilität, ausreichende Kapazitäten sowie das Qualitätsmanagement auch in 2017 nicht an Relevanz verloren. Auch das Thema Sicherheit spielt bei der Auftragsvergabe eine größere Rolle als der Preis.
Kontraktlogistiker nutzen kaum ihre Chancen
Erstaunliche Ergebnisse gibt es vor allem bei der Vergabe von Mehrwertdienstleistungen an Logistikdienstleister. Erteilten 2011 noch 27 Prozent der Befragten Kontraktlogistikaufträge, hat sich der Wert 2017 fast halbiert (16 Prozent). Die Anzahl der Unternehmen, die die Aufträge überwiegend an chinesische Dienstleister vergeben, ist von 62 Prozent auf 28 Prozent gesunken. Nicht-chinesische Dienstleister konnten ein Viertel der Aufträge halten.
Dabei ist die Bereitschaft der Unternehmen, Mehrwertdienstleistungen abzugeben, durchaus da. Doch das Potenzial wird bisher nicht genutzt. Bedenken bezüglich Effizienz, Sorgen vor zu großer Abhängigkeit sowie fehlende Flexibilität sind nach wie vor die größten Hemmschwellen für die Vergabe von Mehrwertdienstleistungen an externe Partner.
Argumente gegen die Auftragsvergabe an Kontraktlogistiker | © PwC
Die vollständige Studie kann an dieser Stelle heruntergeladen werden.
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