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Verpackung – Weit mehr als nur das Drumherum

Die Verpackung ist aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken, kaum ein Produkt wird ohne diese schützende und schmückende Umhüllung transportiert oder verkauft. Es gibt schier unzählige Arten, Formen und Gestaltungsmöglichkeiten, die in der Logistik eine tragende Rolle spielen. Einige der wichtigsten hat Logistik express für Sie zusammengetragen. Redaktion: ANGELIKA THALER

Die Geschichte der Verpackung ist wohl so alt wie die Menschheit selbst, als Tierhäute zum Transport und zur Aufbewahrung gesammelter Beeren dienten. Vor über 6.000 Jahren verwendeten die Babylonier geflochtene Körbe als Transportverpackung ihrer Handelswaren. Bereits im 14. Jahrhundert wurde die Verwendung von Holz- und Spanschachteln dokumentiert. Bis zur modernen Verpackung war es ein weiter Weg, doch der hat sich gelohnt: laut aktueller Verpackungsstatistik erzielte die österreichische Verpackungswirtschaft als Teil der Sachgüterindustrie im Jahr 2007 ein Produktionsvolumen von 3,35 Milliarden Euro, das entspricht immerhin 1,24 Prozent des gesamten BIP (Quelle: Verpackungsstatistik 2007, Österreichisches Institut für Verpackungswesen).

Pappe, Holz oder Plastik?
Zieht man die Statistik heran, haben im Bezug auf Produktionsvolumen Papier, Karton und Pappe klar die Nase vorn: 674.007 Tonnen wurden davon im Jahr 2007 in Österreich hergestellt, gefolgt von Glas mit 405.743 Tonnen, Kunststoff mit 381.147 Tonnen und Holz mit 268.283 Tonnen – Tendenz steigend. Natürlich gibt es auch noch andere Materialien wie Metall, die als Verpackung in Frage kommen. Für welche Verpackung man sich letztlich entscheidet, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: der Beschaffenheit des Produktes und der Art des Transportweges. Ist das Transportgut flüssig oder fest? Schwer oder leicht? Steht die Verpackung im Freien? Wird sie automatisch oder manuell manipuliert? Dient die Verpackung der Präsentation? Mit diesen und vielen weiteren Fragen sehen sich Güterproduzenten konfrontiert.

Wellpappe – leichtes Multitalent
Jedes Kind kennt diese bereits 1871 patentierte Verpackung aus mindestens einer gewellten Papierbahn, die mit glatten Papierbahnen verklebt wird und so ihr typisches Aussehen, vor allem aber ihre enorme Stabilität trotz des geringen Gewichtes erhält. Ihre Fähigkeit, Stöße zu absorbieren, haben sie beliebt gemacht. „Traditionell wird Wellpappe als Sekundär- oder Tertiärverpackung zum Schutz während der Logistik- und Transportprozesse eingesetzt“, erklärt Robin de Jong, Marketing & Sales Director, Business Unit Corrugated Packaging bei Mondi. Sie sei besonders beliebt, da man damit sehr individuell auf das jeweilige Packgut eingehen könne.

„In letzter Zeit geht der Trend allerdings immer mehr in Richtung Werbeträger und Imagefunktion, mittels Multi-4-Farb-Druck wird aus dem reinen Verpackungsmittel eine Repräsentationsmöglichkeit am Point of Sale“, führt de Jong aus. Immerhin würden 70 Prozent der Kaufentscheidungen erst direkt im Geschäft getroffen, und da müsse die Verpackung das Branding weitertragen. „Auch das Shelf-ready-Packaging nimmt eindeutig zu“, ergänzt er. Durch die Displayfunktion und den direkten Einsatz im Regal ergäbe sich viel Einsparungspotenzial, denn Wellpappe sei im Gegensatz zu manch anderer Verpackung recht günstig in der Herstellung. „Man darf auch nicht vergessen, dass sie aus einem nachwachsenden Rohstoff gefertigt wird und zu 100 Prozent recyclebar ist. Schon bei der Produktion verwenden wir 80 Prozent Recyclingpapier, das schont die Umwelt. Und als Einstoffverpackung ist auch die Entsorgung unproblematisch“, hebt de Jong hervor.

Einen weiteren Vorteil sieht er: „Während Container gewaschen und zurückgebracht werden müssen, fällt das bei Wellpappe oder auch Kartonverpackungen komplett weg, das spart Logistik-Kosten.“ Da alle Hygieneanforderungen problemlos erfüllt werden, verwundert es wenig, dass besonders in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie der Einsatz von Wellpappeverpackungen zunimmt. „Derzeit bieten wir Wellpappeverpackungen an, in denen RFID-Chips integriert sind. Damit wird ein Beitrag zur Effizienzsteigerung in der Wertschöpfungskette hinsichtlich Rückverfolgbarkeit geleistet“, verrät de Jong abschließend.

Eine wahre Kunst
Im Hinblick auf Umweltaspekte haben Kunststoffverpackungen meist einen schlechten Ruf – zu Unrecht, wie Studien in letzter Zeit bewiesen haben. In Wahrheit sind sie wahre Alleskönner. Man unterscheidet je nach Materialeigenschaften zwischen drei Arten von Kunststoffen: Thermisch formbare Kunststoffe (Thermoplaste, zB Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol oder auch Polyvinylchlorid = PVC) verformen sich bei Hitzeeinwirkung im Gegensatz zu hitzebeständigen Kunststoffen (Duroplaste, zB Melamin-Formaldehyd-Harz = MF) und behalten beim Erkalten die neue Form. Elastische Kunststoffe (Elastomere, zB Polyurethan = PUR) können auseinandergezogen werden, kehren beim Loslassen aber wieder in die Ursprungsform zurück. Folien, wie etwa Luftpolsterfolie, werden aus Thermoplasten gefertigt.

Eine Studie der Wiesbadener Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung ergab, dass durch den Verzicht auf Kunststoffverpackungen das Verpackungsgewicht allein in Deutschland um 4 Millionen Tonnen ansteigen würde – bei doppeltem Energieverbrauch zur Herstellung. Kunststoff hat viele Vorteile: er ist leicht bearbeitbar, lässt dank Spritzguss-Verfahren oder Tiefziehens auch sehr feine Konstruktionen zu, birgt ein geringes Verletzungsrisiko, ist relativ leicht und trotzdem stabil, verwitterungsbeständig und sogar lebensmittelecht. Ein Unternehmen, das all diese Vorteile kennt und nutzt, ist die Schoeller Arca Systems GmbH (SAS), Weltmarktführer von wiederverwendbaren Kunststoffverpackungslösungen im Bereich Material-Handling. „Mit unseren Produkten sind wir stets bemüht, zur Verbesserung der Logistik unserer Kunden beizutragen und die Markenbildung ihrer Produkte zu stärken“, beschreibt Martin Gansterer, Vertriebsleiter Österreich, das Mission Statement des Unternehmens.

Die Breite des Portfolios reicht von stapel- und nestbaren Behältern, faltbaren Groß- und Kleinladungsträgern und Paletten über Transportwägen und Eimer bis hin zu Getränkelogistikprodukten und Pool-Behältern. „Vor Kurzem konnten wir erfolgreich eine neue Light-Version unserer faltbaren Großladungsträger präsentieren, den „Magnum Helium“, berichtet Gansterer. Dieser stapelbare Ladungsträger im Europalettenformat kann bei einer Höhe von 75 oder 83 cm bis zu 200 kg schwere Lasten halten, dank der klappbaren Wände lassen sich mit diesem Behälter Platz und damit Kosten sparen. Sollte ein Kunde trotz der großen Auswahl an Produkten nicht fündig werden, ist auch das kein Problem, denn „bei Bedarf entwickeln wir eine kundenspezifische Lösung, die genau auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten ist“, weiß der Vertriebsprofi. Damit der wertvolle Behälter dann nicht verloren geht, bietet SAS auch speziell auf die Verwaltung von Verpackungssystemen zugeschnittene Tracking-Systeme an.

Auf Holz klopfen
Als nachwachsender Rohstoff von hoher mechanischer Festigkeit bei gleichzeitig leichter Verarbeitung hat sich Holz – Weichholz oder Sperrholz – einen Fixplatz in den Verpackungsrohstoffen gesichert. Neben den aus der Transport- und Lagerlogistik nicht wegzudenkenden Paletten gibt es Kisten, Verschläge, Steigen, Trommeln und Fässer aus Holz. 1974 als reiner Holzverarbeiter gegründet, ist die Wilhelm Gottschligg GmbH heute unter anderem Spezialist für Holzladungsträger aller Art. Mag. Andrea Michelfeit, Geschäftsführerin und Tochter des Firmengründers, weiß: „Im Vergleich zu anderen Materialgruppen ist Holz trotz zeitweiliger Rohstoffverknappung verhältnismäßig günstig und zudem vollkommen umweltverträglich, auch in der Entsorgung. Seit dem Jahr 2008 sind wir nach ISO 14001 zertifiziert, das passt wunderbar zusammen.“ Ladungsträger aus Holz zeichnen sich durch gute Nassfestigkeit, Formstabilität und Stapelbarkeit ebenso aus wie durch ihre hohe Lebensdauer, zudem kann man sie bei Bedarf reparieren.

Metallisch, praktisch, gut
Im Vergleich zu den anderen Materialien sind Metallverpackungen selten zu finden, „nur“ 93.897 Tonnen wurden davon 2007 produziert. Auch hier hat die Wilhelm Gottschligg GmbH ihre Finger im Spiel: „Wenn eine besonders langlebige und stabile Transport- und Lagerverpackung benötigt wird, bieten wir unseren Kunden Universal- oder Sonderladungsträger aus Metall an“, erwähnt Michelfeit. Besonders in der Automobilindustrie sind ihre Produkte gefragt. Gemeinsam mit dem Kunden würde oft schon vor Beginn der Produktion eines neuen Modelles die ideale Verpackung virtuell entwickelt, um die transportierten Teile optimal zu schützen. Auch Metall-Universalladungsträger wie EUR-Gitterboxen, Vollwand- und Rungenbehälter, Metallflachpaletten und Rollwägen ohne spezifische Teileaufnahmen gehören zur Angebotspalette. „Wir verfügen über einen der modernsten Maschinenparks für die Ladungsträgerfertigung“, ist Michelfeit stolz, „egal ob Plasma- oder Laserschnittmaschinen oder eigener Werkzeugbau.“ Neben all diesen Produkten bietet das Unternehmen sogar Kunststoffladungsträger an. Als Systemlieferant für Ladungsträger bietet das Unternehmen sogar Kunststoffladungsträger an.

Fazit
Verpackungen sind unverzichtbar, sonst hätte die Natur der Banane wohl kaum eine Schale gegeben. Sie schützt, sie schmückt, sie hilft beim Lagern ebenso wie beim Transportieren und beim Verkauf. Die Wahl für ein Material – neben den oben Beschriebenen gibt es ja noch Glas, Karton, Aluminium und andere – sollte sehr bewusst und sorgfältig getroffen werden, denn obwohl die Verpackung nur einen geringen Teil der Gesamtkosten des Produktes ausmacht, hängt von ihr sehr viel ab. Ist der ausgewählte Ladungsträger zu schwach, kann das Packgut beschädigt werden. Ist er zu schwer oder zu voluminös, steigen die Transportkosten. Man sollte sich also bereits im Vorhinein genau darüber im Klaren sein, welche Anforderungen man an die Verpackung stellt. Denn nicht immer kommt man mit der Devise „weniger ist mehr“ zum Ziel, manchmal gilt insbesondere im Hinblick auf die Werbebotschaft „darf’s ein bisserl mehr sein?“

Quelle: Logistik express Ausgabe 1/2010

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