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Wirtschaftsorakel KEP-Markt?

Noch deutlich bevor die Wirtschaftskrise allgemein durchschlug, verspürten die KEP-Dienstleister einen Rückgang, besonders im Auslandsgeschäft. Jetzt befinden sie sich wieder im Aufwind, noch bevor die Mengen der allgemeinen Transportbranche alte Höhen erreichen. Hoffen wir, dass dieser Frühindikator Recht behält.

Natürlich hat die Prognose der Wirtschaftsentwicklung nichts mit dem Lesen in einer Kristallkugel zu tun. Mit dem Auswerten von Daten allerdings schon. Warum der Bereich Kurier-, Express- und Paketdienste – kurz KEP – so sensibel auf Konjunkturentwicklungen reagiert, ist leicht erklärt: Kurierdienste beispielsweise werden oft für die Sendung von Prototypen und Entwürfen eingesetzt. Geht es den Unternehmen schlecht, stagnieren Forschung und Entwicklung und es gibt keine neuen Prototypen, somit auch keine diesbezügliche Kuriersendung. Nach einstelligen Zuwächsen bis vor der Krise und rund 2 Prozent Rückgang 2009 rechnet die KEP-Branche für 2010 bereits mit einem Plus von 6 Prozent.

Wenn’s schnell gehen soll
Bei Kurierdiensten ist die Kundenanbindung besonders groß, derselbe Bote, der die Ware abholt, liefert sie auch direkt aus. Je nach Beschaffenheit des zu befördernden Gutes ist vom Fahrrad bis zum Kleintransporter jedes Verkehrsmittel möglich. Bekannter Anbieter ist GO! Express & Logistics, dessen Geschäftsführender Gesellschafter Paul Brandstätter schon mit der Gründung von „Veloce“ (Fahrradkurier, Anm.) für Aufsehen in der Branche sorgte. „Da es beim Kurierdienst keinen industrialisierten Ablauf gibt, können wir sehr individuell auf die Kundenwünsche eingehen. Unter den KEP-Diensten ist der Kurier der schnellste, die Zustellung erfolgt meist am selben Tag noch.“ Obwohl der Schwerpunkt in den Großstädten liegt, spürt Brandstätter wachsenden Bedarf bei überregionalen Sendungen. Der Preis richtet sich nach der Entfernung: „Eine Lieferung von Wien nach Bratislava ist billiger als eine von Wien nach Linz. Bei größeren Gewichten kann ein Kurier sogar günstiger sein als eine Stückgutsendung“, berichtet er. Um die schnelle Zustellung zu gewährleisten, werden Langstreckensendungen auf mehrere Fahrer aufgeteilt, ähnlich dem früheren Postkutschensystem.

Expressdienst bringt’s exakt
Im Unterschied zu Kurieren bedient sich ein Expressdienstleister eines (inter)nationalen Netzwerkes. Innerhalb der Systemlogistiknetzwerke wird das schnellstmögliche Verkehrsmittel – beispielsweise das Flugzeug – gewählt. TNT Innight zählt zu den erfolgreichsten Expressdienstleistern in Österreich. „Die Regellaufzeit innerhalb Österreichs beträgt weniger als 24 Stunden“, erklärt Geschäftsführer Mag. Thomas Bauer. Viele Expressdienste haben sich auf spezielle Branchen und Produkte spezialisiert, etwa auf temperaturgeführte Transporte. „Express bedeutet oft auch eine Mehrwertdienstleistung. Dies kann eine Identitätsprüfung, Zwischenlagerung, Swap (Lieferung bei gleichzeitigem Austausch eines Altgerätes, Anm.) oder auch ein individuelles Zeitfenster für die Anlieferung sein“, führt er aus. Während Paketdienste meist „to door“ liefern, bekommt man per Express seine Sendung „to desk“.

Größter Brocken Paketdienst
Von allen KEP-Diensten fällt der volumenmäßig größte Teil den Paketdiensten zu, die sich in gewisser Weise mit der Tätigkeit von Sammelladungsspediteuren überlappen. Hauptaugenmerk liegt auf der Verteilung von Paketen bis 31,5 kg. Der Geschäftsführer von DPD Austria, Ing. Georg Karoh, weiß, worin der Unterschied zum Standardpaket liegt: „Wir bieten eine Abholungskonsolidierung, wo wir eine große Menge von Paketen täglich vom Versender abholen. Gleichzeitig bekommen unsere Kunden auf Wunsch zusätzliche Mehrwertdienste, wie Lagerhaltung, Retourwaren-Service, Zollservice und Vieles mehr.“ Insbesondere durch das zunehmende Onlinegeschäft rechnet Karoh mit guten Wachstumsraten. Wichtig: „Kleine Sendungsvolumina erfordern mehr ‚Intelligenz‘, etwa bei der Tourenplanung. Daher ist unsere Branche sehr innovationsaffin, Barcodes und Track & Trace sind bereits alltäglich.“

Die österreichischen KEP-Dienstleister transportieren jährlich etwa 90 Millionen Pakete mit Hilfe von rund 6.000 Mitarbeitern. Rechnet man die Post hinzu, bedeutet das ein jährliches Paketaufkommen von 130 Millionen Stück, Tendenz steigend. (AT)

Logistik express Redaktion: Angelika Thaler

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