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WKÖ-Nendwich: Fachkräftemangel in der Sportartikelbranche

Mit der zunehmenden Technisierung der Produkte im Sportfachhandel steigen auch die Anforderungen an die Personen im Verkauf und Service. SportfachhändlerInnen werden immer mehr zu technischen BeraterInnen und haben sich in den vergangenen Jahren auf Individualisierung und Service der Sportgeräte spezialisiert. Aber auch der Sportartikelhandel hat mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen, vielfach finden die Fachhändler keine Lehrlinge.

Beratungskompetenz sichert Diversität im stationären Einzelhandel.
Das Fachkräfteradar 2020 im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich belegt, dass 81 Prozent der befragten Unternehmen aktuell vom Fachkräftemangel betroffen sind. Folgen davon sind unter anderem eine stärkere Belastung des vorhandenen Personals, eine Einschränkung des Innovations- und Weiterentwicklungsspielraumes sowie Umsatzeinbußen. „Für den stationären Sportartikelhandel in Österreich ist die Gefahr groß, dadurch entscheidende Wettbewerbsvorteile und damit viele familiengeführte Fachgeschäfte zu verlieren“, erklärt Michael Nendwich, Sprecher des Sportartikelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich.

Hierzulande wird die persönliche Beratung im Fachgeschäft großgeschrieben. „Der Online-Anteil hat sich in den letzten Jahren bei etwa 15 bis 20 Prozent eingependelt und auch während der Pandemie sprechen wir nur von einem Zuwachs im einstelligen Prozentbereich“, so Nendwich. Sportgeräte sind beratungsintensive Produkte – welches ist der richtige Laufschuh für meinen Fuß und meinen Laufstil? Mit welcher Bespannung eines Tennisschlägers habe ich den wirkungsvollsten Aufschlag? Wie sitze ich am besten auf meinem Fahrrad?

Neue kaufmännische Ausbildung mit technischem Schwerpunkt.
„Um die Beratungskompetenz auch bei der zunehmenden Technisierung der Sportgeräte beizubehalten und als Arbeitgeber für die Jugend interessant zu sein, setzt die Branche auf eine umfassende Modernisierung der Lehrinhalte“, weiß Nendwich. Deshalb hat sich das Bundesgremium des Handels mit Mode und Freizeitartikeln für einen neuen Lehrberuf eingesetzt: Die Sportgerätefachkraft.

Sportgerätefachkräfte sind für die technischen Arbeiten rund um Sportgeräte aller Art und für Beratung und den Verkauf im Sportartikelfachhandel zuständig. Sie erhalten – wie bisher – eine kaufmännische Ausbildung. Hier sind die zunehmende Digitalisierung der Kundenberatung und der Service wichtige Bestandteile des Lehrplans. Im Vergleich zur bisherigen Einzelhandelslehre mit Schwerpunkt Sport kommen damit u.a. folgende Tätigkeiten hinzu:

  • Einstellen und Anpassen von Sportartikeln und Sportgeräten
  • Suchen und Analysieren von Fehlern und Störungen an Sportgeräten sowie Anbieten von Reparaturvarianten (Preiskalkulation)
  • Servicieren, Reparieren und Montieren von Sportartikeln und Sportgeräten
  • Beratung über die Pflege von Sportartikeln und Sportgeräten
  • Überprüfen, Warten, Instandsetzen sowie Demontieren und Montieren von Sportartikeln und Sportgeräten
  • Ausrüsten oder Umrüsten von Sportgeräten mit Zubehör und Zusatzeinrichtungen oder Zusatzgeräten

Das bedeutet für die Lehrlinge in der Praxis: Fahrräder reparieren und zusammenbauen, Fehleranalysen bei E-Bikes durchführen, Ski-Bindungen montieren, Tennisschläger bespannen oder Fitnessgeräte aufbauen – und vieles mehr. Im Handel beraten Sportgerätefachkräfte über Eigenschaften, Einsatzmöglichkeiten und die sichere Anwendung, aber auch die Pflege von Sportgeräten und verkaufen diese. Das Anpassen der Geräte an die Bedürfnisse und Wünsche der KundInnen gehört auch zu den Tätigkeiten.

Österreichweite Lehrlingskampagne.
Mit dem neuen Lehrberuf wird die Lücke zwischen Theorie und Praxis sowie zwischen kaufmännischen und technischen Fähigkeiten also geschlossen. Um die Jugend gezielt über diese Ausbildungsmöglichkeit und offene Lehrstellen zu informieren, läuft derzeit eine österreichweite Online-Kampagne des Bundesgremiums des Handels mit Mode und Freizeitartikeln.

Auf diversen Social-Media-Kanälen wird die Website www.sporttechniker.at beworben. Auf der Website finden die Lehrlinge detaillierte Informationen über die drei Lehrjahre, Weiterbildungsmöglichkeiten und offene Lehrstellen. „Allein in diesem Jahr werden über 100 neue Arbeitsplätze für Sportgerätefachkräfte geschaffen. Langfristig rechnen wir mit einer Verdopplung der Lehrlingszahlen im Sportbereich. Das Angebot ist da, jetzt fehlen nur noch die Lehrlinge“, schließt Nendwich ab. (PWK 317/NIS)

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