25 Jahre BMÖ – Van der Bellen: Einkauf ist Krisenbegleiter und Navigationssystem

Der BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich hat am 11. Mai 2023 sein 25-jähriges Bestehen mit einem Festakt und Fachevent im Haus der Industrie in Wien begangen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen machte in seiner Grußbotschaft deutlich: „Einkauf ist spätestens seit der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine in aller Munde. Der BMÖ und seine Mitglieder sind zum Krisenbegleiter ihrer Unternehmen geworden und hautnah dran.“ Einkäufer seien das Navigationssystem bei der Sicherung der Versorgung.

© MARKO’s PHOTOGRAPHY / www.marko.photo – 25 Jahre BMÖ – in Haus der Industrie, Vienna, Austria, on Thursday, May 11, 2023

„Dass der Einkauf in so hohem Maße gewürdigt wird, hat es vorher nicht gegeben. Die heikle weltpolitische Lage, verbunden mit wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Disruption, hat das Brennglas auf diese lange unterschätzte Unternehmensfunktion gelegt, die in der Industrie nicht selten bis zu 80 Prozent der Umsatzerlöse für die Beschaffung von Waren, Materialien und Rohstoffe auf der Ausgabenseite verantwortet“, betonte Heinz Pechek, Geschäftsführender Vorstand des BMÖ. Er war 1998 Initiator der Verbandsgründung sowie der späteren BMÖ Akademie und ist seitdem maßgeblicher Impulsgeber für ein Netzwerk, das heute in Österreich rund 200 aktive Verbandsmitglieder österreichischer Unternehmen aller Branchen und Größen umfasst und regelmäßig auch internationale Experten und Teilnehmer über sein praxisnahes Leistungsprogramm und breit gefächertes Weiterbildungsangebot zusammenbringt. Univ.-Prof. Dr. Johann Günther (Gründungsmitglied des BMÖ; Donau-Universität Krems und Jianghan University Wuhan) würdigte Heinz Pechek als einen stets interessierten und aufgeschlossenen Menschen, der „keine Angst vor Neuem“ habe. BMÖ-Präsident Stefan L. Braun (Chief Procurement Officer der ÖBB-Holding AG, Wien) verwies auf die Meilensteine des BMÖ und die Aufgaben der Zukunft, etwa die Weiterentwicklung der Einkäuferqualifizierung, bei der dem BMÖ eine maßgebliche Rolle zukomme.

Fachevent

Furchtlosigkeit statt Zögern war dann auch ein Motto, das sich wie ein roter Faden durch das BMÖ-Fachevent in der Industriellenvereinigung zog. Die Referenten betonten die Notwendigkeit raschen Handelns. Alle Möglichkeiten zur Diversifizierung der Lieferantenbasis stärkten die Resilienz von Lieferketten, so Univ. Prof. Dr. Gabriel Felbermayr (Institut für Wirtschaftsforschung, Wien). Bei der Rohstoffproblematik hingegen reiche das allerdings nicht – angezeigt seien überdies dringend Anreize und Strukturen zur Förderung von Recycling, steuerliche Anreize für Lagerhaltung sowie Außenwirtschaftsdiplomatie und strategische Partnerschaften, aber auch gemeinsame strategische Reserven der EU-Länder. Felbermayr: „Unternehmen ignorieren, dass ihre außenwirtschaftlichen Handlungen sicherheitspolitische Auswirkungen haben können. Sie sind jeweils einzeln zu klein, als dass sie durch andere Entscheidungen die außenpolitische Lage ändern könnten. Weil alle Unternehmen so agieren, kann es zu einer exzessiven Konzentration auf wenige Lieferanten bzw. Lieferländer kommen.“

Dr. Marcell Vollmer (CEO der Prospitalia Group, Ulm) berichtete über neue Megatrends, auf die sich die globale Wirtschaft einzustellen habe: „Die Unternehmen müssen rasch lernen, in einer Welt der zwei Geschwindigkeiten zu agieren, auf Urbanisierung mit Megastädten und neuen Nachfragemustern zu reagieren, im Bereich Nachhaltigkeit mit zunehmender Regulierung und Ressourcenbeschränkungen klarzukommen, bei der Infrastruktur immer wieder mit akuten Engpässe umzugehen und bei der globalen Verlagerung von E-Commerce zu M-Commerce mitzuhalten.“ Auf das frühere Paradigma „Global Sourcing“ folge nun „Glocalization“. Gemeint: Fusion von Globalisierung und Lokalisierung, die sich auf den Einzelnen, die Gruppe, die Abteilung, die Einheit, die Organisation und die Gemeinschaft beziehe – „also auf alle, die bereit sind, global zu denken und lokal zu handeln.“

Auch Ing. Thomas Zsulits (Director Global Supply der Doka Group, Amstetten;Vizepräsident des BMÖ) warnte davor, in Sachen Nachhaltigkeit abzuwarten, wie sich Regularien und Märkte entwickelten: „Es geht nicht darum, ob man Regularien gut oder schlecht findet, man darf einfach keine Zeit mehr verlieren. Es dauert schließlich oft bis zu drei Jahren, bis man einen Lieferanten aufgebaut hat.“ Man konkurriere mit Unternehmen außerhalb des regulierten EU-Wirtschaftsraums, die sich um das Thema Nachhaltigkeit „noch lange nicht scheren müssten“. Der Geschäftsleitung müsse die Komplexität des Themas dringend klargemacht werden. „Wir haben jetzt bereits 80 neue KPIs, und das Ganze wird auch für die Wirtschaftsprüfer ein Thema“, so Zsulits. Und weil die Steuersätze auf Importe extrem steigen würden, habe man sich auf eine veränderte Gesamtkostenrechnung einzustellen. Wichtige Stichworte: Transparenz über alles Eingekaufte sowie Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) – der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus.

DI Dr. Erwin Bratengeyer (vormals Leiter E-Learning Center der Donau-Universität Krems) mahnte in Sachen „Künstliche Intelligenz“ unbedingte Wachsamkeit an; diese sei „Faszination und Bedrohung“ zugleich: „KI-Technokraten als auch Philosophen sprechen entweder begeistert oder warnend von einer ‚Superintelligenz‘. In der Utopie arbeitet der Mensch perfekt mit der AGI (Artificial General Intelligence) zusammen, in der Dystopie wird die Menschheit dadurch fremdbestimmt und versklavt. So werden globale Katastrophen, Kriege, Krankheiten ebenso wie Armut durch diktatorischen Ressourcenentzug initiiert“, erklärte Bratengeyer. AGI würde jedenfalls alles, was existiert, in den Schatten stellen und den Menschen in seinen Fähigkeiten übertreffen. Eine der vielen noch unbeantworteten Fragen und ein „Knackpunkt“: Können Maschinen ein ‚Bewusstsein‘ entwickeln?

Weitere Statements lesen Sie hier:

https://bmoe.at/wp-content/uploads/2023/05/BMOE_Statements-25-Jahre_Statements_web.pdf

Übersicht Programm + Sprecher „25 Jahre BMÖ“:

https://bmoe.at/wp-content/uploads/2023/01/Festakt-25-Jahre-BMOe-1.pdf

BMÖ-Broschüre (Historie, Meilensteine, Themenübersicht, Studien):

https://bmoe.at/wp-content/uploads/2023/05/BMOE-W23004_Festschrift25Jahre_2504.pdf

Veranstaltungsprogramm der BMÖ-Akademie und des BMÖ

http://www.bmoe.at/Veranstaltungen/Veranstaltungskalender/http://www.bmoe.at/Akademie/https://bmoe.at/mba/

Save-the-Date: Österreichisches EinkaufsForum 2023
05.-06. Oktober 2023, Wien
https://bmoe.at/events/oesterreichisches-einkaufsforum-2023-2/

Rückfragen und Kontakt:

BMÖ Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich

Liechtensteinstraße 35, 1090 Wien

Tel.: +43 1 367 93 52, Fax: +43 1 367 93 52-15
E-Mail: sekretariat@bmoe.at, Internet: www.bmoe.at

Translate »