„Brenner ohne Grenzen“: Pilotprojekt steht vor nächstem Meilenstein
Für einen einheitlichen europäischen Eisenbahnraum setzt sich das Pilotprojekt „Brenner ohne Grenzen“ ein. Es zeigt auf, dass Verbesserungen im grenzüberschreitenden Schienenverkehr möglich sind. Nun soll das Vorhaben auf die nächste Stufe gehoben werden.
In Kürze wird die Tiroler EU-Abgeordnete Sophia Kircher das Projekt als „preparatory action“ über den Verkehrsausschuss des EU-Parlaments bei der EU-Kommission einbringen. Ziel ist es, den von der Europäischen Union genehmigten Förderstatus beizubehalten und langfristig einheitliche Standards zu etablieren.
Zwischen 2022 und 2024 hat „Brenner ohne Grenzen“ bestehende Hindernisse im Bahnverkehr analysiert und Lösungsansätze vorgeschlagen, die für den Brenner Basistunnel aber auch für das gesamte europäische Schienennetz anwendbar wären. Besonders im Fokus stehen dabei die langen Wartezeiten am Brenner.
Denn Züge verlieren hier bis zu 20 Minuten, weil die nationalen Regelungen von Österreich und Italien uneinheitlich sind. So müssen etwa die Energiezufuhr zwischen Wechsel- und Gleichstrom umgeschaltet, Lichtsignale ausgetaucht und die Bremsprüfung zeitaufwändig wiederholt werden.
Ein aktueller Bericht zeigt, dass besonders bei Streckenbüchern, betrieblicher Kommunikation und Zugvorbereitungsvorschriften Verbesserungen nötig sind. Ebenso soll die Sprachbarriere im Bahnverkehr beseitigt werden – ähnlich wie in der Luftfahrt, wo Englisch als Standardsprache etabliert ist.
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle rechnet vor, dass durch europaweit einheitliche Regeln bis zu 56 Mio. EUR eingespart werden könnten: „Die Europäisierung der Schiene ist eine zentrale Stellschraube. Solange nationale Unterschiede bestehen, bleibt der Schienenverkehr ineffizient.“
Die Umsetzung der im Pilotprojekt erarbeiteten Maßnahmen soll dazu beitragen, den Brennerkorridor als Vorbild für ein modernes, grenzüberschreitendes Bahnnetz zu etablieren. „Brenner ohne Grenzen“ und die Tirol-Südtirol-Resolution sehen folgende Maßnahmen vor:
- Weniger Lkw auf der Straße und mehr Verlagerung auf die Schiene: regionale Transport- und Wirtschaftsunternehmen sollen noch mehr Unterstützung erhalten (unter anderem mithilfe sogenannter „Railcoaches“)
- Zeitliche Reduktion der Grenzaufenthalte am Brenner: schrittweise Verringerung bis zum gänzlichen Entfall bis Ende 2030 – parallel dazu soll die Digitalisierung der Transportdokumente grenzüberschreitend vorangetrieben werden; auch Fernverkehrszüge sollen ohne Halt den Brenner passieren können
- Weitere Ziele: keine Bremstests beim Grenzübertritt, eigens reservierte Slots für Güterzüge über den Brenner, Umsetzung der beim Pilotprojekt erarbeitenden Harmonisierungs- und Lösungsvorschläge
Quelle: OEVZ