Brexit: „Logistiker müssen und werden Lösungen finden“

„Die wirtschaftlichen Folgen des Brexit sind stark negativ in Großbritannien, während sie für die übrigen Mitgliedsländer negativ, aber überschaubar sind“, zitierte Wirtschaftskammer-Präsident Dr. Christoph Leitl vor der Presse aus einer ersten für die WKO erstellten Kurz-Analyse von Professor Christian Keuschnigg von der Universität St. Gallen. Aufgabe der Wirtschaft in dieser schwierigen Lage sei es, „in Alternativen zu denken“. Solche Alternativen könnte es in Form einer großen europäischen Freihandelszone mit jenen Ländern geben, die an einer engen wirtschaftlichen Kooperation interessiert sind. Diese könnte auch für Länder wie die Türkei oder die Ukraine offen sein, sagte Christoph Leitl.

Für das Logistikunternehmen UnitCargo stellt Großbritannien den achtwichtigsten Kundenmarkt dar, wie Davor Sertic, Managing Director des auch im Vereinigten Königreich tätigen Spezialisten für Lkw-Komplettladungen, berichtete. Ein Brexit würde für das Unternehmen im schlimmsten Fall ein Umsatzminus von 30 Prozent bedeuten. Davor Sertic weiter: „Durch die Angst vor Migration und Schleppern erzeugt die Logistik ein Klima der Unsicherheit. Auch die für den britischen Markt wichtigen Kundenbeziehungen die auf Vertrauen, Leistung und ständiger Bereitschaft aufbauen, stellen uns vor Herausforderungen. Aber die Logistiker verstehen sich als die Ameisen der Wirtschaft – wir müssen und werden Lösungen finden.“

Für manche Unternehmen seiner Branche könnte sich die jetzige Situation sogar als Chance entpuppen, denn „Angst führt zu Marktbereinigung“ bemerkte Davor Sertic. Insgesamt sei aus Sicht eines Betriebes festzustellen: „Großbritannien braucht Europa und Europa braucht Großbritannien.“

Christian Kesberg, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in London, verwies auf die besonders guten und einträglichen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Großbritannien: „Der Handelsbilanzüberschuss von knapp 2 Mrd. Euro zugunsten Österreichs wird nur von jenem mit Frankreich und den USA übertroffen.“ Im vergangenen Jahr exportierte Österreich Waren im Wert von rund 4 Mrd. Euro und Dienstleistungen im Wert von knapp 2 Mrd. Euro nach Großbritannien.

Die rund 1.000 betroffenen österreichischen Betriebe bieten hauptsächlich Nischenprodukte und sind  so schwer durch neue Lieferanten ersetzbar. Zudem haben manche Betriebe vor Ort womöglich sogar Vorteile, wenn sich durch das günstigere Britische Pfund ihre Exporte verbilligen.

www.wko.at; www.unitcargo.at

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