Die Welt im Jahr 2050: Deutsche Post DHL veröffentlicht Zukunftsstudie

Mit der Zukunftsstudie „Delivering Tomorrow: Logistik 2050“ wirft Deutsche Post DHL einen umfassenden Blick auf die Zukunft von Handel, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Studie beschreibt in fünf unterschiedlichen Zukunftsbildern, wie das Leben im Jahr 2050 aussehen könnte. Dabei basiert die Entwicklung dieser fünf Zukunftsentwürfe auf einer detaillierten Analyse der wichtigsten Einflussfaktoren – von Handels- und Konsummustern über technologische und gesellschaftliche Entwicklungen bis zum Klimawandel – und berücksichtigt deren wahrscheinliche Auswirkungen auf das Verhalten und die Werte der Menschen im Jahr 2050.

„Das Tempo des Wandels hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt. Lineare Prognosen sind in diesem komplexen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Umfeld praktisch unmöglich geworden“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post DHL Frank Appel bei der Präsentation der Studie in Berlin. „In einer immer weniger vorhersehbaren Welt müssen wir daher unseren Blick öffnen und in Alternativen denken. Nur wenn wir die unterschiedlichen Perspektiven kennen, können wir robuste Strategien entwickeln und die Weichen richtig stellen.“

Zu den insgesamt 42 am Entwicklungsprozess der Studie und der Zukunftsszenarien beteiligten Experten zählten unter anderem Klaus Töpfer (ehemaliger Bundesumweltminister und Leiter des UN-Umweltprogramms), Fatih Birol (Chefökonom der Internationalen Energie-Agentur), Michael ten Hompel (Geschäftsführer des

Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik) sowie führende Vertreter von Organisationen wie dem World Economic Forum, der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), dem Rocky Mountain Institute, dem Copenhagen Institute for Futures Studies, dem World Business Council for Sustainable Development sowie Greenpeace International.
Zentrales Ergebnis der Studie ist ein Spektrum von fünf glaubhaften Zukunftsentwürfen. Sie zeigen, wie unterschiedlich die Welt im Jahr 2050 mit Blick auf den Grad der Globalisierung, das Maß an wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung, Technologiestandards und das ökologische Umfeld aussehen könnte. So beschreibt die Publikation fünf weitreichende, bisweilen radikale Visionen vom Leben im Jahr 2050. Allen Szenarien gemein ist eine stark veränderte Rolle der Logistik: Zwar steigt der Bedarf an Logistikdienstleistungen in den meisten der fünf Alternativen. Die konkreten Anforderungen an und speziellen Herausforderungen für die Logistiker der Zukunft weichen dagegen je nach Szenario stark voneinander ab.

Die Studie, die durch eine Reihe facettenreicher Essaybeiträge zu verschiedenen Aspekten des Themas Zukunft abgerundet wird, ist bereits die dritte Publikation des Konzerns aus der „Delivering Tomorrow“-Reihe. Mit dieser wegweisenden Reihe will die Deutsche Post DHL zum Dialog über die Kernthemen, die die Welt in den nächsten Jahrzehnten bewegen werden, anregen. „Es gehört zu unserem Selbstverständnis als führender Anbieter einer globalen Schlüsselbranche, sich intensiv mit gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanten Zukunftsthemen zu befassen“, beschrieb Appel die Motivation für die Studienreihe. Nachdem sich das Unternehmen im Jahr 2009 mit den Kundenerwartungen im Jahr 2020 beschäftigt hatte, stand im Rahmen der Nachfolgestudie ein Jahr später ein anderer wichtiger Zukunftstrend im Fokus – die Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Logistik.

Methodischer Ausgangspunkt für die Entwicklung der alternativen Zukunftsbilder in der aktuellen Studie ist eine tiefgehende Analyse von Schlüsselfaktoren und deren Verknüpfung zu Entwicklungslinien, die die Welt in den kommenden Jahrzehnten prägen könnten. Anders als bei klassischen, isolierten Analyse- und Prognoseverfahren werden bei der hier verwendeten Szenariotechnik mit Hilfe der hochkarätigen Fachleute verschiedene mögliche Entwicklungen der wichtigsten Einflussgrößen skizziert, zu Szenarien verknüpft und im Rahmen von Workshops diskutiert und bewertet. Auf diese Weise können verschiedene Entwicklungspfade über die nächsten vier Jahrzehnte und mehrere komplexe Versionen der Zukunft systematisch und nachvollziehbar identifiziert werden.

Die fünf Szenarien im Überblick

Szenario 1: Zügelloses Wachstum – drohender Kollaps
Die Welt wird vom allgegenwärtigen Massenkonsum geprägt. Natürliche Ressourcen werden ungehemmt ausgebeutet. Der Klimawandel schreitet weiter voran und Naturkatastrophen häufen sich. In einer von ungezügeltem Wachstum geprägten Welt wird die Nachfrage nach Logistik- und Transportleistungen stark ansteigen. Ein globales Transportnetz ermöglicht einen raschen Güteraustausch zwischen den unterschiedlichen Konsumzentren. Der fortschreitende Klimawandel sorgt jedoch für erschwerte Bedingungen, es kommt zu wiederholten Lieferunterbrechungen und damit zu erhöhten Anforderungen für die Logistikunternehmen.

Szenario 2: Megaeffizienz in Megastädten
‚Megacities’ sind zu den zentralen Kraftzentren der Welt aufgestiegen. Sie sind sowohl Haupttreiber als auch größte Gewinner eines Paradigmenwechsels hin zu „grünem“ Wachstum. Den Herausforderungen der expandierenden städtischen Strukturen – z.B. Verkehrsüberlastung und Luftverschmutzung – begegnen die Megastädte mit Kooperationen. Die Robotertechnik hat die Produktions- und Dienstleistungswelt revolutioniert. Die Verbraucher haben ihre Konsumgewohnheiten verändert: Produkte werden eher gemietet als gekauft. Hocheffiziente Verkehrskonzepte haben die Verkehrsbelastung reduziert. Ein globales Transportnetz mit Mega-Transportmitteln – Lastwagen, Schiffen und Flugzeugen – sowie neuartigen Raumtransportern gewährleistet Handelsverbindungen zwischen den globalen Megastädten. Der Logistikindustrie wird die Steuerung der Städtelogistik und städtischen Versorgung genauso anvertraut wie die Abwicklung der Systemleistungen für Flughäfen, Krankenhäuser und Einkaufszentren.

Szenario 3: Individualisierte Lebensstile
Dieses Szenario beschreibt eine Welt, in der Individualisierung und personalisierter Konsum den Alltag beherrschen. Konsumenten erfinden, gestalten und produzieren ihre Produkte selbst. Neu entwickelte 3D-Drucker spielen dabei eine entscheidende Rolle. Diese Entwicklung führt zu einem Anstieg der regionalen Handelsströme – nur Rohstoffe und Daten gehen weiter um die Welt. Flankiert werden Individualisierung und regionale Produktionsstrukturen von dezentralen Energie- und Infrastruktursystemen. Aus Sicht der Logistikindustrie führt die Lokalisierung der Wertschöpfungsketten zu einem drastisch geringeren Bedarf für Ferntransporte fertiger und halbfertiger Produkte. Dafür organisieren Logistikanbieter nun komplette physische Wertschöpfungsketten und kanalisieren die verschlüsselten, zur Übertragung der Konstruktions- und Designvorlagen für 3D-Drucker benötigten Datenströme. Aufgrund der dezentralen Produktion entwickeln sich schlagkräftige regionale Logistikressourcen und ein hochklassiges Transportnetz für die letzte Meile zum Kunden zu kritischen Erfolgsfaktoren.

Szenario 4: Lähmender Protektionismus
Dieses Szenario beschreibt eine Welt, in der die Globalisierung – ausgelöst durch wirtschaftliche Not und im Zuge eines ausgeprägten Nationalismus und Protektionismus – wieder rückgängig gemacht worden ist. Die technologische Entwicklung stagniert. Hohe Energiepreise und dramatische Ressourcenknappheit schüren internationale Konflikte über Rohstoffvorkommen. Für die Logistikindustrie stellen der Rückgang des Welthandels und die damit verbundene Regionalisierung der Lieferketten große Herausforderungen dar. Regierungen betrachten die Logistik als strategischen Wirtschaftszweig. Vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen zwischen einigen Blöcken und Ländern treten Logistikanbieter blockfreier Länder als Vermittler im internationalen Handel auf.

Szenario 5: Globale Widerstandsfähigkeit – lokale Anpassung
Eine günstige, automatisierte Produktion hat den Konsum zunächst angekurbelt. Die im Zuge des schneller fortschreitenden Klimawandels gehäuft auftretenden Naturkatastrophen haben jedoch zu Störungen in den gestrafften Produktionsstrukturen und dadurch zu Lieferengpässen geführt. Im Mittelpunkt des neuen ökonomischen Paradigmas steht daher nicht mehr die Effizienzmaximierung, sondern die Schaffung robuster Strukturen. Durch diesen radikalen Schritt in Richtung redundanter Produktionssysteme und regionalisierter statt globaler Lieferketten kann die Weltwirtschaft schwierige Zeiten besser überstehen. Die sicherheitsbewusste Welt des Jahres 2050 mit ihren regionalen Handelsstrukturen braucht Logistikanbieter, die vor allem die Versorgungssicherheit gewährleisten. Eine leistungsstarke Reserveinfrastruktur garantiert auch in instabilen und gefährlichen Zeiten eine zuverlässige Transportabwicklung. Anstelle komplexer Just-in-time-Lieferprozesse setzt die Industrie auf riesige Lagerstandorte in der Nähe der Produktionsstätten als unverzichtbaren Puffer.

Quelle: DP-DHL

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