Digitale Trends in der Logistik

„Das Thema Digitalisierung hat nahezu geräuschlos Einzug in die Logistik erhalten. Der Informationsfluss ist heute genauso bedeutsam, wie der Materialfluss“, heißt es im „Leitfaden Digitalisierung in der Logistik“, herausgegeben von der Logistik-Initiative Hamburg mit dem Ziel, ihre Mitglieder für den Digitalen Wandel zu sensibilisieren.

Ob nun Aufträge per E-Mail angenommen und elektronisch weiter verarbeitet, Rechnungen online erstellt und beglichen, oder Container elektronisch überwacht und Statusmeldungen zu Temperatur, Ort und Zustand eines Containers in Echtzeit überliefert werden – in vielerlei Hinsicht ist die Digitalisierung in der Logistik längst Alltag, in anderen Bereichen noch im Entwicklungsprozess. „Unsere Branche ist extrem heterogen und umfasst den selbständigen Spediteur mit einem Lkw ebenso wie ein Großunternehmen mit Millionen-Umsatz. Entsprechend unterschiedlich sind die Unternehmen vom digitalen Wandel betroffen“, erläutert Werner Gliem, Sprecher der Geschäftsführung bei der Logistik-Initiative Hamburg.

Digitalisierung gerade fĂĽr KMU ein wichtiges Thema
Während für ein kleines Unternehmen der digitale Wandel vor allem die Umstellung von Papier auf elektronische Rechnung bedeutet, experimentieren andere mit dem Thema Autonomes Fahren. Letztlich aber müsse sich jedes Unternehmen fragen: Wie bin ich aufgestellt, was kann ich wo und wie ändern? „Digitalisierung ist gerade für KMU ein wichtiges Thema, denn auch kleinere Speditionsunternehmen müssen sich zukunftsfähig aufstellen“, betont Gliem. Deshalb soll der Leitfaden die vielen Facetten und Schlagwörter des Digitalen Wandels mit Praxisbeispielen aus verschiedenen Unternehmen greifbar machen. Die vielfältigen digitalen Trends in der Logistik werden so sichtbar.

Praxisbeispiele von 3D-Druck bis zu Assistenzsystemen in der Intralogistik
So skizziert etwa die SLM Solutions GmbH die Chancen beim Einsatz von 3D-Druck, aber auch die Gefahren für spezialisierte Logistikdienstleister, dadurch Geschäft und Umsatz zu verlieren. Das Hamburger Logistik Institut GmbH erläutert die Möglichkeiten verschiedener Identifikationstechnologien wie RFID, NFC (Near Field Communication), Smart Cards oder Barcodes, um Materialflüsse zu orten, zu identifizieren, zu erfassen, zu überwachen oder zu steuern bzw. Prozesse zu dokumentieren sowie zu analysieren. Und Jungheinrich Logistiksysteme berichtet über den Einsatz von halb- und vollautomatischen Assistenzsystemen in der Intralogistik. Das Fazit fällt positiv aus: Nicht nur dienen die Assistenzsysteme der Fehlervermeidung sowie der Optimierung von Fahr- bzw. Pickzeiten. Die softwaregestützte Lagernavigation für Schmalgangstaper habe bei Jungheinrich zu einer Effizienzsteigerung von bis zu 25% geführt.

Ideal-Situation: Vernetzter Datenpool
Gliem ist davon überzeugt, autonomes Fahren werde sich in naher Zukunft durchsetzen, „mindestens auf Point-to-Point-Strecken.“ Doch wie das autonome Fahren sind viele digitale Entwicklungen noch im stetigen Wandel. So stagniere etwa der Einsatz der einst hoffnungsvollen RFID-Technik, die immer noch nicht kostengünstig genug ist, um etwa jeden Jogurt-Becher mit einem RFID-Chip auszustatten. „Auf Palletten- oder Packebene, beispielsweise in der Luftfracht, funktioniert hingegen schon vieles. Allerdings noch nicht flächendeckend“. Ein weiteres Problem: Der Spediteur zur See benutzt ein anderes System als der Hafen und der wiederum ein anderes als der Spediteur zu Land. „Da wäre ein vernetzter Datenpool notwendig, um den Spediteur erkennen zu lassen: ´Mein Container ist der siebzehnte von links und ich kann ihn exakt um 13.12 Uhr in Empfang nehmen.` Das wäre die Ideal-Situation“, so Gliem.

Transparenter Datenaustausch bei der HHLA
Ein Unternehmen, das schon seit Jahren als Vorreiter bei der Digitalisierung der Hafenlogistik agiert, ist die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). „Der Container Terminal Altenwerder (CTA) hat über mehr als 12 Jahre die Industriestandards definiert und ist heute noch state of the art. Auch bei dieser hoch modernen Anlage laufen permanent weitere dynamische Entwicklungsprozesse, die die Arbeit effizienter machen und die Produktivität erhöhen“, sagt Heinrich Goller, Direktor Betrieb bei der HHLA. Aber auch an Terminals, die anders als der CTA kein Greenfield-Projecte sind, laufe die Umstellung auf digitalisierte Prozesse in der Terminal- und Hafenwelt. „Für uns sind beispielsweise der Datenaustausch mit Reedern und Partner per EDI, die Etablierung und Nutzung gemeinsamer Plattformen und die automatische Datenerfassung wichtige Themen, die uns seit längerem beschäftigen. Ein transparenter Datenaustausch macht beträchtliche Effizienzsteigerungen an allen Verkehrsträgern (Schiff, Lkw, Bahn) möglich.“

Bereitschaft Daten zu teilen entscheidend
Ohne Digitalisierung sei dieser transparente Datenaustausch nicht möglich. Allerdings erfordere dies bei allen Beteiligten die Bereitschaft, Daten zu teilen und Prozesse zu überdenken, weiß Goller. „Ein Beispiel: Für den Datenaustausch bei der Abfertigung von Lkws wurde eine Schnittstelle entwickelt. Die Nutzung dieser Schnittstelle ermöglicht uns, im kommenden Jahr mit den Speditionen bzw. Truckern Slots zu vereinbaren, zu denen diese Container bringen oder abholen können. Alle Beteiligten profitieren von der deutlich höheren Verlässlichkeit der Informationen, und die Anlagen werden deutlich gleichmäßiger ausgelastet.“

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