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„Jeder Mensch braucht Erfolge im Leben.“Johannes Hödlmayr

Ohne Vertrauen und Mut geht es nicht!

Durch seine Geradlinigkeit und seine Durchsetzungsstärke hat sich KommR Johannes Hödlmayr, MBA nicht nur als Verkehrsspartenobmann einen Namen gemacht, als Vorstandssprecher der Hödlmayr International AG lotst er sein Unternehmen selbst durch wirtschaftliche Untiefen mit untrüglichem Gespür für die Branche ans Ziel. Doch was macht diesen Menschen zu solch einer Galionsfigur?

Was kennzeichnet in Ihren Augen einen guten Unternehmer?
Kurz gesagt: Vertrauen, Fleiß, Ideenreichtum, Umsetzungsstärke und Nachhaltigkeit. Leadership bedeutet, hinter seinen Leuten zu stehen, auch wenn es eng wird. Wenn man Mitarbeiter im Unternehmen hat, die ihrer Aufgabe noch nicht zu 100 Prozent gewachsen sind, muss man sie unterstützen und coachen, ihnen zudem einen Spiegel vorhalten, damit sie ihre Stärken und Schwächen erkennen und wissen, woran sie arbeiten müssen. Besonders wichtig ist die Vorbildfunktion! Es liegt in der Natur des Menschen, zu beobachten und zu vergleichen – warum sollte jemand mit Economy-Flügen zufrieden sein, wenn ich als Vorbild nur Business-Class fliege? Man braucht den Mut, sich neue Ideen anzusehen, selbst wenn sie riskant sind. Mit der Fähigkeit, seine Mitarbeiter zu neuen Ideen zu motivieren, steht und fällt der Erfolg des Unternehmens ebenso wie mit dem Willen, diese Ideen auch umzusetzen. Und selbst wenn eine Idee nicht angenommen wird, muss man dem Menschen zu verstehen geben, was daran nicht gepasst hat – damit er nicht aufgibt und weiterdenkt.

Die Krise hat gezeigt, dass all jene Unternehmen gestärkt aus ihr hervorgehen, die den Mut zur Veränderung hatten! Bleiben wir beim Fliegen als Beispiel: es finden nun wesentlich mehr Conference-Calls statt, um die Kosten zu reduzieren, und gleichzeitig spart man Zeit. Als Geschäftsführer braucht man sehr viel Zeit und Geduld, um Perspektiven zu vermitteln. Man wird zum Fels in der Brandung, zum Sicherheitsnetz für die Mitarbeiter! In einem Krieg geht es ums nackte Überleben, Unmögliches wird plötzlich möglich. Bei einer Krise ist es ähnlich! Wer täglich in der Zeitung negative Schlagzeilen liest, wird irgendwann schwermütig, umso positiver wirkt es sich aus, wenn der Mensch sich in seiner Firmenumgebung wohl fühlt! Es kommt sehr viel auf die innere Einstellung an, selbst nach 30 Jahren im Unternehmen habe ich noch Freude im Umgang mit den Menschen, daran zu sehen, wie unsere Mitarbeiter persönlich wachsen. Jeder Mensch braucht Erfolge im Leben, und ich erfreue mich am Erfolg meiner Mitarbeiter. Ein ganz wichtiger Faktor ist die Vision – die darf nicht nur am Papier bestehen, sie muss in den richtigen Situationen stets wiederholt und gelebt werden. Ein Unternehmer ist wie der Dirigent eines Orchesters, er muss mit Konsequenz die besten Spieler holen, wenn er das beste Orchester haben möchte.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell in einem Unternehmen?
Jede Firma hat ein Problem: die Abteilungen. Dieses Wort hat einen negativen Beigeschmack, es bedeutet eine Trennung. Dabei sollten alle Teile wie Zahnräder ineinandergreifen, die Prozesse nahtlos ineinander übergehen, und um das zu schaffen, braucht man die richtigen Menschen. Ein weiteres heikles Thema ist der Misserfolg: gerade im Vertrieb gibt es manchmal Rückschläge, hier gilt es, den Mitarbeiter wieder aufzurichten, zum Weitermachen zu motivieren! Beim Kundenkontakt reicht ein Besuch schon lange nicht mehr aus, davon darf man sich nicht demotivieren lassen. Am nächsten Tag beginnt man wieder normal von Vorne. Ein schönes Erlebnis für mich ist, wenn ich in Gesprächen mit Importeuren merke, dass mit Überzeugungsarbeit auch heute noch Geschäfte möglich sind, selbst wenn die Rendite eng ist. Als ehemaliger Wettkampfschwimmer habe ich das Riesenglück, den Sport als Ventil zu haben. Ich stehe jeden Morgen um 5 Uhr auf, gehe schwimmen oder Rad fahren und kann dann entspannt meine Kundentermine wahrnehmen. Aktuell ist Hödlmayr unter den Top 10 der Automobillogistiker. In 5 Jahren wollen wir unter den Top 5 sein, und daran arbeite ich.

In welchen Momenten lieben Sie Ihren Beruf besonders?
Wenn am Samstagnachmittag die Frauen am Firmenparkplatz auf die Rückkehr ihrer Männer warten, unterhalte ich mich mit ihnen. Und wenn ich dann höre, wie sehr sie sich darauf freuen, sie wiederzusehen, weiß ich genau, wenn ich am Montag die Fahrerlisten durchsehe, sind genau diese Männer meine Top-Leute. Unternehmer zu sein bedeutet Belastung, aber der Kontakt mit den Menschen ist wunderschön. Besonders in Krisenzeiten, wenn man sieht, dass die Mitarbeiter ebenso hinter einem stehen wie umgekehrt.

Wie kam es dazu, dass Sie heute der Vorstand der Hödlmayr International AG sind?
Am 19. Februar 1954 hat mein Vater (Johann Hödlmayr, Anm.) den Betrieb aus dem Nichts heraus auf unserem Bauernhof gegründet. Als ich die HAK abgeschlossen hatte, wollte ich studieren, aber da es meinem Vater gesundheitlich nicht so gut ging, kam ich nach Hause in den Familienbetrieb. Dort habe ich sämtliche Stationen durchlaufen, egal ob Büroarbeit oder als Fahrer, und bin so in die Aufgabe hineingewachsen. In jungen Jahren hat mir mein Vater statt eines Mopeds einen Flugschein bezahlt, und ich bin ausgebildeter Pilot. Das Fliegen lehrt einen, schnell zu entscheiden, und das kommt mir heute zu Gute. Ich könnte jederzeit als Flugkapitän arbeiten, aber ich bin glücklich, dass ich Logistik machen darf! Bei meinen eigenen Kindern versuche ich, keinen Druck zu erzeugen. Meine Tochter studiert, arbeitet im Ausland und nutzt ihre Chancen, Sprachen zu lernen und die Welt zu sehen. Zwar konnte ich nach der Schule nicht studieren, aber als „Spätberufener“ habe ich die MBA-Ausbildung absolviert.

Wo liegen die aktuellen Herausforderungen der Transportbranche?
Die Volumina ziehen kurzfristig wieder an, und die Zulieferer können die nötige Kapazität nicht bereitstellen. Auffallend ist, dass die Ressource Fachexperten erschöpft ist. Nun stellt sich die Frage, wie wir einerseits schnell Fachkräfte ausbilden und andererseits, wie wir gut ausgebildete Fachleute aus dem Ausland gewinnen können. Wenn man die Kultur und die Menschen studiert und auch respektiert, dann erkennt man ganz schnell, dass es beispielsweise in Serbien sehr gute Leute gibt, die vor allem hungrig und wissbegierig sind und mit etwas Unterstützung wertvolle Mitarbeiter werden. Es gilt, genau solche Leute zu motivieren, in die Logistik einzusteigen, und das ist die nächste Herausforderung. Bei den fehlenden Kapazitäten kann ich nur eines sagen: hätten die Auftraggeber mehr Verständnis für eine sinnvolle, nötige Preiserhöhung, würden die Unternehmen auch in den Ausbau ihrer Kapazitäten investieren. Aber bei der derzeitigen Situation, einer meiner Meinung nach für die nächsten drei Jahre instabilen Wirtschaftslage, wäre es verantwortungslos den Mitarbeitern gegenüber, ungesicherte Investitionen auf gut Glück zu tätigen. In Krisenzeiten kann man viel lernen, aber man muss reinhören, reagieren und dann Lösungen konsequent umsetzen.

Wie wichtig ist die Familie für Sie, und gibt es einen Unterschied zwischen dem Familienvater und dem Unternehmer Johannes Hödlmayr?
Der wichtigste Kern ist eine funktionierende Familie. Meine Familie ist meine Batterieladestation! Gerade in Krisenzeiten kann man seine Sorgen teilen, egal was passiert, man hält zusammen. In meiner Familie schöpfe ich Energie, Kraft und Ausgeglichenheit, wenn dass passt, kann einen nichts erschüttern. Das Motto lautet „Einer für alle, und alle für einen“. Der Unterschied zum Unternehmen ist, dass Kritik innerhalb der Familie natürlich emotionaler behaftet ist. Die Kunst ist es, einem liebenden Menschen zu helfen, seine Potenziale auszuschöpfen.

Gibt es etwas, das Sie immer schon einmal tun wollten?
Ich möchte ein Mal auf einem Flugzeugträger leben, wenn Abfangjäger auf der kurzen Piste landen. Diese präzisen Abläufe miterleben, die Prozesse und die dahinterliegende Logistik sehen, das wäre ein Traum.

Was ist Ihr Lieblingsurlaubsziel, und warum?
Eindeutig Lanzarote! Bei dieser vom Lavagestein geprägten Insel gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder man liebt sie oder man hasst sie! Ich bin von Natur aus ein Kurzschläfer, täglich vier bis fünf Stunden sind genug. Aber dort schlafe ich 9 Stunden! Das Gestein hat eine positive Strahlung. Auf der Insel gibt es kein Wasser, aber der Boden ist sehr fruchtbar. Dadurch gibt es an gewissen Stellen kleine grüne Inseln. Dort kann ich ungestört die Seele baumeln lassen.

Wenn Sie einen Tag Kanzler wären, was würden Sie ändern?
Ich würde nie in die Politik gehen! Aber es gibt dazu einen guten Leitspruch: Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s allen gut. Der Kanzler ist der Kapitän des Unternehmens Österreich. Meiner Meinung nach sollte er gleich viel verdienen wie in der Wirtschaft, an den Erfolg gekoppelt. Dann wären ganz andere Dinge plötzlich möglich.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Logistik express Redaktion: Angelika Thaler (AT)

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