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Kunde entscheidet die Lieferfrist

Kaum hat Amazon für seine Premiumkunden in 20 deutschen Städten die taggleiche Zustellung ausgerollt, umwirbt auch eine steigende Zahl unter den Multichannel-Anbietern seine Kunden mit blitzschnellen Lieferservices. Auch auf dem österreichischen Markt wächst das Interesse. 

Autorin: Karin Walter

Services rund um den Bestellvorgang sind im interaktiven Handel ein erfolgsentscheidender Faktor. Doch was gibt einem Kunden den ausschlaggebenden Impuls, damit er einem bestimmten Online-Händler längerfristig die Treue schenkt: Eine große Vielfalt bei den Bezahlmöglichkeiten? Die blitzschnelle Lieferung, möglichst noch am selben Tag der Bestellung? Oder eine gute Lieferqualität mit Zeitfensterzustellung oder Lieferung an einen bestimmten, im Bestellprozess angegebenen, Abholpunkt? Aktuelle Befragungen unter Kunden und Anbietern kommen in dieser Frage zu keinem eindeutigen Schluss.

Während die internationale Unternehmensberatung AT Kearney in einer aktuellen Marktuntersuchung zu dem Ergebnis kommt, dass sich rund ein Viertel der Online-Shopper grundsätz-
lich mit einer Lieferung innerhalb von drei Tagen zufrieden gibt, bewerten die Händler das Thema „Same Day Delivery“ offensichtlich wichtiger: Laut den Ende Juni veröffentlichten Ergebnissen des vom Kölner ECC Institut gemeinsam mit ebay erhobenen Marktplatz-Konjunkturindex (KIX) spricht sich jeder vierte Online-Händler dafür aus, das Thema innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre auf die Agenda zu nehmen. Auch bei den österreichischen Händlern steigt das Interesse. Nach Einschätzung der Wirtschaftsberatung McKinsey könnte der Markt für „Same Day Delivery Services“ (SDD) bis zum Jahr 2020 europaweit auf ein Umsatzvolumen von drei Milliarden Euro wachsen.

„Same Day Delivery“: nicht nur ein Thema für den Online-Handel
„Same Day ist gerade mit dem Vorstoß von Amazon und Zalando ein notwendiges Alleinstellungsmerkmal für den Handel. Clever umgesetzt bietet SDD ein großes Potenzial, die Customer Journey für den bestehenden und potentiellen Kunden noch interessanter zu gestalten“, sagt Michael Löhr, einer der beiden Geschäftsführer des  Same Day-Serviceanbieters tiramizoo.com. Er weist darauf hin, dass aber längst nicht nur die Online-Händler zu den Profiteuren taggleicher Zustellservices zählen. „Wir verfolgen das Ziel, auch den lokalen Handel in den Städten weiter zu stärken. Wer in der Filiale vor Ort beispielsweise einen großformatigen LED-Fernseher kauft, ist nicht selten froh darüber, wenn ihm auch der Laden vor Ort die Möglichkeit bietet, die taggleiche Kurierzustellung zu buchen.“

Entscheidendes Kriterium für die Nachfrageentwicklung ist in den allermeisten Fällen der Wert des gekauften Artikels. „Es gibt eine vorherrschende Meinung, dass Kunden im Check-out  des Bestellvorgangs die Same Day wählen, solange der Preis dafür bei zirka 10 % des Warenwertes liegt“, sagt der tiramizoo-Geschäftsführer Löhr. Besonders groß ist die Nachfrage nach Abendzeitfensterlieferungen und Retourenabholungen – Zustell- bzw. Abholarten, die sich nach den Lebensgewohnheiten der Endkunden richten und diesen dann anfahren, wenn er auch wirklich zu Hause ist.

Dementsprechend hat sich der im Jahr 2010 gegründete SDD-Logistik-Serviceanbieter tiramizoo in den vergangenen Jahren höchst erfolgreich entwickelt. In Deutschland ist das Unternehmen unter anderem für Branchengrößen wie Zalando, Media Markt, Saturn, Cyberport und Nespresso aktiv. Das Kuriernetz erstreckt sich deutschlandweit bereits über 100 Städte.  Neben Ländern wie den Niederlanden oder Schweben treibt tiramizoo zurzeit auch die Ausweitung seines 1-Stunden-Belieferungsservices vor allem auch in Österreich weiter voran. Auslöser war im vergangenen Jahr die Ausweitung des „Eilt!“-Lieferservices von Cyberport auf Österreich. Mittlerweile ist das lokale Netzwerk bei den Partnerkurierdiensten bereits in 34 österreichischen Städten aktiv. „Österreich ist neben Deutschland unser wichtigster Markt und viele Händler haben großes Interesse, ihren Kunden die Waren schnell, zuverlässig und bequem zuzustellen.“, sagt Thomas Bluth, zweiter Geschäftsführer von tiramizoo, der vorrangig die Expansion vorantreibt. [WAL]

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