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Transport zieht an

Europas Exporte nach Übersee legen zu und steigern die Transportnachfrage. Schiffe und Flugzeuge füllen sich wieder.

Der Blick auf die in Fachmedien wöchentlich veröffentlichten Frachtmarktbarometer bringt so manches sanftes Lächeln zurück in die Gesichter der in den vergangenen Monaten geschundenen Logistiker, Frächter, Spediteure. Allein im April entwickelte sich das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot sehr günstig: Es bewegte sich bei 75 zu 25 und lag damit deutlich höher als der europäische Durchschnitt. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Die Lager in den Industriebetrieben leeren sich und es wird wieder bestellt und der Nachschub kommt stärker in Gang. Laderaum von Österreich nach Deutschland, Italien und in die Slowakei ist derzeit besonders gefragt; der nördliche Nachbar ist Österreichs wichtigster Handelspartner und dementsprechend groß ist die Transportnachfrage von und nach Germanien, hört man in Spediteurkreisen. Dass Importe und Exporte zwischen Österreich und der Slowakei in den vergangenen Wochen so stark angezogen haben, überrascht selbst Insider.

Was im europäischen Landverkehr zu beobachten ist, ist auch global ein Faktum: Die Containerreeder freuen sich über steigende Auslastung ihrer Schiffe und sind auf dem Weg, der Krise davonzufahren. „Unsere Schiffe sind voll und die Raten ziehen wieder an“, sagt Gunnar Finck, Schifffahrtsexperte und Leiter der Reedereivertretungen Aseco und Safe Shipping in Wien. Mit „unsere Schiffe“ meint Finck die Flotte von Hamburg Süd und der Deutschen Afrika-Linien (DAL), deren Interessen von der Safe Shipping in Österreich auf dem österreichischen Verladermarkt wahrgenommen werden. DAL fährt im traditionellen Fahrtgebiet Europa–Südafrika und die Verkehre sind durchaus paarig.

Aus Südafrika kommen tonnenweise Obst und Gemüse. „Das Ratengefüge in diesem Trade ist relativ stabil“, weiß Finck. Zumal nicht allzu viele Reeder in dieser Relation fahren und auch DAL im Gemeinschaftsdienst mit dem Partnern Maersk und Safmarine von Europa zum Kap der Guten Hoffnung fährt. Voll seien auch die Containerschiffe von Hamburg Süd, deren Stärke die Dienste von Europa nach Südamerika und USA sind. Die Raten steigen und im letzten Quartal hat sich der Frachtpreis für einen Container um rund 25 Prozent erhöht. Volle Schiffe kann man auch bei der Wiener Reedereiagentur Cargocompass bestätigen. „Zwischen Europa und USA gibt es auf den Schiffen kaum noch Platz“, weiß Johannes Hofmann von Cargocompass aus dem täglichen Geschäft. Die Gründe dafür: Es gibt weniger Schiffe, die Reeder sparen und lassen ihre Schiffe langsamer übers Meer fahren. Mit voller Kraft voraus war in der Vergangenheit ein Containerschiff in 22 Tagen von Asien in Europa. Heute geht es langsamer und dauert die Reise 27 Tage. Cargocompass vertritt in Österreich die Reederein Yang Ming Line und der Multipurpose-Carrier Fednav, der alles transportiert, was nicht auf ein Containerschiff passt. Für 2.700 US-Dollar gibt es derzeit einen Boxentransport von Asien nach Europa. Umgekehrt ist man mit 800 US-Dollar pro Box dabei. In den asiatischen Häfen türmen sich die Container für Europa. Dafür fehlen in Österreich Container für den Überseetransport. Das mag vielleicht daran liegen, dass weniger nach Österreich importiert als exportiert wird. Hofmann: „Die Reeder beginnen wieder, sich die Ladung auszusuchen.“

Geduld ist gefragt
Vor nicht allzu langer Zeit ging österreichisches Holz im Container in den Export. Heute sieht schon wieder anders aus. Um Cargo in die USA zu bringen, muss sich ein heimischer Verlader schon gedulden, weil die Schiffe voll ausgebucht sind. Bis April erfolgte schrittweise eine 30%ige-Ratenerhöhung von Asien nach Europa. Zahlreiche Reeder kündigen „rate-restorations“ an. Rotterdam und Koper profitieren vom Boom. Mehr Container bringen den Häfen mehr Geschäft. So verzeichnete Europas größter Hafen, Rotterdam, im ersten Quartal dieses Jahres ein beachtliches Umschlagsplus von 21 Prozent beim Container-Handling. Insgesamt hat die Umschlagsmenge über den auch für Österreich wichtigsten Hafen von Jänner bis März um 14 Prozent auf 108 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Markant fällt auf, dass die Exporte via Rotterdam um 25 Prozent zugelegt haben, während sich die Importe mit einem Plus von 10 Prozent vergleichsweise bescheiden entwickelten.

Positive Nachrichten kommen auch aus dem für Österreich ebenfalls sehr wichtigen Hafen Koper. Um zwei Prozent mehr Cargo wurde über die Kais umgeschlagen; das Containergeschäft hingegen hob mit einem Zuwachs von 30 Prozent gegenüber 2009 ab. (MT)

Redaktion: Markus Trostmann

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