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Fachkräftemangel in Brasilien

In Brasilien fehlt es an Facharbeitern und Führungskräften in der Transport- und Logistikbranche. Neben Spezialisten bei den Personalberatern sind Social Media im Vormarsch.  

Hohe Wirtschaftswachstumsraten und Investitionen, Rekorde im Außenhandel sowie ein hoher Beschäftigungszuwachs haben für eine angespannte Lage im brasilianischen Personalmarkt gesorgt. Die Arbeitslosenquote liegt bei rund 5,8 %. 
 
Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 2.500 Mrd. USD (2011) ist Brasilien die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen betrug zur gleichen Zeit circa 12.600 USD. Wichtigste Wirtschaftszweige sind Dienstleistungen (ca. 65 %), Industrie (17 %) und Agrarwirtschaft (6,7 % BIP-Anteil). Die Produktion und Verarbeitung von Agrarrohstoffen trägt circa 25 % zum BIP bei, die Transport- und Logistikbranche 20 %.  
 
Obwohl das Schwellenland mit den Auswirkungen der Eurokrise kämpft, wird im Hinblick auf die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Sommerspiele 2016 erwartet, dass Infrastrukturinvestitionen weiter boomen werden. Die Privatisierung staatlicher Institutionen hat der Entwicklung in den letzten Jahren zusätzlich Schub verliehen. Darüber hinaus hat der Schifffahrts- und Offshore-Sektor auf Grund von Erdöl- und Erdgasvorkommen vor der Küste einen beispielhaften Aufschwung erlebt und beschäftigt derzeit 62.000 Menschen.
 
Doch die Effizienz lässt in vielen Wirtschaftszweigen zu wünschen übrig. Die Logistikkosten sind fast doppelt so hoch wie in Europa. Es fehlt an qualifizierten Facharbeitern im Schiff- und Offshore-Anlagenbau, bei der Bahn sowie in den Häfen und Flughäfen. Überall werden Ingenieure, IT-Spezialisten und Betriebsleute gesucht. Gut ausgebildete Manager und Logistiker mit Praxiserfahrung sind knapp. Trotz guter Aussichten ist der Transport- und Logistiksektor für Jugendliche nicht besonders attraktiv. Und das Bildungssystem ist überfordert. Ein duales Bildungssystem und eine Lehre sind unbekannt.
 
Die Neuorientierung des Handels nach Asien, die VR China ist heute der größte Einzelhandelspartner Brasiliens, verlangt ganz neue Fähigkeiten, interkulturelle Kompetenz und Sprachkenntnisse von Logistikdienstleistern und Supply-Chain-Experten im Vergleich zum traditionsreichen Warenaustausch mit Nordamerika und Portugal. Aber auch die Professionalisierung der Beschaffungs- und Distributionslogistik in Industrie und Handel erfordern mehr Know-how, zum Beispiel im Bereich IT, respektive strategische Entscheidungskompetenz, die über Speditionslehrinhalte hinausgeht.
 
Die Speditionsbranche wird trotz vieler nationaler KMU (kleine und mittelständische Unternehmen) von multinationalen Dienstleistern, vor allem Firmen aus Europa, dominiert. Die wichtigsten Transportdrehscheiben liegen im Süden, im Großraum Sao Paulo und Rio de Janeiro. Allerdings wächst die Bedeutung der Metropolregionen Porto Alegre, Goiania und Belo Horizonte.
 
Personalmanager haben eine reiche Auswahl bei Personaldienstleistern. Der Personalberatermarkt in Brasilien ist wettbewerbsintensiv und wird von international tätigen Generalisten dominiert. Dazu gehören Amrop Hever, Boyden, Egon Zehnder, Robert Half,  Hays, Heidrick & Struggles, Horton, Korn/Ferry, Michael Page, Ray & Berndtson, Russell Reynolds, Spencer Stuart, Stanton Chase, Transearch und Tasa. Aber auch lokale Firmen wie Passarelli, DM, A2Z und Search RH konnten sich in den vergangenen Jahren einen nicht unbedeutenden Marktanteil, insbesondere im unteren und mittleren Managementbereich sichern. 
 
Der Personalberater Talent Solution hat den Transport- und Logistikmarkt vor einiger Zeit als Marktlücke für sich entdeckt. Seit 2011 ist das Unternehmen Partner bei Experts for Experts International AG, Schweiz, einem globalen Netzwerk von Personal- und Unternehmensberatern mit Fokus auf die Transport- und Logistikbranche. Talent Solution hat sich als Premium-Nischenplayer positioniert und bearbeitet nur Top Executive Mandate. Rund 160 Firmen nehmen regelmäßig die Dienste des Headhunters in Anspruch. „Es gibt viele Möglichkeiten für ausländische Spezialisten in Brasilien, aber auch Emigranten, die in der Fremde Erfahrung gesammelt haben, und nun wieder nach Brasilien zurückkehren möchten“, erklärt Peter Mason, geschäftsführender Gesellschafter.
 
Immer mehr brasilianische Firmen nutzen neben Beratern auch Social Media Kanäle, um geeignetes Personal zu finden. Besonders beliebt ist LinkedIn mit rund 9 Mio. Usern. Aber auch Facebook und Twitter werden als Employer-Branding-Tools eingesetzt, mit steigender Tendenz.  

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