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Hochkarätige Diskussion: „Wirtschaftsstandort und Klimapolitik“

Binder Grösswang lud zum Podiumsgespräch mit Elisabeth Köstinger, Wolfgang Anzengruber, Herbert Eibensteiner und Christian Reisinger.

Zahlreiche Interessierte folgten der Einladung von Wirtschaftskanzlei Binder Grösswang, die zum Jahresauftakt und anlässlich des Starts der neuen Bundesregierung am Mittwoch zur Podiumsdiskussion in ihre Räumlichkeiten in die Sterngasse 13 einlud.

Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Wolfgang Anzengruber, Vorstandvorsitzender der Verbund AG, Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG und Christian Reisinger, Aufsichtsratsvorsitzender der Rosenbauer AG diskutieren unter der Moderation von Kurier Chefredakteurin Martina Salomon über „Wirtschaftsstandort und Klimapolitik – Chancen und Herausforderungen für Unternehmen“.

Wie Managing Partner und Sprecher der Kanzlei Michael Kutschera in seiner Begrüßung erläutert, werde die Reduktion klimaschädlicher Emissionen, vor allem CO2, jedenfalls in unseren Breiten als zentrales Ziel kaum in Frage gestellt. Die Verfolgung diese Zieles werfe jedoch so manche Frage auf: „Wie geht ein kleines, hochindustrialisiertes Land, dessen Wirtschaft aufgrund ihres sehr hohen technischen Standards im Vergleich zu manchem internationalen Mitbewerber wenig, in absoluten Zahlen aber vielleicht doch nicht so wenig Treibhausgase emittiert, mit dieser Anforderung um?“

Umweltschutz versus Klimaschutz.
Christian Reisinger, Aufsichtsratsvorsitzender der Rosenbauer AG und langjähriger Vorstand der Lenzing AG ging in seinem Eingangsstatement auf die Unterschiede zwischen Umwelt- und Klimapolitik ein: „deren Ziele gar nicht selten widersprüchlich sind.“

Österreich habe sich seit den achtziger Jahren im Bereich Umweltschutz zu einem Vorzeigeland entwickelt und eine Vorreiterrolle in den Bereichen Mülltrennung und -entsorgung, Landschafts- und Kulturpflege sowie in der Emissionspolitik des Verkehrswesens und im Industriebereich genommen.

Auf das Konzept der Nachhaltigkeit Ende der neunziger Jahre folgte die Klimaschutzdebatte, die zunächst im industriellen Umfeld mit der Einführung des Europäischen Emissionshandelssystems (ETS) als Resultat des Kyotoprotokolls 2005 gestartet hat. Nach dem Klimaschutz-Übereinkommen in Paris 2015 drang die Debatte in die Öffentlichkeit.

Wie Reisinger feststellt „setzte in Österreich eine gewisse Desillusionierung ob der Tatsache ein, dass wir im Umweltschutz eine führende Nation sind, aber im Klimaschutz abgeschlagen gelistet werden. Die Treibhausgase sind seit den neunziger Jahren auf ähnlichem Niveau und der CO2-Ausstoß pro Kopf liegt bestenfalls im europäischen Mittelfeld.“

Grüner Wirtschaftsstandort.
Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betont, dass Entscheidungen im Sinne des Wirtschaftsstandortes getroffen werden müssten.

„Im Regierungsprogramm wurde verankert, dass es wichtig ist, die richtigen Entscheidungen für den Standort zu treffen. Es würde niemandem nützen, wenn Industriebetriebe in Österreich keine Zukunft sehen und womöglich anderswo produzieren lassen. Das hilft weder dem Klima noch dem Standort.“

Köstinger fordert Europa auf, mehr Mut zu beweisen. „Ich glaube Europa muss sich – nicht nur im Energiebereich – mehr trauen. „Kunststoff ist beispielsweise ein wertvoller Werkstoff, aber er darf kein Wegwerfprodukt sein. Die Kreislaufwirtschaft stellt eine riesengroße Chance für Europa dar. Wir müssen der Plastikverschmutzung entgegenwirken und hier könnten wir auch Innovationstreiber sein“, so Köstinger.

Überlegungen rund um einen europäischen Green New Deal hält Köstinger für zielführender als nationale Alleingänge. Wenn von der Europäischen Union klare Regeln kommen, fördere das den Wettbewerb. Die Ministerin betonte auch die guten Voraussetzungen, die Österreich in Bezug auf grünen Wasserstoff habe: „Wasserstoff wird in Zukunft ein wichtiges Speichermedium sein. Temporäre Überschüsse aus Sonnen- oder Windstrom können so gespeichert werden.“

Erfolgsmodell in Europa.
Wolfgang Anzengruber, Vorstandvorsitzender der Verbund AG ist davon überzeugt, dass wir vor einer grünen technologischen Revolution stehen und ruft dazu auf, Österreich abermals zu einem Vorzeigemodell in Europa zu machen.

„Verstehen wir Klimaschutz als ein modernes Innovations- und Wirtschaftsprogramm, das Chancen für den Standort bietet und ein Erfolgsmodell in Europa werden kann! Wir haben das Wissen, die finanziellen Ressourcen und die technischen Möglichkeiten dazu – mehr noch: Wir haben die Verpflichtung, jetzt das Richtige für nachfolgende Generationen zu tun!“

Ausgleich für Mehrkosten.
Wie Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG betonte, bekenne sich die voestalpine klar zu den globalen Klimazielen.

„Wir investieren laufend in bestehende Technologien und konnten in den vergangenen drei Jahrzehnten den CO2-Ausstoß pro Tonne Rohstahl um mehr als zwanzig Prozent senken. Wir haben aus heutiger Sicht alle technischen Möglichkeiten der bestehenden Technologie ausgeschöpft. Aus diesem Grund arbeiten wir mit Hochdruck an technischen Szenarien, wie wir die Dekarbonisierung der Stahlproduktion vorantreiben können und gehen hier auch weltweit neue Wege. Derzeit prüfen wir eine teilweise Umwandlung der bestehenden Hochofenroute in eine Hybrid-Elektrostahlroute.“

Das wäre im Vergleich zur heute im Einsatz befindlichen Technologie ein massiver Schritt und könne rund drei bis vier Millionen Tonnen CO2-Emissionen in Österreich vermeiden. Gleichzeitig verfolge die voestalpine auch den längerfristigen Ansatz, den Anteil von Wasserstoff sukzessive zu steigern, um bis 2050 die CO2-Emissionen um mehr als 80 Prozent reduzieren zu können.

„Allerdings ist für diese Transformation die ausreichende Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom zu wirtschaftlichen Konditionen notwendig. Die heutige Netzinfrastruktur ist dafür nicht ausreichend und muss dringend verstärkt werden. Entscheidend wird die wirtschaftliche Darstellbarkeit der Prozesse sein, um die globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Dafür muss es einen Ausgleich für die aus der Transformation entstehenden Mehrkosten geben“, forderte er.

Rückfragen & Kontakt:
Mag. Sabine Mitterbacher, MBA
Head of Corporate Communications
BINDER GRÖSSWANG Rechtsanwälte GmbH
T +43 (1) 534 80 – 662 mitterbacher@bindergroesswang.at

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