Neue Studie über die Ukraine


Neue Studie über die Ukraine empfiehlt „dosierten Markteintritt“ und Konzentration auf Kiew und die westlichen Grenzbereiche.

Größe des Marktes, geographische Lage, Rohstoffvorkommen, wachsende Kaufkraft, stabiler Wechselkurs, niedrige Arbeitskosten sowie der große Investitions-, Sanierungs- und Modernisierungsbedarf werden als die wesentlichen Argumente für einen Markteinstieg österreichischer Unternehmen in der Ukraine gesehen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Fachhochschule des bfi Wien, durchgeführt von 20 Studenten des Studiengangs „Logistik und Transportmanagement“ unter Leitung von Prof. (FH) Mag. Andreas Breinbauer.

Im Rahmen der Studienerstellung wurden auch Vertreter österreichischer Unternehmen, die im Raum Kiew, Donezgebiet, Mukachewo und Lemberg tätig sind, intensiv nach ihren Erfahrungen und Erwartungen in der Ukraine befragt. Einen Schwerpunkt bildeten dabei Logistik- und Transportunternehmen.
Der österreichische Transport-Logistiker cargo-partner beispielsweise ist seit Herbst 2005 in der Ukraine vertreten und sieht auf diesem Markt eine enorme Wachstumsphantasie. „Die Ukraine ist derzeit zweifellos noch als schwieriger Markt einzustufen, aber wir sehen große Chancen, unsere Organisation an mehreren Standorten rasch auf etwa 100 Mitarbeiter auszubauen. Mit der sukzessiven Verbesserung der Kaufkraft wird es etwa zu deutlichen Importsteigerungen aus Asien kommen und hier sind wir als Überseespezialist der ideale Partner“, so cargo-partner Vorstandsvorsitzender Stefan Krauter.
Der Ostspezialist unter den Transport-Logistikern hat als Sponsor des Studiengangs wesentlich zur Realisierung dieser Studie beigetragen.

Fazit der Studie: Trotz lukrativer Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt, geringer Baukosten und der vorhandenen Investitionsbereitschaft europäischer Großkonzerne wird der Einstieg in der Ukraine auch in den kommenden Jahren immer ein unternehmerisches Risiko bleiben.
Genereller Wunschkatalog der bereits in der Ukraine tätigen österreichischen Logistik-unternehmen: Verbesserung des Logistiknetzwerkes nach westlichem Standard, mehr Auslandsinvestitionen, Wachstumsschub in der Konsumgüterlogistik, Rückgang der Schattenwirtschaft und Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Prof. Breinbauer: „Der Markteintritt sollte immer dosiert erfolgen. Regional macht eine Konzentration auf Kiew und die westlichen Grenzbereiche Sinn. Andere Regionen sollten eher nur dann angegangen werden, wenn es dorthin schon konkrete Geschäftsbeziehungen gibt“.
Das Geschäftsmodell, so die Studie zusammenfassend, sollte zunächst auf Basis einer Repräsentanz aufgebaut werden. Bevor eine weitere Ausdehnung erfolgt, sei insbesondere das „Vor-Ort-Studium“ der komplexen Vorschriften in Gesellschafts- und Steuerrecht zu empfehlen.
Dabei werde vor allem auffallen, dass Eingriffe des Staates in das betriebliche Geschehen sehr viel weiter gehen als dies bei anderen – auch östlichen – Ländern üblich ist. Dies reiche von intensiven Kontrollen des Zahlungsverkehrs bis hin zur Verpflichtung, einen staatlich lizensierten Oberbuchhalter zu beschäftigen, der die Einhaltung von Rechnungswesen-vorschriften persönlich zu garantieren hat.
Was die Zielsetzung eines Markteintrittes betrifft, erscheine es wenig zielführend, die Ukraine als reine Fertigungsstätte zu sehen. In zahlreichen Branchen ziehe die Karawane der lohnkostenorientierten Montagebetriebe schon wieder weiter ostwärts oder gleich nach Asien.
Als Branchen, die weiteren Ausbau versprechen, werden vor allem der Schwarzmeer-Tourismus, die Software-Entwicklung und Kooperationen in Luft- und Raumfahrtindustrie gesehen.

Der FH-Studiengang „Logistik und Transportmanagement“ an der FH des bfi Wien bietet eine fundierte, praxisnahe wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung im Bereich Logistik und Transport an. Neben dieser Spezialisierung (ca. 1/3 des Curriculums) erhalten die Studierenden ein solides Fundament in BWL bzw. Management, Informationstechnologie sowie Rechtslehre, Persönlichkeitsentwicklung; zwei Sprachen (Englisch und Russisch, Französisch oder Spanisch) runden das Ausbildungsprofil ab. Als freiwillige Zusatzkurse werden Slowakisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch angeboten.

Info:

Dr. Ferdinand Bartl
E-Mail: bartl@fbcommunications.at

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar