Unfälle mit Gefahrguttransporten vermeiden: DAGObert sorgt für Sicherheit
"Jeder Unfall ist ein Unfall zuviel" – besonders wenn Gefahrguttransporte darin verwickelt sind. Darüber sind sich die Experten einig. Nun gilt es Lösungen zu finden, um Unfälle mit LKW, die Gefahrgüter transportieren, zu vermeiden. Falls es dennoch zu einem Unfall kommen sollte, müssen die wichtigsten Informationen über die Ladung und den richtigen Umgang damit den Rettungs- und Sicherheitskräften vor Ort schnell zur Verfügung stehen. Das Logistik-Kompetenz-Zentrum Prien am Chiemsee (LKZ) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dieser Thematik und entwickelte gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Prien ein alltagtaugliches Konzept, das nun Experten aus Deutschland und Österreich vorgestellt wurde. Globale Entwicklungen im Transportfluss der Güter verändern auch die Verkehrswege in Mitteleuropa. So sieht LKZ-Geschäftsführer Karl Fischer, dass die Containerschiffe aus Asien verstärkt neue Routen benützen und ihre Güter in den europäischen Südhäfen löschen. „"s Folge davon werden die Container in ihre Bestimmungsländer auf Straße und Schiene über die Alpen transportiert", stellt er fest. Dazu stehen allerdings nur einige große Verkehrsadern zur Verfügung, die landschaftlichen Besonderheiten ausgesetzt sind: Relativ enge Täler, durch die Autobahnen, Straßen und Schienen führen, Flüsse verlaufen und die auch teilweise dicht besiedelt sind. Hinzu kommen extreme klimatische Bedingungen mit kurzfristigem Wetterwechsel. Lkw, die Gefahrgüter transportieren, machen einen Anteil von ca. 8 Prozent aus. Sollte es bei der Begegnung zu einem Unfall mit Gefahrgütern, die aufeinander reagieren, kommen, wären die Auswirkungen auf Menschen, Natur, Wirtschaft und Verkehrsfluss katastrophal. Besondere Gefahrenstellen sind Baustellen und Tunnels, wenn die LKW eng aneinander vorbeifahren. "Es besteht dringender Handlungsbedarf bei der Steuerung der Gefahrguttransporte sowie im Notfall-Management", ist Karl Fischer überzeugt. "Es ist ein Skandal, wie traurig es heute immer noch um die Kommunikation zwischen herstellendem Unternehmen, Spedition, Fahrern und Rettungskräften vor Ort steht." Eine Lösung für dieses drängende Problem stellte Agnes Eiband, Projektleiterin beim Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Prien, vor. In Rahmen des Eu-Projektes "Easyway" stellten die Wissenschaftler in einer Studie fest, dass die bestehenden Technologien wie Radiodurchsagen bei der Steuerung des Verkehrs und in Notfällen nur begrenzt einsetzbar sind. "Sobald es bei einem Unfall zu mehreren 100 Handy-Einschaltungen kommt, bricht das Netz zusammen", so Eiband. "SMS kommen nicht mehr verlässlich an." Als Alternative sieht die Projektleiterin die Technik des "Smartphones" mit einer weiter entwickelten Anwendung. Mit ihrer Mobilfunknummer melden sich die Fahrer in einer Zentrale an und können so jederzeit angesprochen informiert werden. Informationen über die gefährliche Fracht sind ebenfalls zentral hinterlegt. Sobald der Fahrer nun auf eine Gefahrenzone zu fährt, kann er individuell geortet eingeordnet werden. Entweder er wird umgeleitet oder angewiesen, einen Parkplatz anzufahren und zu warten, bis sich die problematische Situation entschärft hat. Einen Prototypen mit dem Namen "DAGObert", der all diese Anforderungen erfüllt, haben das Fraunhofer Institut Prien und die ebenfalls in Prien ansässige protime GmbH bereits entwickelt. "Mit der bereits heute zur Verfügung stehenden Technik kann sofort ein grenzübergreifendes Sicherheitssystem aufgebaut werden", betont Agnes Eiband. "Für die Zukunft eines optimalen Verkehrsleitsystems sind allerdings satellitengestütze Informationen erforderlich". Die weitere Vorgehensweise ist bereits festgelegt. Nach einer Machbarkeitsstudie, die sowohl die technischen als auch die benutzerspezifischen Anforderungen detailliert behandelt, wird ein Demoprojekt entlang der Tauern Achse zwischen München und Triest gestartet. Auf Basis dieser Erfahrungen wird eine europäische Lösung entwickelt. |