Amazon – der König der letzten Meile

Der Onlineversandhandelsgigant Amazon hat mit kurzen Lieferzeiten und umfassendem Sortiment den Versandhandel auf den Kopf gestellt. Das neu eröffnete Verteilzentrum in Großebersdorf ermöglicht die noch raschere Auslieferung im Großraum Wien und stärkt dank neuer Arbeitsplätze die regionale Kaufkraft.

Redaktion: Angelika Gabor.

Fällt der Name „Amazon“, denken die Wenigsten dabei an die Anfänge des Unternehmens als kleiner Buchversand. Jedes Kind weiß, dass es bei Amazon Spielzeug, DVDs und die aktuellsten Konsolenspiele findet, während die junggebliebene Oma vom chicen Strickpulli bis zum bestbewerteten Badreiniger alles Mögliche in den Warenkorb legt. Es gibt nichts, das es nicht gibt, und im Idealfall wird es schon am nächsten Tag geliefert. „Unser Ziel ist es, das Leben unserer Kunden zu vereinfachen“, ist Bernd Gschaider, Country Director Amazon Logistics Deutschland und Österreich, vom Angebot überzeugt. So sind die Services vielfältig: neben dem weltweiten Marktplatz und der Möglichkeit, Bücher ohne Verlag zu veröffentlichen, erfreuen sich besonders das wachsende Filmangebot und die Sprachassistentin Alexa zunehmender Beliebtheit. Durch „Amazon Prime“ werden unzählige Artikel kostenlos geliefert, in ganz Europa sorgen 40 Logistikzentren für die rasche Abwicklung der Lieferungen, da zählen die Verteilzentren noch gar nicht dazu.

Schneller, weiter, besser.
Mehr Nachfrage erfordert höhere Kapazitäten, das Schlagwort „Flexibilität“ bekommt höchste Priorität. „Um den wachsenden Bedarf an Next-Day- und Same-Day Belieferung effizient decken zu können, haben wir Amazon Logistics (firmeneigener Paketdienst, Anm.) gegründet. Wir nutzen die Dienstleistungen von Amazon Logistics ebenso wie die unserer bestehenden Partner und erhöhen somit die Kapazität“, erklärt Bernd Gschaider. Das Ziel ist, die Kunden so rasch wie möglich mit dem bestmöglichen Service zu beliefern – seit Oktober 2018 werden Sendungen vom eigenen Paketdienst in Österreich ausgeliefert. Das 9 800 m² große Verteilzentrum in Großebersdorf verfügt – im Gegensatz zu den Logistikzentren – über keine Lagerfläche. Bernd Gschaider: „Wir sortieren Pakete aus den Logistikzentren für die „letzte Meile“, die Auslieferung an den Kunden, eingelagert wird nichts.“

Die Anlieferung der Pakete aus den Logistikzentren erfolgt vor allem nachts, parallel zur Sortierung werden die Routen für die möglichst effiziente Auslieferung berechnet. Danach erfolgt die Übergabe der Pakete inklusive optimierter Routenplanung an die jeweiligen lokalen Lieferpartner, die sie letztlich an Kunden ausliefern. Pakete, die nachts in Großebersdorf ankommen, werden am selben Tag den Kunden zugestellt. „So können Kunden selbst bei späterer Bestellung Ware schon am darauf folgenden Werktag erhalten.“ Amazon arbeitet mit lernender Routenplanung, die sich beispielsweise bei erfolgreichen Zustellungen an ein Geschäft die Öffnungszeiten merkt, und mit Fahrern, die immer in den selben Gebieten ausliefern. Gschaider: „Wir wollen für unsere Kunden stets besser werden, etwa in puncto Sendungsverfolgung und schnellerer Anlieferung.“

Alle Neune.
Gleich neun unabhängige Lieferpartner (Intersprint, Albatros, Veloce Botendienste GmbH, LTS, Vega&Krä, DCPoint, Lalo Transport, BCNN, KELO) übernehmen die Sendungsverteilung von Großebersdorf ausgehend im Großraum Wien – und erhalten so die Chance, mit Amazon zu wachsen. „Diese Partner verhelfen uns zu zusätzlicher Kapazität und Flexibilität für die letzte Meile. Mehr als 250 Fahrer sind mit der Auslieferung unserer Pakete beschäftigt, und im Verteilzentrum haben wir auch rund 150 Arbeitsplätze geschaffen“, freut sich der Logistiker.

Aktuell wird an Verbesserungen in puncto Sendungsverfolgung und Anlieferung gearbeitet. Derzeit wird der Kunde informiert, sobald sich das Paket in der Zustellung befindet.Er kann dann gegebenenfalls einen konkreten Nachbarn als Empfänger angeben oder einen bestimmten sicheren Ablageort wählen. Änderungen sind sogar noch möglich, wenn das Paket schon zugestellt wird. Auch im Bezug auf die Umwelt möchte das Unternehmen einen Volltreffer landen, so kommen in einigen Städten bereits Elektroroller und E-Cargo-Bikes zum Einsatz. „Wir testen kontinuierlich neue Technologien an verschiedenen Standorten auf der ganzen Welt, um unseren Wirkungsgrad zu steigern und gleichzeitig Emissionen und Betriebskosten zu senken“, verrät Bernd Gschaider.

Volle Kraft voraus.
Betrachtet man ganz Europa, wurden durch Amazon im Jahr 2018 18 000 Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt sind nun 83 000 Menschen bei Amazon beschäftigt – weltweit sind es stolze 647 500 (Stand 2018). Steigende Beschäftigungszahlen bedeuten immer auch eine Verknappung der Ressource Mensch – für Gschaider kein Problem: „Für uns ist es insbesondere angesichts der Wachstumsrate entscheidend, weiterhin die besten Talente für uns zu gewinnen – und sie weiter zu entwickeln. Denn wir unterstützen unsere Mitarbeiter dabei, mit uns zu wachsen.“ Durch herausfordernde Aufgaben und eine konsequent innovative Kultur, in der praktisches Ausprobieren selbst dann über Theorie geht, wenn das mit Scheitern verbunden ist, sollen potentielle Mitarbeiter angelockt werden. Hinzu kommen wettbewerbsfähige Vergütungspakete und Zusatzleistungen wie Altersvorsorge, Berufsunfähigkeitsversicherung und Aktien. „Bei der Suche nach Talenten zeigen wir Präsenz, um potenziellen Mitarbeitern von Anfang an eine klare Vorstellung von ihrem zukünftigen Job und einen persönlichen Zugang zu geben.“

Laut Studie von EHI und Statista gaben Österreicher im Jahr 2017 rund 690 Millionen Euro bei Amazon aus, Tendenz steigend. Angesichts der umgerechnet rund 205 Milliarden Euro Umsatz weltweit sind das natürlich
Peanuts. Mit Amazon Logistics und verbesserten Lieferservices soll dieser Anteil aber schon bald spürbar größer ausfallen. (AG)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 1/2019

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