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Corona-19 kostet Österreich 7,6 Prozent Bruttowertschöpfung

Industrie will Forschung, Technologie und Innovation nach Österreich holen, Abhängigkeiten reduzieren und Staatsschulden gezielt abbauen.

„Die Situation ist ernst. Covid-19 stürzt die Weltwirtschaft in eine Rezession. Für Österreich ist es die schwerste seit 1929 in Friedenszeiten“, sagte Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IV-Chefökonom Christian Helmenstein zur konjunkturellen Lage.

Demnach ist nfür 2020 mit einem Rückgang der Bruttowertschöpfung in Höhe von 7,6 Prozent zu rechnen. Österreich könne sich von den weltweiten Entwicklungen nicht entkoppeln, sehr wohl aber den Schaden minimieren. Seitens der Industrie gebe es dafür einige klare Empfehlungen, darüber später.

Laut Christian Helmenstein kommt es durch Covid-19 zu einem simultanen Auftreten sowohl von Angebots- als auch Nachfrageschocks. Ersteres etwa in Form von Betriebsschließungen, zweiteres durch eine negative Einkommensdynamik, sodass der Absatz von Gütern und Dienstleistungen insgesamt zurückgeht.

Die Industriellenvereinigung hat Szenarien berechnet: ein Realszenario und ein Positivszenario. Im Realszenario, dem derzeit die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit zugemessen wird, verringert sich die Bruttowertschöpfung (BWS) in Österreich Covid-19-bedingt um 30,9 Mrd. Euro im Gesamtjahr 2020. Dies wären vom Umfang her 8,7 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung – doppelt so viel wie nach der Krise 2008/2009.

„Eine wirtschaftliche Erholung in Österreich setzt voraussichtlich erst im 3. Quartal 2020 ein. Ein kräftiger Rebound-Effekt ist ab dem vierten Quartal 2020 vor allem im Bereich der Investitionsaktivitäten zu erwarten, während sich die privaten Konsumausgaben nur allmählich während der Jahre 2020 und 2021 erholen werden“, führte Christian Helmenstein aus.

„Ein investitionsgetriebenes Wachstum ist der sicherste und nachhaltigste Weg aus der Krise“, zeigte sich Christoph Neumayer überzeugt. Daher brauche es Anreize für Unternehmen, die den Weg für Investitionen in Zukunftsbereiche wie Innovation, Technologie, Klima- und Umweltschutz ebnen und gleichzeitig entlasten“, so der IV-Generalsekretär.

Dies könnte einen Investitionsfreibetrag auf Anschaffungs- und Herstellungskosten von digitalisierungs- und umweltfördernden Investitionen in der Höhe von 25 Prozent für Digitalisierungsinvestitionen und 50 Prozent für umweltfördernde Investitionen beinhalten. Auch müsse man verstärkt auf die Beschäftigten als Motor des wirtschaftlichen Erfolgs setzen. So hätten Unternehmen temporär die Option, Beschäftigten aufgrund der zusätzlichen Covid-19-Belastung eine Prämie von bis zu 3.000 Euro steuerfrei zu bezahlen. „Daraus könnte man etwas Dauerhaftes machen“, so der IV-Generalsekretär.

Eine weitere Lehre aus der Corona-Krise sei, dass Österreich und Europa im Bereich Forschung, Technologie und Innovation – aber auch in der Produktion – wieder zu den Global Playern aufschließen müssen. „Wir müssen erfolgreiche Produktionsstandorte forschungsintensiver, innovativer Unternehmen am Standort absichern und die weitere Ansiedlung ausländischer Technologieunternehmen und vor allem die (Wieder-)Ansiedlung besonders systemrelevanter Produktionen in Österreich fördern“, betonte Christoph Neumayer.

Zu guter Letzt brauche es ein klares Konzept für den Abbau der Staatsschulden. „Mittels eines konkreten, verbindlichen mehrjährigen Stufenplans müssen wir deren Rückführung in Angriff nehmen“, stellte Christoph Neumayer klar, und fügte abschließend hinzu: „Es braucht dazu einen Mix aus wachstumsfördernden Maßnahmen auf der Einnahmenseite und effizienzsteigernden Maßnahmen auf der Ausgabenseite. Denn gerade in einem Höchststeuerland wie Österreich muss der Fokus auf der Ausgabenseite liegen.“

www.iv.at

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