Dir. Ing. Leopold Pilsner MBA, Geschäftsführer des Logistik Center Leoben, über die Frage nach dem richtigen Ausmaß der Datentransparenz, den hohen Stellenwert der Logistik und die Notwendigkeit einer Ausbildung für Logistiker.
Dir. Ing. Leopold Pilsner MBA, Geschäftsführer des Logistik Center Leoben
Der 4. Leobener Logistiksommer stand unter dem Motto “Logistik glasklar – Der Weg zu mehr Transparenz”. Was wollten Sie damit aussagen? Damit waren die Fragen gemeint: Wie viel Transparenz braucht man für Optimierungsprozesse; welche und wie viele Daten müssen erfasst werden? Es besteht nämlich die Gefahr der Informationsflut. Daher muss man sich auf effektive Instrumente einschränken. Auch mögliche Gesetzeskonflikte fallen darunter. Die hohe Datentransparenz hat dazu geführt, dass sich die Firmengrenzen zunehmend auflösen, etwa in der Zulieferindustrie bei Just-in-time-Lieferungen, wo viele Daten zwischen den Firmen ausgetauscht werden. Hier ist die Vernetzung zwischen den Lieferanten so eng geworden, dass die Computersysteme ineinander greifen. Es geht dabei um ein hohes Maß an Vertrauen, wenn sich die Firmen gegenseitig in die Zahlen schauen lassen. Und es geht um die Frage, welche Informationen andere Firmen haben dürfen und welche nicht.
Ein Thema war auch die Frage nach leistungsbezogener Bezahlung aufgrund von Datentransparenz. Was ist damit gemeint? Die Datenerfassung ist die eine Seite. Im Wertschöpfungsprozess sind aber auch Menschen eingebunden. Bei der Datenerfassung kann genau überprüft werden, welche Mitarbeiter schneller arbeiten; wer die bessere Qualität abliefert usw. Die Frage ist, ob ich diese Informationen alle wirklich brauche. Ein gutes Beispiel ist die genaue Mitverfolgbarkeit bei LKW-Transporten. Wenn die Ware ein paar Minuten zu lang an einem Ort steht, muss sich der LKW-Fahrer schon dafür rechtfertigen. Wie gehe ich daher mit Daten um, die auch Menschen betreffen? Welche Daten dürfen zugänglich sein? Früher wurde bei der Optimierung generell mehr Augenmerk auf die Technik gelegt. Heute kommt zunehmend der Faktor Mensch in den Mittelpunkt. Es geht hier um die Frage, welchen Stellenwert der Mensch hat. Ist der Mensch auch vollautomatisierbar? Ich meine, der Mitarbeiter muss zufrieden sein, dann stimmt auch die Qualität seiner Arbeit.
Im Bereich der Logistik entsteht ein zunehmender Bedarf an hochwertigem Personal. Wie sieht die Situation derzeit aus am Ausbildungssektor? Als wir vor sechs Jahren das Logistik Center Leoben gründet haben, hatte die Logistik bereits einen hohen Stellenwert in der Industrie. Aber es gab noch keine eigene Ausbildung dafür. Deshalb haben wir im Raum Leoben einige Ausbildungsschienen geschaffen, die mittlerweile Früchte tragen. Aus der HTL Leoben kommen heuer die ersten Maturanten mit Schwerpunkt Logistik. An der Montanuniversität gibt es die ersten Bakkalaureatsabschlüsse und ebenso die ersten Abgänger der FH Joanneum Kapfenberg. Das ist das erste Mal in Österreich, dass gut ausgebildete Logistiker in den Arbeitsmarkt kommen.
Welche Anforderungen müssen Logistiker erfüllen? Ein Logistiker muss eine Art ‚Wunderwuzzi‘ sein, denn er oder sie muss von allen Bereichen eines Unternehmens genaue Kenntnisse der Zusammenhänge haben: von der Technik im Produktionsprozess, von Informatik, von Kostenrechnung und Controlling, von Mitarbeiterführung, er muss gute Fremdsprachenkenntnisse in einer globalisierten Welt haben, er muss etwas von Marketing verstehen, von Finanzmathematik usw. Der Logistiker muss mit einem Wort die Zusammenhänge entlang der gesamten Wirtschaftskette erkennen und diese optimieren.
Welchen Stellenwert hat die Logistik heute? Vor sechs Jahren kam ich mit dem Slogan heraus “Logistik – die Königsdisziplin der Zukunft”. Die Leute haben das damals nicht so ernst genommen. Doch mittlerweile ist es genau so gekommen. Die Bereiche des Controlling und des Marketing haben sich in der Wirtschaft gefestigt. Heute hat die Logistik den höchsten Stellenwert, denn sie ist zum wichtigsten Instrument der Industrie in einem globalen Wirtschaftsraum geworden, in dem Systemkomponenten kreuz und quer über den Erdball geschickt werden. Früher hat ein Unternehmen alles allein gemacht. Heute machen viele Firmen arbeitsteilige Schritte in ihrer jeweiligen Kernkompetenz. Diese Arbeitsteilung nimmt immer höhere Ausmaße an. Aber die Logistik ist noch nicht am Höhepunkt. Den erwarte ich erst in drei bis vier Jahren.
Welche Chancen am Arbeitsmarkt hat ein Absolvent der Logistikausbildung? Eigens ausgebildetes Personal kommt erst langsam auf den Markt. Leoben ist hier jedoch Vorreiter. Vor fünf Jahren waren wir vom Logistik Center Leoben der Meinung, dass das Thema Ausbildung in der Logistik für die Industrie notwendig wird, da es noch keine Ausbildung gab. Wir haben die Großbetriebe daher gefragt, was sie genau brauchen. Danach richten sich die Lehrpläne. Die Absolventen werden daher weggehen wie die warmen Semmeln, um es so auszudrücken. In größeren Betrieben gibt es mittlerweile eigene Logistikabteilungen. Bei einigen Aktiengesellschaften gibt es bereits einen eigenen Vorstand für Logistik. Und viele Firmen beschäftigen eigentlich nur Logistiker, deren einzige Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass die Waren punktgenau in der erforderlichen Qualität auf der ganzen Welt bereit stehen. Die Chancen am Arbeitsmarkt stehen also sehr gut.
Welche Ziele setzt sich das Logistik Center Leoben für das nächste Jahr? Wir drehen kräftig an der Qualitätsschraube unserer Logistik-Aktivitäten. In den vergangenen Jahren fand der Leobener Logistiksommer in der Aula der Montanuniversität statt. Heuer übersiedelten wir in den Congress Leoben. Das ist sehr gut angekommen. Wir haben auch die Abschlussklassen der HTL, MUL und FH mit einbezogen und Diplomarbeiten präsentiert. Den Logistik Club Leoben möchten wir ausbauen und regelmäßige Kongresse veranstalten und einmal im Quartal Experten zu Vorträgen einladen. Nächstes Jahr feiern wir unser fünftes Jubiläum mit dem Logistiksommer. Wir sind weiter auf Wachstumskurs und befinden uns im Logistik Center in der dritten Ausbaustufe. Die neuen Räumlichkeiten sind bereits wieder zu hundert Prozent vermietet. Es stehen zusätzlich ein modernst ausgestattetes sechs-geschossiges Bürogebäude, neue Produktions- und Lagerhallen, mehr Parkplätze, sowie ein Autobahn- und ein Eisenbahnanschluss zur Verfügung. Bald beginnen wir mit der vierten Ausbaustufe. Wir nehmen auch an internationalen Veranstaltungen teil, etwa in Berlin Ende Oktober und in Magdeburg.
Das Interview führte Mag. Stephan Hofstätter für das österreichische Informationsportal Logistik Insider.
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